Dover-Vorschau: Stürmisches Finale der ersten Chase-Stufe

Neben der alles andere als beruhigenden Ausgangslage für Kevin Harvick und Co. sorgt vor dem AAA 400 in Dover auch Hurrikan "Joaquin" für Unruhe

(Motorsport-Total.com) - Als wären die ersten beiden Chase-Rennen der NASCAR-Saison 2015 nicht schon dramatisch genug verlaufen, da stehen Fahrern, Teams und Fans am Wochenende weitere Dramen ins Haus. Diese beschränken sich nicht allein auf das sportliche Geschehen. Im Fokus steht vor dem dritten Chase-Rennen des Jahres auch das Wetter.

Titel-Bild zur News: Dover International Speedway

Kevin Harvick steht auf der "Monster Mile" in Dover einmal mehr gehörig unter Druck Zoom

Zwar nimmt das Regenrisiko gemäß aktueller Vorhersage im Verlauf des Wochenendes ab. Angesichts der Tatsache, dass von einem Rückgang von 90 Prozent (Freitag) auf 60 Prozent (Samstag und Sonntag) die Rede ist, kann von entspannter Vorbereitung auf das dritte Playoff-Rennen 2015 aber keine Rede sein - zumal der Regen allein gar nicht die größte Sorge darstellt. Schlimmer ist die Tatsache, dass Hurrikan "Joaquin" derzeit mit beträchtlicher Windgeschwindigkeit vom Atlantik kommend in Richtung US-Ostküste fegt.

Dover, im Bundesstaat Delaware gelegen, befindet sich alles andere als fernab der prognostizierten Hurrikan-Route. Der Einfluss auf die Aktivitäten am NASCAR-Rennwochenende bleibt abzuwarten. Die für Donnerstag angesetzte Parade der Teamtransporter musste aufgrund einer Hurrikan-Warnung bereits abgesagt werden. Eine Verschiebung des Sprint-Cup-Rennens auf Montag oder sogar Dienstag ist derzeit zwar nicht auszuschließen, andererseits aber auch noch lange nicht beschlossene Sache.

Finale der Challenger-Round: Nur zwei Fahrer können ruhig schlafen

Rein sportlich betrachtet stellt das AAA 400 auf dem Dover International Speedway den Abschluss der Challenger-Round im Chase dar und hat somit die Eliminierung von vier Fahrern aus dem Titelkampf zur Folge. Diejenigen vier, die nach den 400 Runden auf der "Monster Mile" auf den Tabellenplätzen 13,14,15 und 16 liegen (es sei denn darunter befindet sich der Dover-Sieger), fahren ab dem kommenden Wochenende in Charlotte nur noch um die goldene Ananas. Die dort beginnende Contender-Round im Chase weist lediglich zwölf Titelkandidaten auf.

Denny Hamlin, Matt Kenseth

Dank ihrer Siege stehen Denny Hamlin, Matt Kenseth sicher in der zweiten Chase-Stufe Zoom

Die am 1. November in Martinsville beginnende Eliminator-Round sieht dann nur noch acht Titelkandidaten, bevor in der Championship-Round am 22. November in Homestead vier Piloten den NASCAR-Sprint-Cup-Titel 2015 unter sich ausfahren (Chase-Regeln 2015 im Detail). Chicago-Sieger Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und Loudon-Sieger Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) sind vor dem AAA 400 in Dover die beiden einzigen Piloten, denen das Ticket für die Contender-Round bereits sicher ist.

Von den derzeit noch 14 weiteren Chase-Piloten können nur wenige einigermaßen ruhig schlafen. Carl Edwards (Gibbs-Toyota) braucht noch zwölf Punkte, um sich sein Ticket für die zweite Chase-Stufe zu sichern. Diese zwölf Punkte würde er mit Platz 32 in Dover einfahren. Auch Joey Logano (Penske-Ford), der noch 13 Punkte braucht und Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet), der noch 19 Punkte braucht, stehen mit den Mindestplatzierungen 31 beziehungsweise 25 vor durchaus lösbaren Aufgaben.

