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Dale Earnhardt jun.: Comeback nur ein Vehikel für Rücktritt

Dale Earnhardt jun. erklärt die Gründe für den Rücktritt: Wie es zu der Entscheidung kam, welche Rolle die Auszeit spielte und warum er das Racing mehr denn je genießt

(Motorsport-Total.com) - Mit seiner Entscheidung, zum Ende der Saison 2017 vom professionellen Rennsport zurückzutreten, hat Dale Earnhardt jun. vergangene Woche die NASCAR-Welt geschockt. Der populärste NASCAR-Fahrer der vergangenen beiden Dekaden wird nach der Saison 2017 keine Rennen auf regulärer Basis mehr fahren. Natürlich stellt sich die Frage: Warum tritt Earnhardt jun. zurück, nachdem er sich gerade erst nach einem halben Jahr Zwangspause erfolgreich ins Cockpit zurückgekämpft hat?

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jun., Rücktritt

Dale Earnhardt jun. wird ab 2018 nicht mehr in der NASCAR-Cup-Serie fahren Zoom

Lassen wir ihn selbst sprechen. "Warum ich diesen Entschluss gefasst habe, ist einfach zu beantworten: Ich wollte diese Entscheidung selber treffen. Ich wollte es Rick, den Sponsoren und den Fans selbst sagen. Die Wahl zu haben, zurückzutreten, als es am unwahrscheinlichsten schien, war mir am wichtigsten", sagt er auf einer einstündigen Pressekonferenz. Er wirkt dabei gelöst, aufgeräumt, mit der Welt im Reinen. (Reaktionen zum Rücktritt)

Die für manche etwas ernüchternde Erkenntnis: Das Comeback im Cockpit war gar nicht Earnhardts eigentliche Motivation, um 2017 noch einmal in die NASCAR-Cup-Serie zurückzukehren. "Das Rennauto war nur ein Vehikel, um hier stehen zu können", gibt er zu. "Die Möglichkeit, hier auf dem Podium zu stehen und euch meine eigene Entscheidung mitteilen zu können, das war mein Antrieb. Ich wollte nicht infolge eines Schicksalsschlags aufhören, sondern hier meinen eigenen Entschluss verkünden." (Meilensteine in Juniors Karriere)

Fans immer am wichtigsten

Dale Earnhardt jun. musste bei der Hälfte der NASCAR-Rennen in der Saison 2016 aussetzen, weil er nach zwei Unfällen eine üble Gehirnerschütterung davontrug. Die Symptome waren dramatisch; teilweise konnte er nicht einmal vom Beifahrersitz eines Autos aus auf die Straße sehen, weil die Verkehrszeichen vor seinen Augen herumtanzten. "Während meiner Reha konnte ich darüber nachdenken, was mir wichtig ist", sagt er und bedankt sich noch einmal bei seiner Frau und den Ärzten für die Hilfe während seiner schweren Zeit.

Es folgt eine lange Liste von Danksagungen, angefangen bei der Familie über Rick Hendrick bis hin zu allen Unterstützern. "Es wäre ja kein NASCAR-Event, wenn wir keine Danksagungen an die Sponsoren hätten", scherzt der 42-Jährige. Am wichtigsten seien ihm jedoch immer die Fans gewesen, versichert er. "Ich habe durch die sozialen Medien eine völlig neue Sichtweise auf die Unterstützung durch die Fans bekommen. Sie haben sich mit uns gefreut, wenn wir gewonnen haben und uns aufgemuntert, wenn wir unsere Ziele nicht erreicht haben. Es gibt nichts, was mir in meiner Karriere mehr bedeutet hat als die Behandlung durch die Fans, die unseren Sport so sehr lieben." (Wie die Karriere beinahe nicht zustande gekommen wäre)

Die Entscheidung zu treffen sei ein Prozess gewesen, der bereits länger angedauert hat, gibt er Einblicke in sein Seelenleben. "Jeder Fahrer denkt irgendwann über den Rücktritt nach, wenn er ein gewisses Alter erreicht. Man denkt darüber nach, wie es wohl aussehen würde. Ich habe lange Zeit nicht darüber nachgedacht, bis vor ein paar Jahren. Als ich mich dazu durchgerungen habe, habe ich Rick (Hendrick; seinen Teambesitzer; Anm. d. Red.) kontaktiert." Am 29. März gab er Hendrick seine Entscheidung in einem Gespräch bekannt.


Fotostrecke: Die Karriere von Dale Earnhardt jun. in Zahlen

Die verbleibenden Rennen bis zu seinem endgültigen Rücktritt im November wird der Sohn des unvergessenen Dale Earnhardt sen. nun umso mehr genießen. Er erlabt sich nun in einem Gefühl völliger Freiheit: "Jetzt an der Strecke zu sein und fahren zu können ist wie ein Geschenk für mich. Ich habe mich noch nie so sehr auf Trainingssitzungen gefreut wie dieses Jahr. Ich weiß, vor 18 Monaten hatte ich mich über die frühen Trainings beschwert. Heute kann ich es nicht erwarten, sie in Angriff zu nehmen. Ich fühle mich gesund und genieße die Zeit, mein Rennauto zu fahren." Zumindest noch für sieben Monate...