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  • 28.03.2014 14:26

  • von Gerald Dirnbeck & Roman Wittemeier

Webber und die knifflige Umstellung auf die Langstrecke

Porsche-Werksfahrer Mark Webber lebt sich beim Test in Le Castellet weiter in die Langstreckenszene ein - Als Fahrer muss er sich umstellen

(Motorsport-Total.com) - Im Fahrerlager der Sportwagen-WM ist Mark Webber ein gefragter Mann. Der Australier verfügt aus erster Hand über viel Formel-1-Erfahrung und arbeitet nun in der WEC für Porsche. Das Comeback der Sportwagenschmiede ist eines der größten Themen in diesem Jahr. In dieser Woche wurde ausgiebig in Le Castellet (Frankreich) getestet. Webber sammelte wichtige Erfahrungen und arbeitete mit dem Team an der Entwicklung des Porsche 919 Hybrid, der in der 6MJ-Klasse an den Start gehen wird.

Titel-Bild zur News: Timo Bernhard, Mark Webber, Brendon Hartley

Mark Webber muss sich als Fahrer auf viele neue Details einstellen Zoom

"Wir haben hier von Montag bis Mittwoch getestet. Es waren lange Nächte und viel Arbeit", blickt Webber auf die vergangenen Tage zurück. "Wir haben viel gelernt und viele Daten gesammelt. Für die Longruns brauchen wir noch etwas mehr Testkilometer. Für mich persönlich war es eine interessante Erfahrung, denn ich bin zum ersten Mal in der Nacht gefahren. Es hat auch leicht geregnet, dazu kam der Verkehr mit den langsameren Autos. Es war für mich eine interessante Woche, um ein Gefühl zu bekommen und auch um die anderen Autos zu beobachten."

"Es war sehr beeindruckend, wenn man hierherkommt und Porsche hat zwei Autos in Betrieb. Vom Arbeitsaufwand her ist es mit der Formel 1 vergleichbar." Obwohl Webber einer der erfahrensten Rennfahrer ist, muss auch er sich auf die Feinheiten der Langstrecke umstellen. Zum einen muss er sich das Auto mit Teamkollegen teilen, dazu kommen die langen Stints, das Fahren bei Nacht und der Verkehr der langsameren GT-Autos.

Abgesehen vom Speed muss der Fahrer auf der Langstrecke auch andere Fähigkeiten einsetzen, um erfolgreich zu fahren. Speziell die Nacht war für Webber eine Umstellung. "In der Formel 1 sind die Strecken hell erleuchtet", vergleicht er die Anlagen in Singapur und Abu Dhabi. "Das macht es einfacher. Hier hat man nur die Lichter vom Auto. Ich bin um drei Uhr in der Nacht gefahren. Egal was man in anderen Kategorien gemacht hat, diesen Aspekt muss man lernen."

"Es ist sicher nicht einfach. Dazu kommt auch der Regen auf der Windschutzscheibe. Dafür muss man auch ein Gefühl bekommen. Für mich kam überraschend, wie stark sich die Strecke verändert, auch wenn es nicht regnet. Es war gut, dass ich ein Gefühl für die Unterschiede bei Tag und Nacht bekomme." Wenn in der Nacht der Asphalt abkühlt, ändert sich auch das Fahrverhalten des Autos.

Webber muss sich auf viele Aspekte einstellen. "Ich muss etwas mehr aufpassen, denn das Auto ist schwerer und hat im Vergleich zur Formel 1 weniger Abtrieb", stellt er einen Vergleich an. "Es wird interessant werden, wenn ich den Porsche auf Strecken fahre, die ich aus der Formel 1 kenne. Mit dem Formel-1-Auto kann man mehr attackieren, weil es leichter ist und mehr Abtrieb hat." Über den Verkehr kann der 37-Jährige noch nicht viel berichten, denn beim Test in Le Castellet war auf der Strecke etwas weniger los, als es dann beim 24 Stunden Rennen in Le Mans der Fall sein wird.


Porsche testet den 919 Hybrid in Le Castellet

"Es war nicht sehr viel Verkehr, aber 85 Prozent des Starterfeldes hat genug Erfahrung", macht sich Webber keine Sorgen. "Die anderen Fahrer werden es noch lernen. Man sieht bei den Fahrern, die über wenig Erfahrung verfügen, wie sie versuchen den Rhythmus zu finden. Das erwartet man." Webber ist in der WEC ein Neuling, obwohl er Ende des vergangenen Jahrtausends schon in Le Mans unterwegs war.

Wenige Parallelen aus erster Sportwagenzeit

Der berüchtigte Überschlag mit dem Mercedes im Jahr 1999 ist in die Geschichte eingegangen. Da Webber seit damals hauptsächlich in der Formel 1 unterwegs war, kann er jetzt kaum auf die Sportwagenerfahrung von damals zurückgreifen. Auch die Technik hat sich extrem verändert. "Damals ist man mit einem normalen Verbrennungsmotor gefahren und jetzt hat man Hybrid-Antriebe."

"Es gibt aber viele Parallelen. Man muss bei langen Stints konstant fahren. Das Geschwindigkeitsgefühl im geschlossenen Cockpit ist weiterhin vorhanden. 320 km/h fühlen sich genauso wie im Formel-1-Auto an. Jetzt ist de Technik viel ausgereifter, es findet viel mehr Entwicklung statt und es ist auch mehr Geld involviert", meint er über die Szene. Das große Fragezeichen betrifft die Konkurrenzfähigkeit des neuen Porsche 919 Hybrid.

"320 km/h fühlen sich genauso wie im Formel-1-Auto an." Mark Webber

Erst der Saisonauftakt in Silverstone wird den ersten Vergleich zwischen Porsche, Audi und Toyota zeigen. "Ich glaube, dass die Konkurrenzfähigkeit des Teams von den Veranstaltungen abhängen wird", meint Webber mit Blick auf die unterschiedlichen Strecken im Kalender. "Es ist noch sehr früh. Wir waren mit Audi in Sebring und sind hier mit einigen weiteren Teams. Die Strecke ist aber ganz anders als Sebring. Audi ist im ersten und letzten Sektor stark und wir im mittleren."

"Wir versuchen uns konstant zu verbessern und müssen noch viel erledigen. Wenn man im Langstreckensport erfolgreich sein will, müssen viele Dinge organisiert sein. Viele Faktoren spielen zusammen, die für uns alle neu sind. Die kommenden Monate werden für uns sehr interessant." Auf ein konkretes Ergebnis in Silverstone kann sich Webber nicht festlegen: "Man muss über sechs Stunden sein Bestes geben. Das wird jeder so machen. Ich glaube, dass das Streckenlayout für uns eine Herausforderung sein könnte."