• 11.06.2016 16:20

  • von Daniel Halder

Juan Pablo Montoya kritisiert: NASCAR ist zu künstlich

Nach kompliziertem All-Star-Race: Der IndyCar-Pilot vergleicht beide Rennserien und findet: "Bei NASCAR geht es zu sehr um die Show" - Kritik an künstlichen Gelbphasen

(Motorsport-Total.com) - An diesem Wochenende geht die NASCAR-Sprint-Cup-Serie auf dem Michigan International Speedway an den Start. Penske-Pilot Joey Logano startet das Rennen am Sonntag (19 Uhr MESZ) von der Pole-Position (hier zum Quali-Ergebnis). Nur wenige Stunden später folgt gleich das nächste Highlight eines ereignisreichen US-Racing-Wochenendes, wenn die IndyCars auf dem Texas Super Speedway Gas geben. Penske-Chevrolet-Star Juan Pablo Montoya nimmt das Rennen in Fort Worth um 2 Uhr MESZ lediglich von Platz 17 aus in Angriff und schielt mit einem Auge zuvor auch auf die NASCAR-Serie.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya findet wieder einmal klare Worte zur NASCAR-Serie Zoom

Hier war Montoya von Ende 2006 bis zu seiner Rückkehr in die IndyCar-Serie 2014 über sieben Jahre lang aktiv. Als Rennsieger in beiden Serien fällt es ihm leicht, einen Vergleich zu ziehen - und der fällt alles andere als positiv für seine ehemalige Rennserie aus. Der Kolumbianer schließt sich der Kritik an, die es nach dem All-Star-Race in Charlotte hagelte. Hier wurde erstmalig nach einem komplizierten Format gefahren, das den Event in drei Segmente zu 50, 50 und 13 Runden mit unterschiedlichen Pflicht-Reifenwechseln aufteilte. "NASCAR konzentriert sich zu sehr darauf, den Leuten eine Show zu bieten", mäkelt Montoya in gewohnt offenen Worten.

"Sie machen sich nicht so viel aus echtem Racing. Es geht mehr um die Unterhaltung und darum, dass es den Zuschauern gefällt", führt der 40-Jährige aus. Der IndyCar-Gesamtzweite des vergangenen Jahres vergleicht die beiden US-Serien: "Bei den IndyCars will niemand ein Rennen wegen einer übervorsichtigen Gelbphase kaputt machen. In der NASCAR-Serie zerstören sie so ein Rennen, weil sie es interessanter machen möchten."

Der Ex-Formel-1-Pilot spricht aus eigener Erfahrung. "Mir ist das ein paar Mal so gegangen. Sie wollen nicht, dass irgendein Fahrer dominiert und den anderen davonfährt. Ich finde aber, wenn du den besten Job erledigst und den Sieg verdienst, dann solltest du ihn auch bekommen", so Montoya.

Montoya: Gelbphasen wegen einer Wasserflasche neben der Strecke

Dem Südamerikaner stoßen noch immer zwei Vorfälle während seiner NASCAR-Zeit in Indianapolis sauer auf: "Mir ging es in Indy zweimal so! Es ging um eine Flasche Wasser, die dort schon lag, bevor das Rennen gestartet wurde. Fünf oder zehn Runden vor Schluss gibt es deshalb plötzlich eine Gelbphase!" Montoya unterstellt, dass die Verantwortlichen der Serie auf diese Art künstliche Spannung und ein enges Feld erzeugen wollten. "Kein Ding, wenn wirklich irgendetwas Ernstes ist. Aber ich bin nicht einverstanden, wenn es plötzlich eine Gelbphase wegen Teilen auf der Strecke wegen einer Wasserflasche in einer Parkbucht gibt."

In der IndyCar-Serie sei es dagegen aktuell genau umgekehrt: Hier würden die Macher zugunsten echten Wettbewerbs fast zu wenig in die Rennen eingreifen, so der zweifache Indianapolis-500-Sieger. "Es stimmt schon: Man ist dieses Jahr hier ein bisschen zu weit gegangen. Sie hätten ein paar Mal Gelb zeigen müssen wegen Trümmern auf der Strecke und haben es nicht gemacht." Montoya weiß, dass die Grenze zwischen Show und echtem Racing schmal ist. Seiner Meinung nach habe in der NASCAR-Szene die Show aber die Überhand gewonnen.


Indy-500-Sieger Juan Pablo Montoya

"Wenn dir dort die Reifen um die Ohren fliegen, dann juckt das keinen. Bei uns in der IndyCar-Serie sind plötzliche Reifenschäden ein großes Thema, in der NASCAR heißt es nur: 'Oh, wow, ein Plattfuß! Toll, alles gut!'" Der vordergründige Showaspekt habe ihn schon zu seiner aktiven Zeit sehr gestört, so Montoya abschließend. "Aber darum geht es ja nicht. Niemanden interessiert, ob du das gut findest oder nicht - es ist eben, wie es ist."