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Porsche: 3.556 Kilometer in Paul Ricard

Das Porsche-Team absolvierte den ersten gemeinsamen Prolog aller Teams mit Bravour - Im Vergleich mit Audi und Toyota stehen die Zuffenhausener gut da

(Motorsport-Total.com) - Das Porsche-Team erlebte zwei intensive Testtage mit den neu entwickelten 919 Hybrid beim Prolog zur Langstrecken-WM (WEC) in Paul Ricard. Erstmals traf Porsche dabei auf die Mitbewerber in der WEC und machte Bekanntschaft mit den Geschwindigkeitsunterschieden in den Fahrzeugklassen.

Titel-Bild zur News: Bernhard Webber Hartley

In Le Castellet fährt Porsche auf Augenhöhe mit Audi und Toyota Zoom

Auf dem 5,791 Kilometer langen Kurs in Südfrankreich betrug die Differenz in den Rundenzeiten zwischen dem insgesamt schnellsten Prototypen (Brendon Hartley auf Porsche) und dem langsamsten GT-Fahrzeug rund 20 Sekunden. Erst am Anfang der zurückliegenden Woche hatte das Team bei drei privaten Testtagen auf derselben Strecke zum ersten Mal überhaupt beide Fahrzeuge gleichzeitig eingesetzt.

Die beiden Fahrertrios Romain Dumas/Neel Jani/Marc Lieb und Timo Bernhard/Brendon Hartley/Mark Webber legten Freitag und Samstag insgesamt 614 Runden (umgerechnet 3.556 Kilometer) zurück. Sie trainierten unzählige Fahrerwechsel und arbeiteten mit den Ingenieuren weiter an der Fahrzeugabstimmung.

Porsche in 6-Megajoule-Klasse

"Wir haben bei dem seitens der WEC-Organisation hervorragend vorbereiteten Prolog unser geplantes Programm abarbeiten können", erklärt Teamchef Andreas Seidl. "Nachdem wir uns beim privaten Test auf lange Distanzen konzentriert hatten und zwei Sechs-Stunden-Rennen simulieren konnten, haben wir jetzt auch unsere Qualifying-Performance getestet."

Man mache in allen Bereichen gute Fortschritte - Teamarbeit, Leistung und Standfestigkeit. "Aber wir wissen auch, dass wir den Erfahrungsvorsprung der Konkurrenz nicht so schnell aufholen können, und bis zum Saisonauftakt haben wir noch einige Hausaufgaben zu erledigen", so Seidl weiter.

Abseits des Geschehens auf der Strecke wurde in Paul Ricard ein weiterer wichtiger Punkt geklärt: Der Porsche 919 Hybrid ist nun für die so genannte 6-Megajoule-Klasse homologiert. Diese Einstufung definiert, wie viel gespeicherte elektrische Energie pro Runde abgerufen und genutzt werden darf. Gleichzeitig bestimmt die Megajoule-Klasse, welche Kraftstoffmenge pro Runde verbraucht werden darf.

Jani: "Die Bilanz ist gut"

"Die Entscheidungsfindung für eine Megajoule-Klasse ist eine komplexe Kalkulation", meint Porsche-Technikchef Alexander Hitzinger. "Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen: Wir haben unsere Energierückgewinnungs-Systeme so groß und so schwer gemacht, wie es das Fahrzeugkonzept insgesamt erlaubt. Mit der damit wiedergewonnenen Energiemenge sind wir in der 6-Megajoule-Klasse richtig."

"Wir haben große Fortschritte gemacht. In meinen Augen lief der Prolog besser als gedacht", resümiert Romain Dumas. Es sei beeindruckend gewesen, wie man in der WEC empfangen wurde, und der Druck sei riesig. Dennoch freut sich der Franzose auf das erste Rennen in Silverstone: "Aber wir verlieren unser Ziel nicht aus den Augen: Als nächstes wollen wir das Sechs-Stunden-Rennen in Silverstone beenden."


Fotos: Porsche, Porsche testet den 919 Hybrid in Le Castellet


Teamkollege Neel Jani stimmt ebenfalls in den positiven Grundtenor ein und bilanziert: "Unser Entwicklungstempo kann mit dem starken Mistral-Wind auf der langen Geraden hier in Paul Ricard locker mithalten. Unsere Bilanz ist gut. Wir konnten Probleme ausräumen und haben neue entdeckt, die jetzt gelöst werden." Auch die Zusammenarbeit mit Dumas und Lieb sei sehr gut.

Webber freut sich auf Silverstone

Marc Lieb glaubt, dass in Silverstone der Geschwindigkeitsunterschied noch größer sein wird. Denn beim Testen "sind eigentlich nie alle Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs. Denn Paul Ricard ist eine relativ lange Strecke. Das wird in Silverstone natürlich noch intensiver."

Timo Bernhard, der zusammen mit Hartley und Webber den zweiten Porsche pilotiert, freut sich vor allem über den Teamgeist: "Natürlich ist die Entwicklung seit dem Rollout im Juni 2013 riesig. Aber noch viel wichtiger ist in meinen Augen, wie wir hier zusammengewachsen sind, wie sich echter Teamgeist entwickelt."

Außerdem sieht er auch für die Fans mehr Spannung, da alle LMP1-Wagen dicht beisammen liegen. Hartley ist vor allem stolz auf seine Bestzeit am Freitag: "Erstmals als Werksfahrer in der Topklasse der Le-Mans-Prototypen aufzutreten, war eine eindrucksvolle Erfahrung. Dabei die schnellste Rundenzeit gefahren zu sein, ist sicher nicht das Wichtigste für unser Testprogramm, aber für mich natürlich das Sahnehäubchen."

Auch Ex-Formel-1-Pilot Mark Webber geht mit einem positiven Gefühl in die Saison. Es sei unglaublich harte Arbeit für die Mannschaft gewesen, aber dass es so gut lief, "ist Lohn und Balsam für die Crew. An jedem Einsatztag finden wir neues Verbesserungspotenzial, das ist extrem motivierend." Nun ist Webber schon auf seinen ersten Renneinsatz im Porsche gespannt, wie man sich beim Auftaktrennen am 20. April in Silverstone schlagen wird.