Boston-Organisator veruntreute Geld in Millionenhöhe

Die Boston-Aufarbeitung geht weiter: Ein US-amerikanischer Fernsehsender hat aufgedeckt, wohin John Casey und sein Stab die Gelder verteilt haben

(Motorsport-Total.com) - Die unrühmliche Geschichte um den Boston Grand Prix wird die IndyCar-Serie noch lange begleiten: Recherchen des Bostoner Fernsehsenders 'WCVB', der dem ABC-Netzwerk angehört, haben ergeben, dass Vermarktungschef John Casey das nie stattgefundene Rennen vor allem als Geldmaschine missbraucht hat. Lange war unklar, wohin die 1,6 Millionen Dollar aus Ticketvorverkäufen hingeflossen sind. Die Recherchen haben nun die schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Das Geld wurde zu einem Großteil veruntreut.

Titel-Bild zur News: Boston, Skyline

Das IndyCar-Rennen in Boston schien nie ernsthaft geplant gewesen Zoom

Interesse an der Durchführung eines Rennens hat weniger bestanden, vielmehr war die Boston Grand Prix LLC ein Selbstbedienungsladen. Größter Profiteur war wenig überraschend Casey selbst. Der Geschäftsführer der mittlerweile pleite gegangenen Vermarktungsfirma erwies sich als erstaunlich auskunftsfreudig. 608.166 Dollar flossen in seine eigene Tasche, darüber hinaus erhebt er Anspruch auf weitere 377.834 Dollar. Macht unterm Strich nahezu eine Million Dollar Honorar für eine 18-monatige Tätigkeit. "So viel Geld habe ich nun wirklich nicht bekommen", lautet sein Kommentar.

Doch auch seine persönlichen Kosten wickelte er auf die Firma ab: 8.200 Dollar wanderten in eine Hypothek auf sein Haus, 6.000 Dollar in zwei Business-Suiten und 2.500 Dollar in eine Mitgliedschaft im Boston College Club. Ein unbekannter Betrag floss in die Beschaffung eines Porsches, den Casey bis heute fährt. Gelohnt hat sich das schmutzige Geschäft auch für eine weibliche Angestellte des Unternehmens, der Casey 200.000 Dollar aus der Firmenkasse zukommen ließ - als Geschenk.

Weiter hat die Firma 20.000 Euro für VIP-Karten für Eishockey-Spiele und ein Bruce-Springsteen-Konzert Konzert ausgegeben, ein kleinerer Betrag floss in den Erwerb von Tickets für andere IndyCar-Rennen. Auch eine Querfinanzierung zu anderen Firmen Caseys fand statt. Wie viel, lässt sich nicht mehr vollständig ermitteln, da eine offizielle Buchführung nie existiert hat.

Die Recherchen bringen nicht nur Casey in juristische Bedrängnis, sondern auch den Bürgermeister Martin J. Walsh in politische. Dieser hat nach Meinung der Anwälte der geprellten IndyCar-Fans dem Treiben viel zu lange zugesehen. Aus den Recherchen ergibt sich, dass Casey zwei Lobbyisten (Dan Passacantilli und Chris Keohan) auf den Bürgermeister angesetzt hat - für 42.000 und 137.000 Dollar Vergütung. Der Bürgermeister von Boston wird 2017 neu gewählt.


Fotostrecke: Power vs. Pagenaud: Rückblick 2016

IndyCar hat sich bereits im Sommer bereiterklärt, teilweise für den Schaden aufzukommen und Fans zu entschädigen. Den gesamten Schaden kann aber auch die amerikanische Rennserie nicht erstatten, die 925.000 Dollar begleichen etwas mehr als die Hälfte. Zahlreiche Sponsoren des Rennens müssen sich von ihrem Investment verabschieden. IndyCar hat die Boston Grand Prix LLC im Sommer verklagt.

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