Allan McNish ist einer der schnellsten Sportwagen-Fahrer der Welt - und eine der sympathischsten Erscheinungen in den Fahrerlagern dieser Welt.
Doch nun beendet der am 29. Dezember 1969 geborene Schotte im Alter von 43 Jahren seine Karriere als Rennfahrer.
Hätten Sie den jungen Mann erkannt? Allan McNish im Alter von zarten 20 Jahren bei seinem Formel-3000-Sieg in Silverstone im Jahr 1990. Der Schotte galt damals als eines der größten Talente auf der britischen Insel.
Darauf wurde auch das damalige Weltmeisterteam McLaren aufmerksam, die das Nachwuchstalent den MP4/5b testen ließen. Auch für Benetton testete McNish, doch sein Traum von der Formel 1 sollte sich vorerst noch nicht erfüllen.
Nach weiteren Jahren in der Formel 3000 wandte sich McNish Mitte der 1990er-Jahre dem Langstreckensport zu und stellte auch dort sein Talent unter Beweis. Gleich im zweiten Anlauf gelang ihm zusammen mit Laurent Aiello und Stephane Ortelli im Jahr 1998 im Porsche 911 GT1 der Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans.
1999 ging McNish im bildhübschen Toyota GT-One an der Sarthe an den Start. Doch beim "Größten Wagenrennen seit Ben Hur" blieb das Auto auf der Strecke. Nach 173 Runden verunglückte McNishs Teamkollege Thierry Boutsen nach einem Reifenschaden schwer.
Ende 1999 saß der schnelle Schotte erstmals am Steuer eines Audi - hier beim Test des R8R in Sebring.
In der Saison 2000 ging McNish dann erstmals als Audi-Werksfahrer an den Start. Mit an Bord waren seine altbekannten Fahrerkollegen Laurent Aiello und Stephane Ortelli. Schon im Qualifying zeigte McNish seinen überragenden Speed und stellte den neuen Audi R8 auf die Pole-Position.
2001 war McNish dann am Ziel seiner Träume angekommen. Toyota verpflichtete den Schotten für sein neues Formel-1-Team, wo er Teamkollege von Mika Salo wurde.
2001 enthüllte McNish noch den Testträger von Toyota, ein Jahr später wurde er dann richtiger Grand-Prix-Pilot.
Doch in der Formel 1 fand McNish kein Glück. Sein erstes Rennen in Australien war schon nach wenigen Metern in Folge einer Startkollision beendet.
Auch im weiteren Saisonverlauf suchte McNish vergeblich nach Erfolgen. WM-Punkte blieben ihm in seiner Premierensaison verwehrt.
Negativer Höhepunkt war ein schwerer Trainingsunfall in Suzuka. In der 130R-Kurve schlug McNish bei hoher Geschwindigkeit rückwärts in die Leitplanken an, woraufhin sein Toyota über die Leitplanke katapultiert wurde. McNish entkam dem Unfall ohne schwere Verletzungen, musste beim Saisonfinale aber zusehen.
2003 heuerte McNish als Testfahrer bei Renault an, aber mehr als Einsätze im Freitagstraining waren nicht drin. An einem Formel-1-Rennen sollte der Schotte nie wieder teilnehmen.
Im folgenden Jahr besann sich McNish daher auf seine Tugenden und kehrte zu Audi und nach LeMans zurück. 2004 ging er mit Frank Biela und Pierre Kaffer an den Start und wurde Fünfter...
... ein Jahr darauf stand er mit Biela und Emanuelle Pirro als Dritter auf dem Podium.
Parallel bestritt McNish 2005 für Audi die DTM. Doch auch er musste erfahren, wie schwierig der Umstieg in die Tourenwagen-Serie ist. Ein vierter Platz am Norisring war sein bestes Resultat.
Während seiner gesamten Karriere blickte McNish über den Tellerrand hinaus. 2004 war er einer der Testfahrer, die das Auto für die neue GP2 entwickelten.
2012 ging McNish mit einem Daytona-Prototypen beim 24-Stunden-Rennen auf dem legendären Speedway in Florida an den Start.
Und auch für außergewöhnliche Aktionen wie ein Wettrennen gegen einen Harrier-Kampfjet war sich der humorvolle Schotte nie zu schade.
2006 kehrte Audi mit einem Werksteam nach Le Mans zurück und setzte mit dem Audi R10 TDI erstmals ein Auto mit Dieselmotor beim Langstreckenklassiker ein. Zum Fahrerkader gehörte erneut Allan McNish.
Gemeinsam mit seinen neuen Partnern Rinaldo "Dindo" Capello und "Mr. Le Mans" Tom Kristensen sollte McNish in den nächsten sieben Jahren ein überaus erfolgreiches Fahrer-Trio bilden.
Doch erst 2008 durfte McNish wieder richtig jubeln: Zum zweiten Mal triumphierte der damals 38-Jährige bei den 24 Stunden von Le Mans.
Neben den Einsätzen an der Sarthe war McNish jahrelang auch in der American-Le-Mans-Series aktiv, wo ihm in den Jahren 2000, 2006 und 2007 der Gesamtsieg gelang.
2011 folgte dann der wohl dunkelste Moment in der Karriere des Allan McNish. Kurz nach dem Start wird im in Le Mans seine angriffslustige Fahrweise zum Verhängnis. Nachdem er beim Überrunden mit einem Ferrari kollidiert, schlägt McNishs Audi heftig in die Leitplanken ein.
McNish, Streckenposten und Fotografen bleiben bei dem Horror-Unfall wie durch ein Wunder unverletzt.
Doch der Audi R18 ist anschließend ein Fall für die Schrottpresse.
Nach dem Rücktritt von Capello wurde 2013 Loic Duval neuer Teamkollege von Kristensen und McNish.
Der schnelle Franzose beflügelt auch seine beiden Teamkollegen. Bei den 24 Stunden von Le Mans sind die drei nicht zu schlagen.
Zum dritten Mal steht McNish als Gesamtsieger auf dem Podium.
Krönung seiner Karriere ist der Gesamtsieg in der Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Auf dem Höhepunkt zieht McNish einen Schlussstrich unter seine Karriere und hängt als Weltmeister den Helm an den Nagel.
In den Fahrerlagern dieser Welt wird man den sympathischen Schotten zukünftig nur noch als TV-Experte sehen, wie hier in der Formel 1 im Gespräch mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner.