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Hondas Wunder-Motor: Chevy in allen Disziplinen geschlagen

HPD hat Chevrolet in der IndyCar-Serie über den Winter überrumpelt - Die Sektorzeiten zeigen einen klaren Vorteil für das Honda-Paket an

(Motorsport-Total.com) - Wenn es um Hersteller ging, drehten sich zwei Jahre lang sämtliche Diskussionen in der IndyCar-Szene um die Frage, wie Honda den Nachteil gegenüber Chevrolet wettmachen könne. Gerade bei den Aerokits hatte HPD die vergangenen beiden Jahre einen klaren Nachteil gegenüber Chevrolet. Jetzt sieht die Situation plötzlich ganz anders aus. Ein Honda hat auf einer Strecke gewonnen, die eigentlich Penske-Territorium ist. Und mit Scott Dixon war ein Honda-Pilot schnellster Mann des Wochenendes.

Titel-Bild zur News: Max Chilton, Scott Dixon, Tony Kanaan

Honda hat in der IndyCar-Serie plötzlich das Zepter in der Hand Zoom

Dass es letztlich doch Sebastien Bourdais und nicht Dixon war, der gewonnen hat, lag an der zweiten Gelbphase, die Bourdais und Pagenaud nach vorn und den viermaligen IndyCar-Meister nach hinten spülte. Doch klar ist nach diesem Wochenende, dass die Tage der Chevrolet-Dominanz zumindest auf Straßenkursen gezählt sind. "Es tut mir Leid für Herrn Foyt, dass er auf die falsche Seite gewechselt ist", schickt Dale Coyne einen leichten Spott in Richtung Larry Foyt. Dessen Team hat in diesem Winter von Honda- auf Chevrolet-Material gewechselt, als Ausgleich für den Wechsel des Ganassi-Teams von Chevrolet zurück auf HPD.

Klare Vorteile auf der Geraden

Die Zahlen zeigen ein deutliches Bild: IndyCar unterteilt die Strecken in zahlreiche Zonen auf, die deutlich feiner eingeteilt sind als die drei offiziellen Sektoren zur Zeitnahme. Im Qualifying nahm Scott Dixon in der Intermediate 1, die vom Zielstrich bis zum ersten Bremspunkt geht, Will Power eine halbe Zehntelsekunde ab. Alle vier Hondas sind in der "Fast Six"-Session, dem dritten Abschnitt des Qualifyings, hier schneller gefahren als die beiden Penske-Piloten Power und Josef Newgarden.

Im kurvigen Abschnitt Intermediate 2, der die erste Kurve und den anschließenden Linksknick umfasst, ist Will Power beinahe eine Zehntel schneller als der Rest des Feldes. Dixon sagte nach dem Qualifying, dass er genau dort den Fehler gemacht habe, der ihn die Pole-Position gekostet hat. Obwohl er deutlich schlechter in Intermediate 3 startete, hatte Dixon am Ende der kurzen Geraden vor Kurve vier eine bessere Zeit als Power zu Buche stehen und holte folglich hier wieder auf. (Die detaillierten Sektorzeiten aus dem IndyCar-Qualifying in St. Petersburg zum Stöbern)

Das Bild zieht sich durch die weitere Runde durch: Der Australier macht in den kurvigen Abschnitten Intermediate 4 (der Teil durch die Innenstadt) und Intermediate 7 (die Zieleingangskurve) Boden gut, der Neuseeländer ist auf den Geradeausstücken Intermediate 5 und 6 am schnellsten. In Intermediate 8, der nur den Spurt nach der letzten Kurve zur Ziellinie beinhaltet, ist Tony Kanaan (Ganassi-Honda) am schnellsten gewesen. Obwohl Will Power am besten durch die letzte Kurve kam, landete er in jenem nur vier Sekunden dauernden Spurt zur Ziellinie hinter allen vier Honda-Piloten. Nur Teamkollege Newgarden war noch langsamer.


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Kraftvoll, fahrbar und effizient

Im Rennen sind die Zonen-Bestzeiten weniger aussagekräftig, da Faktoren wie Verkehr, Windschatten und unterschiedliche Reifenqualität/Spritmengen eine große Rolle spielen. Dennoch sprechen auch hier zwei Zahlenreihen eine deutliche Sprache: In Intermediate 2, also einem kurvigen Sektor, finden sich vier Chevrolets unter den Top 10 wieder. Überraschenderweise gehört Will Power nicht dazu - ein klares Indiz, dass der Australier kein optimales Auto am kühleren und bewölkten Sonntag hatte (was am Ende keine Rolle mehr spielte, da er ausschied).

In der Intermediate 8, also dem Spurt aus der letzten Kurve zur Ziellinie, wo der Windschatten noch eine untergeordnete Rolle spielt, lagen neun Hondas vor dem ersten Chevrolet. Conor Daly (Foyt-Chevrolet) verliert als bester Chevy-Pilot bereits zwei Meilen pro Stunde in der Durchschnittsgeschwindigkeit in nur etwas mehr als vier Sekunden. Damit steht fest: Der Honda-Motor hat nicht nur mehr Leistung, sondern ist auch extrem gut aus der Kurve heraus fahrbar.

Und es kommt noch schlimmer für die Chevrolet-Fraktion, wie Simon Pagenaud im Rennen aufgefallen ist: "Es sieht so aus, als hätten sie beim Spritverbrauch einen Vorteil. Das ist ein Thema, an dem wir mit Chevrolet arbeiten müssen." Eine Bestätigung für die harte Arbeit bei HPD, die deren Rennleiter Allen Miller beschwört: "Es sieht so aus, als wären wir nun sehr konkurrenzfähig. Wir haben so viel Arbeit über den Winter geleistet."

Fortschritte auch bei Aerodynamik

Scott Dixon, der im Rennen der schnellste Mann war, aber von der Gelbphase erwischt wurde, bescheinigt Honda einen "sehr guten Job" über den Winter. "Ich bin ehrlich gesagt von der Wettbewerbsfähigkeit überrascht. Dieser Motor ist wirklich stark. Honda war bereits am Ende des vergangenen Jahres sehr gut unterwegs. Aber es hat uns sehr überrascht, wie gut unsere Autos hier gleich aus der Garage heraus waren."

Sebastien Bourdais

Sebastien Bourdais holte am Sonntag den ersten Sieg für Dale Coyne seit 2014 Zoom

Nicht nur beim Motor, auch bei der Aerodynamik hat Honda Fortschritte erzielt. Obwohl die Aerokits eingefroren sind, konnte HPD in Zusammenarbeit mit den Teams im Rahmen der Möglichkeiten Verbesserungen erreichen. "Vergangenes Jahr haben wir ein komplett neues Kit homologiert, wodurch wir bei null gestartet sind", erinnert sich Miller. Dieses Jahr hingegen können die HPD-Teams auf Erfahrungswerte bauen. Die große Bewährungsprobe für das Aerokit steht am 29. April auf dem Programm, wenn Phoenix das erste Ovalrennen auf dem Programm steht. Kurzovale waren bislang das größte Honda-Problem.