• 19.03.2014 14:12

Kraihamer im Rebellion-LMP1: "Es geht ein Traum in Erfüllung"

Rebellion verpflichtet Dominik Kraihamer für die kommenden WEC-Saison - Im Interview spricht der Österreicher über sein neues Team und seine Ziele für 2014

(Motorsport-Total.com) - In der vergangenen Woche gab das Schweizer Rebellion-Team die Verpflichtung des Österreichers Dominik Kraihamer für die kommenden WEC-Saison bekannt. Ob Kraihamer mit diesem Wechsel gerechnet hat und welche Ziele er mit seinem neuen Rennstall für 2014 hat, lesen Sie im Interview mit dem 24-jährigen Salzburger.

Titel-Bild zur News: Dominik Kraihamer Rebellion

Dominik Kraihamer geht in der WEC in der Saison 2014 für Rebellion an den Start Zoom

Frage: "Hallo Dominik, seit ein paar Tagen steht fest, in welchem Auto du in der kommenden Saison um Podiumsplätze kämpfen wirst. Bist du erleichtert?"
Dominik Kraihamer: "Ich bin sogar gewaltig erleichtert. Am Ende einer Saison macht man sich als Fahrer natürlich Gedanken darüber, ob und wie sehr man in den vergangenen Rennen aufzeigen konnte, um andere Teams zu beeindrucken und mit ihnen dadurch ins Gespräch zu kommen."

"Doch hätte ich mir vor ein bis zwei Monaten nicht erträumen lassen, dass ich als junger Pilot dieses Jahr die Chance bekomme, mich in einem so toll aufgestellten LMP1-Privatteam wie Rebellion beweisen zu dürfen. Ich bin schon sehr dankbar für meinen bisherigen Weg im Motorsport. Da wurde einiges an Zeit und Energie von verschiedenen Personen, die so tatkräftig hinter mir stehen, investiert. Ich gebe immer 110 Prozent. Da ist es dann echt super, wenn man merkt, dass sich das auch auszahlt und ich mir dadurch eine so tolle Möglichkeit wie diese erarbeitet habe."

"Man darf sich von außen nicht verrückt machen lassen"

Frage: "Du hattest 2013 eine durchwachsene LMP2-Saison mit Rückschlägen, aber auch einigen Highlights. Was waren für dich die Tops und Flops der Saison 2013?"
Kraihamer: "Das Positive an der Saison 2013 war sicherlich der Lerneffekt in Sachen Motivation, Zielstrebigkeit und Ausdauer. Mit dem Lotus T129 hatten wir leider sehr viele Probleme. Anfangs haderte ich damit - so wie auch meine Teamkollegen. Doch es kam dann ein gewisser Punkt, an dem ich mir selber sagte, dass ich die Situation nun sowieso nicht alleine um 180 Grad drehen kann und ich mich auf das Positive konzentrieren muss. Ab diesem Zeitpunkt versuchte ich, auch das ganze Team mitzureißen."

"Auch wenn manche damit nicht zurechtkamen, dass ich auch in schwierigeren Situationen mit einem Lächeln herumlief und das auf sie dann wie ein 'Überspielen der Probleme' wirkte, kam ich damit ganz gut zurecht und konnte mich wieder auf meine eigenen Leistungen konzentrieren. Ich habe in der Saison 2013 für mich und meine weitere Karriere sehr viel mitgenommen. Vor allem habe ich gelernt, dass man sich von außen nicht verrückt machen lassen darf, sondern der Fokus immer auf den wesentlichen Dingen gerichtet sein muss."

