powered by Motorsport.com

Neue Rennsegmente: Mehr Taktik und mehr Action in Daytona

Beim Daytona 500 sorgten die neuen Stages für neue Strategien - Die Fahrer bewerten das neue Rennformat unterschiedlich, aber mehr Spektakel wird geboten

(Motorsport-Total.com) - Eine umstrittene Regeländerung in der NASCAR-Cup-Saison 2017 sind die drei Stages im Laufe eines Rennens. Beim Daytona 500 liefen die ersten beiden Abschnitte über je 60 Runden. Die finale Stage ging über 80 Runden bis zur Zielflagge. Nach jeder Stage wurde die Caution-Flagge geschwenkt und das Feld neutralisiert. Die Top 10 bei jeder Stage erhalten Meisterschaftspunkte. Der Führende bekommt zehn Zähler, der Zehnte einen. Somit können die Fahrer zusätzlich zum Endergebnis bei den drei Stages Bonuspunkte sammeln, die in die Gesamtwertung einlaufen.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch

Kyle Busch gewann in Daytona die erste Stage der NASCAR-Geschichte Zoom

Bonuspunkte für eine Führungsrunde und die meisten Führungsrunden gibt es nicht mehr. Zusätzlich erhält der Rennsieger fünf Playoff-Punkte, die dann erst im Herbst Bedeutung erlangen. Die Gewinner von Stage 1 und 2 erhalten je einen Playoff-Punkt. Auch wenn das System einfacher ist als es auf den ersten Blick klingt, so sehen es Kritiker kritisch, dass man den Gesamtstand relativ kompliziert berechnen muss. Beispielsweise beendete Kevin Harvick das Rennen auf Platz 22. In der Gesamtwertung ist er aber Vierter!

Die Zeitpunkte für die drei Stages sind bereits für alle Rennen festgelegt. Auch diesbezüglich sehen Kritiker ein künstliches Show-Element. Beim Daytona 500 experimentierten einige Teams von Beginn an mit der Taktik. Einige kamen früh an die Box, um gegen Ende des Segments einen Vorteil zu erhalten. Neben der eigentlichen Action auf der Strecke spielte die Strategie schon früh eine Rolle. "In der zweiten Stage fuhren wir alle hintereinander her", meint AJ Allmendinger. "Drei Runden vor Ende der Stage fing dann jeder an anzugreifen." Und genau das wollte NASCAR mit dem neuen Rennformat erreichen.

Die erste Stage gewann Kyle Busch, Stage zwei ging an Harvick. Der Stewart/Haas-Fahrer weist auch darauf hin, dass die Segmente zu mehr Chaos auf der Strecke führen können. Es gilt der alte Spruch, dass Gelbphasen die Basis für nächste Gelbphasen sind. "Es waren Autos vorne dabei, die dort nicht hingehören. Die Fahrer versuchten mehr zu erreichen, als ihr Auto zuließ", kritisiert Harvick. Zu Beginn des dritten Abschnitts war er in einen Unfall verwickelt.

Kevin Harvick

Kevin Harvick ist durch die Stage-Punkte in der Meisterschaft weit vorne Zoom

Aber auch hier zeigt sich, was NASCAR beabsichtigt hat. Am Ende des zweiten Segments griff Joey Logano aggressiv Harvick an. Würde es nicht um Bonuspunkte gehen, dann würden es zu diesem Zeitpunkt im Rennen solche Manöver nicht geben. "Die Segmente werfen ein neues Element ein", meint Rennsieger Kurt Busch. "Es gibt Jungs auf alten Reifen, andere auf neuen. Dann gab es den Crash bei Runde 80. Eigentlich hätte das die Phase sein müssen, wo sich jene Gruppe findet, die weiß, wie man in Daytona fährt, aber wir hatten die meisten Unfälle."

"Normale" Ovale werden anders als Daytona

Im Vorfeld herrschte die Meinung vor, dass die Stages eigentlich nur eine Competition Caution sind, wie man es schon seit vielen Jahren kennt. Aber Ryan Blaney, der in Daytona Zweiter wurde, sieht das anders: "Für mich ist es keine Competition Caution, weil man belohnt wird, wenn man in den Top 10 fährt. Einige Teams kamen früh an die Box, um vielleicht am Ende der Stage vorne dabei zu sein und einige Punkte zu sammeln."

Vor allem wenn wenige Runden vor dem Ende des Segments eine Gelbphase ausgerufen wird, können sich unterschiedliche Strategien ergeben. Die Kommunikation zwischen Fahrer, Spotter, Crew-Chief und Team wird noch wichtiger als bisher. In Daytona hat man nicht so wie früher folgende Taktik gesehen, dass ein Fahrer am Ende des Feldes abwartet und erst in den letzten 20 Runden nach vorne kommt. Das ist für Playoff-Anwärter heute nicht mehr möglich.

Kurt Busch

Kurt Busch erhielt für den Rennsieg fünf Playoff-Punkte Zoom

Die Nagelprobe für das neue Stage-Format werden die kommenden Rennen sein. Die Restrictor-Plate Strecken Daytona und Talladega haben ohnehin eigene "Gesetze". Atlanta und Las Vegas werden diesbezüglich interessant. "Meiner Meinung nach werden wir Fahrer bei allen anderen 32 Strecken in jeder Runde so schnell wie möglich fahren", glaubt Allmendinger. "Klar, wenn es acht Runden vor dem Stage-Ende eine Gelbphase gibt, dann wird es Strategien geben."

Wenn in diesem von Allmendinger genannten Beispiel einige Fahrer einen Boxenstopp machen und mit frischen Reifen angreifen, kann es turbulent zugehen. "Aber ist es nicht genau das, was wir wollten?", so Allmendinger. "Wir wollen doch den mittleren Abschnitt des Rennens aufwerten, damit die Fans unterhalten werden. Darum geht es schließlich. Wenn niemand zuschaut, wäre es ohnehin egal."