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  • 06.03.2012 15:10

  • von Roman Wittemeier

DeltaWing beim Test gesichtet

Das amerikanische DeltaWing-Projekt ist endlich im Testbetrieb - Nach langen Verzögerungen ein erster Shakedown in Kalifornien

(Motorsport-Total.com) - Nach monatelangen Planungs- und Aufbauarbeiten hat das DeltaWing-Projekt, das im Juni in Le Mans als Gaststarter aus der 56. Box ins Rennen gehen soll, die ersten Meter absolviert. Auf einem Testgelände im kaliforischen Buttonwillow absolvierte die Entwickler und das künftige Einsatzteam Highcroft einen kurzen Shakedown mit der "Rennrakete". Am Steuer dürfte Marino Franchitti gesessen haben, der bislang als einziger Pilot für das spektakuläre Projekt bestätigt wurde.

Titel-Bild zur News:

56. Box: Highcroft wird den DeltaWing im Juni in Le Mans einsetzen

Im Heck des DeltaWing, der wie ein Dreirad anmutet, arbeitet ein 1,6-Liter-Turbo. Welches Fabrikat man verbaut hat, wurde bislang nicht bekannt. Aus dem Umfeld der Entwickler um Dan Guerney ist zu hören, dass in den kommenden Wochen mehrere Sponsoren und technische Partnerschaften verkündet werden sollen. Erst dann wird man erfahren, welcher Hersteller das 300 PS starke Triebwerk für den DeltaWing liefert.

Schon in wenigen Tagen im Rahmen des WEC- und ALMS-Auftaktes in Sebring soll der DeltaWing einige Demorunden drehen. Ob es dazu tatsächlich kommt, ist aber unsicher. Ursprünglich wollte man schon im Herbst vergangenen Jahres zu ersten Testläufen ausrücken. Dieses Vorhaben wurde zunächst auf Januar, dann auf Februar vorschoben. Am Vormittag des 1. März war es schließlich soweit. Gegen 11 Uhr Ortszeit rannte die Rakete vorsichtig auf dem Testgelände.

"Das Fahrzeug geht tatsächlich um die Ecken" - dies war die häufigste Reaktion auf die Bilder, die ein Fan per Videokamera produziert und ins Internet gestellt hatte. "Es widerspricht eben der Intuition", entgegnet Chefdesigner Ben Bowlby allen Zweiflern auf 'autoweek.com'. "Früher haben auch alle gedacht, die Erde sei eine Scheibe, weil man es sich gar nicht anders vorstellen könnte. Niemand hatte geglaubt, es könnte tatsächlich eine Kugel sein."

Die Entwicklermannschaft von Dan Guerneys All-American-Racers will den Motorsport revolutionieren. Das Konzept basiert auf einem Ganassi-Entwurf für die IndyCar-Serie. Die Macher der amerikanischen Motorsportszene schenkten dem Projekt von Ex-Lola-Designer Bowlby jedoch nicht das nötige Vertrauen. Auch dort gab es erhebliche Zweifel, ob dieses Fahrzeug jemals durch die Kurven kommen könnte. "Die Reifenauflagefläche, die Gewichtsverteilung und die aerodynamische Balance harmonieren perfekt", so Bowlby.

"Das Resultat ist, dass dieses Fahrzeug sehr gut ausbalanciert ist. Bei einem Heckantrieb willst du sowieso die höhere Achslast auf der Antriebsachse haben. Das Interessante bei unserem Projekt ist, dass wir auch die größere Bremsleistung hinter dem Schwerpunkt haben. Das ist außergewöhnlich und sorgt für eine fantastische Balance auf der Bremse", beschreibt Bowlby die Vorzüge seines Konzeptes. Derzeit optimiert man die Gewichtsverteilung, die für die Fahrbarkeit des Gefährts von entscheidender Bedeutung ist.


Die ersten Meter des DeltaWing

Die Entwickler hoffen, dass die Zweifler in den kommenden Monaten verstummen werden. Spätestens beim Start im Juni in Le Mans soll die Ernsthaftigkeit hinter dem Ansatz verstanden werden. "Es war eben so, dass wir einfach mal alle Regelbücher des Motorsports weggeworfen und etwas völlig Neues realisiert haben", sagt Bowlby. Angeblich hat der Deltawing bereits alle Crashtests der FIA bestanden, dem Renneinsatz stünde demnach nichts mehr im Wege.

"Als ich den Wagen erstmals gesehen habe, hat es mir die Sprache verschlagen", meint Marino Franchitti, der sich nun als Pionier der Rennauto-Entwicklung sieht. "Das ist völlig anders als alle Rennwagen zuvor. Sonst gibt es im Motorsport heutzutage nur noch kleine Entwicklungsschritte. Es ist toll, mal bei etwas Großem dabei sein zu dürfen. Es ist wie das erste Formel-1-Auto mit Heckmotor, das erste Auto mit Flügeln oder das erste Ground-Effekt-Auto. Ich bin stolz, dass ich fahren darf. Solch eine Chance bekommt man nicht alle Tage."