"Ich gebe immer 110 Prozent. Da ist es dann echt super, wenn man merkt, dass sich das auch auszahlt." Dominik Kraihamer

"In Le Mans mit 325 km/h die langen Geraden hinunter brettern"

Frage: "Welche Erwartungen hast du an die Zusammenarbeit mit Rebellion?"
Kraihamer: "Seit ich im Langstrecken-Motorsport eingestiegen bin, ist mir Rebellion ein Begriff, mit dem ich sehr viel Positives verbinde. Ich habe immer aufmerksam verfolgt, wie sich das Team entwickelt - zumindest was nach außen hin ersichtlich ist. Es geht ein Traum in Erfüllung, in einem dieser LMP1-Autos von Rebellion fahren zu dürfen. Vor ein paar Jahren war das noch sehr unrealistisch für mich. Darum genoss ich einfach bewusst das Beobachten dieser Boliden, wenn sie in Le Mans mit 325 km/h die langen Geraden hinunter brettern."

"Dass ich nun Teil dieses Teams sein darf, ist eine sehr große Ehre für mich - für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich erwarte mir sehr viel von dieser Zusammenarbeit. Zum einen wird das Entwickeln des neuen Prototypen von Rebellion, dem R-One, eine äußerst spannende und herausfordernde Aufgabe. Zum anderen kann ich von meinen viel erfahreneren Teamkollegen wie zum Beispiel Nick Heidfeld sehr viel lernen. Das werde ich natürlich nutzen!"

"Ich habe in der Saison 2013 für mich und meine weitere Karriere sehr viel mitgenommen." Dominik Kraihamer

"Wie ein kleines Kind vor dem Weihnachtsbaum stehend"

Frage: "Weil du es gerade ansprichst: Du hast mit Nick Heidfeld einen Teampartner, der lange Zeit in der Formel 1 gefahren ist. Was kannst du dir von einem Routinier wie ihm abschauen?"
Kraihamer: "Ich fühle mich wie ein kleines Kind vor dem Weihnachtsbaum stehend, wenn ich daran denke, von einem fahrerischen Kaliber wie Nick lernen zu dürfen."

"Ich habe ihn vergangenes Jahr am Flughafen in Austin kennengelernt und ein nettes, fachliches Gespräch mit ihm geführt. Allein diese 30 Minuten haben mich begeistert. Er wirkt, wie alle anderen Fahrer bei Rebellion auch, sehr sympathisch und kompetent. Ich denke, dass er mir in allen Bereichen, sprich fahrerisch, technisch und im generellen Auftreten im Motorsport helfen kann."

Frage: "Mitte April startet in Silverstone die WEC in die Saison 2014. Was sind deine Ziele für die kommende Saison?"
Kraihamer: "Mein Ziel für die Saison 2014 ist es, mich zur Gänze für das Team einzusetzen und mir nie vorwerfen zu müssen, dass ich an einem Punkt zu wenig konsequent agiert habe."

"Das ist anfangs, wenn man in ein neues Team kommt, immer ein schmaler Grad zwischen positivem Einsatz und überschwänglichem Stören bereits eingespielter Systeme. Ich denke, ich werde mir eine gewisse Zeit nehmen, um mich zu 100 Prozent ins Team zu integrieren. Alles andere kommt dann mit der Zeit von selbst."

Gutes Resultat bei den 24 Stunden von Le Mans wäre "tolle Sache"

Frage: "Blicken wir in die Zukunft: Welche Schlagzeile würdest du am 16. Juni 2014 gern in der Zeitung lesen?"
Kraihamer: "Ich könnte hier nicht einmal eine bestimmte Schlagzeile nennen. Ein gutes Resultat bei den 24 Stunden von Le Mans wäre natürlich eine tolle Sache und eine Art von Bonus. Ich werde aber versuchen, das Maximum zu geben und dann sieht man, was dabei herauskommt. Mehr kann ich nicht machen.

"Es könnte ja auch der Fall eintreten, dass wir als Team ein super Ergebnis erzielen und es tolle Schlagzeilen gibt. Das liest jeder Rennfahrer gern. Wenn jedoch meine eigene Leistung nicht zu 100 Prozent gepasst hat, kann ich trotzdem nicht restlos zufrieden sein. Darum stelle ich mir keine Wunsch-Schlagzeile vor, sondern bin glücklich, wenn ich gut gefahren bin und ich mit Rebellion erfolgreich war."