• 26.09.2014 17:54

  • von Charles Bradley (Haymarket)

"Project Brabham": Was es ist, wie es funktioniert

Der Name Brabham kommt zurück in den Motorsport und nimmt Kurs auf die LMP1-Kategorie und eine außergewöhnliche Idee: David Brabham erklärt den Plan

(Motorsport-Total.com) - Der berühmte Name Brabham steht 2015 vor einer Rückkehr in den internationalen Motorsport - erst als Team, dann als Konstrukteur. David Brabham, Sohn des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters und Brabham-Gründer Jack, hat einen neuartigen Weg gefunden, um Unterstützung für seine LMP2-/LMP1-Pläne zu generieren. Auch wenn Chassispartner und Motorendeal für das kommende Jahr noch nicht feststehen, ist Brabham entschlossen, mittels Crowdfunding eine langfristige Zukunft für die Marke zu sichern.

Titel-Bild zur News: Project Brabham

David Brabham geht bei seinem Einstieg in die WEC ungewöhnliche Wege Zoom

Brabham hat seine Pläne um eine Strategie mit Open Source und Crowdfunding gestützt, bei der es drei digitale Web-Applikationen gibt: Brabham-Fan, Brabham-Driver und Brabham-Engineer, bei denen interessierte Leute Mitglieder werden können. Damit soll die Community in der Lage sein, sich so stark wie noch nie bei einem Rennteam zu engagieren.

Mitglieder von Brabham-Fan können sich an gemeinschaftlichen Entscheidungen beteiligen, da das Team alles von der Investoren-Suche, der Fahrerauswahl und dem Bau der Gebäude bis hin zum Bau, Test und Rennen des ersten Autos teilen möchte. An Rennwochenenden wird dies der Internetzugang zu Live-Telemetrie, Material hinter den Kulissen, Funkkommunikation und Rennstrategie sein.

Brabham-Driver ist für diejenigen, die wissen wollen, was es braucht, um ein professioneller Rennfahrer zu werden. Mittels Online-Training wird Brabham das Wissen und Verständnis zur Verfügung stellen, um ein Setup zu entwickeln oder eine Siegermentalität zu erlernen. Dazu wird es Tipps von Ernährungsexperten und Sportpsychologen sowie einen Trainingsplan von Spezialtrainern geben.

Brabham-Engineer wird die Community in die Entwicklung der Renntechnologie des Teams einführen und eine Serie von Lernmodulen anbieten, bei der gezeigt wird, was man braucht, um ein Motorsport-Ingenieur zu werden. Projektherausforderungen werden alle Aspekte der Aerodynamik, CFD, Aufhängungsgeometrie und Getriebe abdecken, Mitglieder können dabei an der Entwicklung von speziellen Teilen beteiligt werden und eine Bestätigung ihrer Erfolge erhalten. Die verschiedenen Pakete werden detailliert auf der Crowdfunding-Seite von "Project Brabham" aufgeführt werden.

Brabham erklärt die Gründe

Frage: "Warum bringst du das Team auf eine so radikal andere Weise zurück?"
Brabham: "Der Grund, warum ich in den ganzen Jahren für so viele Teams gefahren bin, ist, weil viele von ihnen finanzielle Probleme haben und darum kämpfen, es bis zum kommenden Jahr zu schaffen. Ich besitze den Namen Brabham und einen Traum, das Team wieder zum Laufen zu bringen, um das Gebilde wieder aufzubauen, das Jack einst erschaffen hat. Ich dachte mir: 'Es muss einen anderen Weg geben.' Ich habe daran eine ganze Weile gearbeitet, und nun ist es Zeit, damit an die Öffentlichkeit zu gehen."

Frage: "Ist Nachhaltigkeit also der Schlüssel?"
Brabham: "Das ist es, und ich habe auch viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken. Ich bin sehr glücklich mit dem Modell. Es ist anders und wird die Denkweise der Leute erweitern. Es ist mehr als nur ein Rennteam. Wir kreieren eine Wissen-teilende Plattform, die Leuten eine größere Erfahrung vom Rennsport vermittelt und dem Team ein Lernumfeld gibt. Von den frühen Anfängen der Crowdfunding-Route gibt es Leuten die Möglichkeit, sich zu engagieren und Teil der Reise zu sein. Sie können die Aufregung spüren, und wenn wir wachsen, wachsen sie mit uns."

