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  • 07.05.2012 11:52

  • von Roman Wittemeier

Gene im Glück: Sieg beim Debüt für Audi

Audi-Ersatzfahrer Marc Gene glänzt bei seinem allerersten Einsatz im R18: "Das Leben steckt voller Überraschungen" - Le-Mans-Start hängt von Timo Bernhards Genesung ab

(Motorsport-Total.com) - Das WEC-Rennen in Spa-Francorchamps endete mit einer Überraschung: Aus der großen Audi-Riege war es einer der konventionellen R18 ultra, der den Erfolg verbuchen konnte - und dann auch noch mit einem neuen Fahrertrio: Romain Dumas, Loic Duval und Bernhard-Ersatzmann Marc Gene. Vor allem der erfahrene Spanier fühlte sich nach seinem Sieg beim allerersten Einsatz für Audi wie im siebten Himmel.

Titel-Bild zur News: Marc Gene

Perfekter Einstand beim neuen Arbeitgeber: Ex-Peugeot-Pilot Marc Gene

"Das Leben steckt voller Überraschungen. Ich bin ein sehr glücklicher Mann", so Gene freudestrahlend nach seinem Sieg in Spa-Francorchamps. Der Formel-1-Testpilot von Ferrari ist somit der erste Fahrer, der einen Sieg für die beiden großen Le-Mans-Kontrahenten der vergangenen Jahre - Audi und Peugeot - holen konnte. "Bis vor wenigen Wochen stand ich ohne WEC-Job da und jetzt habe ich mein allererstes Rennen mit Audi gewonnen. Es war mein dritter Sieg in Spa - aber dies war der schönste", lacht Gene.

"Marc war am Ende seines Abschnitts unglaublich stark. Und das, obwohl er dieses Auto noch nie im Regen gefahren ist", lobt sein Teampartner Dumas. Bei genauer Verfolgung der Rundenzeiten fiel auf, dass nichts auffällig war. Gene präsentierte sich auf dem gleichen Niveau wie seine Kollegen. "Audi wollte jemanden, der sofort Leistung bringen kann. Ich habe mit meiner Erfahrung bewiesen, dass ich so etwas leisten kann. Es hat beim Test 20 Runden gedauert, um auf Speed zu kommen", schildert der Spanier.

Gene hatte sich rund einen Monat nach dem Abschied der Löwen selbst bei Audi angeboten. "Nach dem Peugeot-Aus stand ich im Gegensatz zu einigen Kollegen nicht ohne Job da. Ich arbeite beim Fernsehen und nach wie vor für Ferrari. Dennoch habe ich mich um ein Cockpit in der LMP1 bemüht. Man hat mich überall herzlich empfangen, aber ein Vertrag kam nie zustande", so Gene. "Gut, dass es anderswo nicht geklappt hat, denn jetzt habe ich den besten Job der Welt."

Gene bekam einen dreitägigen Test in Le Castellet als Vorbereitung auf seinen Einsatz. Am vergangenen Samstag ging ein Traum in Erfüllung. "Dieser Erfolg war total unerwartet, denn wir waren überhaupt nicht der Favorit. Im Training waren wir zu langsam", sagt er. "Die Hybridautos waren wegen der deutlich besseren Traktion im Regen im Schnitt 1,5 Sekunden schneller. Auf trockener Strecke lief es dann bei uns besser. Wir hatten deutlich weniger Untersteuern."


Fotos: WEC in Spa-Francorchamps


"Mit fällt es vielleicht leichter, mich in ein solches Team zu fügen als einem jungen Fahrer. Ich kenne solche Fahrzeuge, ich war bei Williams, Peugeot, Ferrari und BMW immer in großen Werksteams und kenne solche Strukturen", schildert der erfahren Pilot. "Ich habe auch den Audi-Fahrern gegenüber einen gewissen Vorteil: Ich bin seit vielen Jahren an geschlossene Autos gewöhnt. Seit 2007 fahre ich in solchen Autos. Die anderen haben noch etwas mehr Probleme damit als ich."

Der Auftritt in Spa war eine perfekte Empfehlung für weitere Einsätze. Ob es dazu kommt, ist ungewiss. "Wenn ich nicht in Le Mans fahre, dann sind das in allererster Linie gute Nachrichten bezüglich Timo Bernhard. Er hat den Einsatz doch viel mehr verdient als ich", stellt sich Gene in die zweite Reihe. "Ganz ehrlich: Ich habe mit Audi noch nicht einmal konkret darüber gesprochen. Ich bleibe meiner Linie definitiv treu: Niemals würde ich einem Kollegen etwas Schlechtes wünschen."

"Ich werde wahrscheinlich den Vortest in Le Mans fahren. Ich denke, erst danach wird man entscheiden, ob Timo fahren wird. Es hängt sowieso nicht von mir oder von Audi ab, sondern vom Urteil der Ärzte", sagt der Spanier. "Durch den Sieg in Spa ist dieses Jahr schon wunderbar für mich. Man wird mich auf Grundlage der Leistung in Spa beurteilen. Mein Ziel ist es, im kommenden Jahr voll für Audi zu fahren. Ich muss sagen, so gesehen läuft es bislang perfekt. Wer weiß, was die Zukunft bringen wird? Wer hätte gedacht, dass ich mit Audi in Spa gewinne? Es passieren immer wieder Überraschungen."