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Außenbahn gewinnt: Wie stark war der Dixon-Move?

Scott Dixon zeigte in Elkhart Lake ein brillantes Überholmanöver über die Außenbahn gegen Josef Newgarden - Der ist aber von der Heldentat wenig beeindruckt

(Motorsport-Total.com) - Es war eine Lehrstunde des vierfachen Meisters und ein Beweis, warum Scott Dixon von vielen als bester IndyCar-Fahrer der Gegenwart angesehen wird: Wie der Ganassi-Pilot am Sonntag die vier Penske-Boliden wegputzte, gehört zu diesen Momenten, von denen man in der IndyCar-Szene noch länger reden dürfte. Herzstück seiner bärenstarken Fahrt zum Sieg war ein Überholmanöver über die Außenbahn beim Restart nach der ersten Gelbphase gegen Josef Newgarden, das ihm die Führung einbrachte.

Titel-Bild zur News: Josef Newgarden, Scott Dixon

Scott Dixon mit Killerinstinkt: Josef Newgarden sah in die Röhre Zoom

"Ich war mir vorher auch nicht sicher, ob das klappen würde", lacht der 36-Jährige über das Kabinettsstück auf der Road America. "Man hat schon eine gewisse Erwartung, wie das ablaufen wird. Aber oftmals sieht die Realität dann anders aus." Doch in diesem Fall klappte alles: Newgarden hatte den Restart schlecht getimt, sodass Dixon sich auf der langen Road America Straight ansaugen und noch weit vor Kurve 1 neben den Penske-Piloten fahren konnte. Das alles ohne Push-to-Pass, weil der Button bei Restarts deaktiviert ist. (So lief das IndyCar-Rennen in Elkhart Lake)

In der mittelschnellen Rechtskurve blieb ihm nur die Außenbahn, weil Newgarden innen abdeckte. Dixon meisterte es jedoch mit einem späteren Bremspunkt und kam als Erster aus der Kurve heraus, während Newgarden einen kleinen Rutscher hatte. "Mir war klar, dass das interessant werden würde", erinnert sich der Neuseeländer. "Aber ich wusste auch, dass er einer der Jungs ist, mit denen man sauber kämpfen kann. Es war eine dieser Situationen, in denen sich beide genügend Raum gelassen haben. Ich denke, die weichen Reifen haben geholfen."

Newgarden ließ den nötigen Raum

So sieht es auch Newgarden. Ob ihn Dixons Manöver beeindruckt habe? "Nein, weil er die weichen Reifen hatte", kontert der 26-Jährige und löst mit der trockenen Antwort allgemeine Belustigung aus. Zurück zum Ernst der Dinge: "Diese Reifen sind eine Sekunde schneller. Ich habe versucht, mit ihm so sauber umzugehen wie möglich. Das war nicht einfach, weil ich ihm in die Seite hätte fahren können. Aber ich konnte ihm den Raum geben. Ähnlich wie bei Helio und mir, als wir gemeinsam durch Kurve 1 gefahren sind. Es war ein gutes Manöver."

Seine frischen harten Reifen waren nicht per se schlechter als die gebrauchten weichen bei Dixon. Doch die weicheren Reifen lassen sich in Gelbphasen besser auf Temperatur bringen. Beide hatten gerade erst gestoppt, als Gelb für einen Ausritt von Takuma Sato ausgerufen wurde. So sieht es auch Dixon: "Die Harten brauchen eine bis zwei Runden, bis sie den Grip liefern, den man braucht. Sie halten etwas länger und sind besonders in den letzten drei bis vier Runden vor dem Stopp besser. Aber die Weichen sind zu Beginn die bessere Wahl. Es war den Versuch wert."

Glück endlich mal auf Dixons Seite

Das Manöver beinhaltete auch einen bisher ungenannten Helden, auf den Dixon aufmerksam macht: "Ich denke, was da beigesteuert hat, ist das Drehmoment des Honda-Motors. Gerade in den niedrigen Gängen aus der letzten Kurve heraus waren wir dadurch in der Lage, nahe an Josef heranzufahren und seinen Windschatten zu nutzen." Noch immer gilt das Honda-Triebwerk als das stärkere im Zweikampf gegen Chevrolet. Beim Aerokit aber hat Chevy wieder die Nase vorn.

Dabei wäre es beinahe gar nicht zu Dixons hervorragendem Sieg gekommen: Im Warm-up hatte der Ganassi-Honda #9 Probleme mit dem Benzindruck. "Das Schwierige dabei ist, dass die Probleme im dritten, vierten und fünften Gang auftauchten und wir das an der Box nicht simulieren konnten", erinnert er sich. Ein Schuss ins Blaue erwies sich als goldrichtig. Hinzu kam die Gelbphase zum richtigen Zeitpunkt. Ein bisschen Glück war also schon dabei.


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Dixon sieht das aber als ausgleichende Gerechtigkeit an: "Wir hatten dieses Jahr schon häufiger guten Speed. Ich denke, wir hätten in Birmingham, Long Beach und St. Pete gewinnen können. Wir hatten mehrere Rennen, in denen wir das Glück nicht auf unserer Seite hatten. Texas zum Beispiel mit einem der verrücktesten Finishes, die ich je gesehen habe. Und natürlich Indianapolis. Ich bin sehr dankbar für die Sicherheit der Boliden, aber es war ein massiver Punkteverlust. Deshalb bin ich mit der Hoffnung in dieses Wochenende gegangen, dass das Glück mal ein bisschen auf unserer Seite ist." Was es dann auch war.