Frage: "Warum nehmt ihr die Route Crowdfunding?"
Brabham: "Es bringt Project Brabham in Gang und gibt Leuten die Möglichkeit, früh dabei zu sein und auf zukünftige Pakete gute Rabatte zu bekommen. Wenn man 10.000 Pfund bezahlt, dann beinhaltet das eine Privatstunde in Silverstone, was allerdings auf 20 Personen beschränkt ist. Wir haben verschiedene Pakete zu verschiedenen Preisen."

Frage: "Wird der Crowdfunding-Deal Alles-oder-nichts sein - oder wird er unabhängig vom Erreichen eurer Ziele passieren?"
Brabham: "Der Plan sieht natürlich vor, so viel Geld wie möglich zu bekommen. Je mehr Geld wir bekommen, desto schneller kann das Programm in die Tat umgesetzt werden. Wenn der Hunger danach da ist, werden wir rausgehen und den Prozess durchlaufen. Wenn wir es nicht bis zum ersten WEC-Rennen im kommenden Jahr schaffen, ist das auch kein Problem - der Deal ist langfristig. Es ist ein Programm, das fünf, zehn, 15 Jahre gehen soll. Ob wir jetzt im April, Mai oder Juni nächsten Jahres starten, ist eigentlich egal."

"Aber wir haben aus Investorensicht eine großartige Möglichkeit hier, und wir haben bereits mit vielen Leuten gesprochen. Alle wollen die Gespräche weiterführen, keiner hat wirklich gesagt: 'Wir sind nicht interessiert.' Hinter den Kulissen wurde das Projekt sehr gut angenommen, aber im Großen betrachtet, werden wir es nicht wissen, bis es Realität ist. Was wir bislang gesehen haben, deutet aber auf einen Erfolg hin."

Irgendwann LMP1...und Formel 1?

Frage: "Wie schaut euer Zeitplan denn aus?"
Brabham: "Im kommenden Jahr wird es eng werden, aber das Ziel ist, im kommenden Jahr in der LMP2-Klasse in der WEC zu starten. Allerdings hängt viel davon vom Hunger dafür auf dem Markt ab. Wenn der da ist - und Nachforschungen dazu waren sehr positiv - dann ist es die richtige Zeit dafür. Es macht es für Brabham viel einfacher, mit diesem Modell auf den Markt zu gehen und ein Investment zu bekommen. Wir wissen nicht, wie schnell das passieren wird, aber das ist Teil der Reise. Es ist Teil der Aufregung. Wir gehen zum Unbekannten und lassen das Leben den Job machen."

Frage: "Wie sieht der Plan für das erste Jahr aus? Sucht ihr nach Lösungen 'von der Stange' für euer LMP2-Auto?"
Brabham: "Aus Teamsicht müssen wir natürlich das nehmen, was da ist. Ich habe noch nicht entschieden, mit wem das sein wird, weil wir unentwegt daran gearbeitet haben, dieses Modell auf den Markt zu bringen. Aber die Leute, die durch unsere Fanforen und Brabham Digital früh involviert sind, werden sehen können, was wir denken und was wir tun. Das ist der Pfad, der vor uns liegt."

Frage: "Wie viele Leute benötigt man dazu?"
Brabham: "Ich schätze, es werden zwei Teams in einem sein, je nachdem wie viele Autos wir einsetzen werden. Was wir tun, kommt auf die Partner an - und das Geld, das wir erhalten. Wir werden ein Rennteam haben, und dann wird es noch ein Team geben, das die Informationen auf Brabham Digital zu allen Leuten senden wird."

Frage: "Würdest du langfristig gerne dein eigenes LMP1-Auto bauen?"
Brabham: "Erst einmal müssen wir das Team aufbauen und zum Laufen bekommen. Es braucht drei Jahre, um dorthin zu kommen, wo man sein möchte. Ungefähr nach der Hälfte der drei Jahre schauen wir auf den Langzeitplan, der natürlich den Bau eines Brabham LMP1 vorsieht. Und wir werden unsere Community antreiben und nutzen, um das zu bauen. Es gibt also ein gemeinschaftliches Designteam, das mit unseren Ingenieuren zusammenarbeitet."

Frage: "Wie realistisch ist der Gedanke, Brabham wieder in die Formel 1 zu bringen?"
Brabham: "Es ist ein Traum, man weiß nie. Der Weg dahin ist noch ein Stück weiter. Wir wollen das Programm zum Laufen bringen, die Systeme zum Funktionieren bringen und schauen, was funktioniert - und was nicht funktioniert. Wenn das Modell wirklich erfolgreich ist, dann werden wir sehen. Ich bin davon wirklich überzeugt, ich glaube daran."

Frage: "Wirst du deinen Helm als Fahrer an den Nagel hängen?"
Brabham: "Das werden wir sehen."