500. Sprint-Cup-Rennen von Jimmie Johnson

Für Johnson gilt dies ganz besonders, schließlich ist das als "Monster Mile" bekannte und seit 1995 mit einem Betonbelag versehene Ein-Meilen-Oval in Dover die absolute Paradestrecke des sechsmaligen NASCAR-Champions. Beim Frühjahrsrennen Ende Mai fuhr Johnson auf dieser Strecke zum sage und schreibe zehnten Mal in die Victory Lane. Damit machte sich der Kalifornier zu einem von nur fünf Fahrern, die in der fast 67-jährigen NASCAR-Geschichte eine zweistellige Anzahl von Siegen auf einer oder mehr Strecken vorweisen.

Damit nicht genug der guten Voraussetzungen für Jimmie Johnson. Zu allem Überfluss im positiven Sinne feiert der Hendrick-Pilot am Wochenende auch noch Jubiläum. Ausgerechnet in seinem "Wohnzimmer" Dover macht Johnson hinsichtlich seiner Rennen in der höchsten NASCAR-Liga die 500 voll. Dass dies noch nicht die ganz große Errungenschaft ist, zeigt die Tatsache, dass Johnson mit seinen bisher 499 Rennen gerade mal auf Platz 38 der ewigen Bestenliste rangiert.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson siegte in Dover bereits zehnmal und fährt nun sein 500. Rennen Zoom

Auf die 789 Rennen seines Hendrick-Teamkollegen Jeff Gordon, die im Unterschied zu Johnson noch dazu in ununterbrochener Reihenfolge bestritten wurden, fehlt noch einiges an Ausdauer. Doch auch Gordon liegt mit seinen 789 Rennen nur auf Platz neun der ewigen Bestenliste. Angeführt wird diese Liste (wie so viele) von "King" Richard Petty mit insgesamt 1.185 Rennen.

In anderen Bestenlisten, etwa jenen der Siege oder Titel, ist Jimmie Johnson freilich deutlich besser klassiert. Mit seinen 74 Siegen liegt er auf Platz acht, mit seinen sechs Titel auf Platz drei. Die Statistiken sind allerdings nicht das, worauf Johnson am Wochenende seine Aufmerksamkeit richtet. "Ich freue mich sehr auf das Rennen in Dover. Es ist meine Lieblingsstrecke und ich bin froh, dass sie Bestandteil des Chase ist. Dass ich auf dieser Strecke mein 500. Rennen fahre, passt wie die Faust aufs Auge", bemerkt Johnson.

"Spaziergang": Kevin Harvick verspürt keinen Druck

Während Jimmie Johnson für den sicheren Einzug in die Contender-Round des Chase 2015 am Sonntag lediglich 25. werden muss, ist die Ausgangslage für seine punktemäßig schlechter dastehenden Verfolger schwieriger. Ryan Newman (Childress-Chevrolet) braucht noch 28 Punkte, gleichbedeutend mit Platz 16. Die Ex-Champions Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) und Brad Keselowski (Penske-Ford) benötigen 29 beziehungsweise 30 Punkte (Platz 15 beziehungsweise Platz 14). Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) muss bei seinem "Heimspiel" 31 Punkte (Platz 13) einfahren. Vorjahressieger Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) fehlen noch 34 Punkte (Platz zehn).

Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet), Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet), Kyle Busch (Gibbs-Toyota), Paul Menard (Childress-Chevrolet), Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) und Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) sichern sich nur mit dem Sieg in Dover komplett ab. Einfahren kann diesen Sieg freilich nur einer, was die Lage vor allem für die Favoriten Harvick, Earnhardt Jr. und Kyle Busch so prekär macht. All die genannten Mindestplatzierungen verstehen sich jeweils ohne Bonuspunkte für Führungsrunden und stellen das absolut sichere Weiterkommen im Chase dar. Bei entsprechend schlechteren Platzierungen der direkten Konkurrenten genügen unter Umständen auch schlechtere eigene Platzierungen zum Weiterkommen.

Kevin Harvick, Clint Bowyer

Für Harvick und Bowyer wird es richtig eng, aber Harvick sieht den Druck gelassen Zoom

Dies ändert nichts daran, dass Titelverteidiger Kevin Harvick nach zwei schlechten Ergebnissen - Kollision mit Jimmie Johnson mit anschließendem Abflug in die Mauer in Chicago und eine Woche später trockener Tank nach langer Führung in Loudon - Gefahr läuft, schon die erste der vier Chase-Stufen nicht zu überstehen. Ungeachtet dessen gibt sich der Stewart/Haas-Pilot ganz cool und führt an, schon größere Herausforderungen erfolgreich gemeistert zu haben.

"Ich persönlich mag solche Situationen. Ich finde, sie sind anders und machen Spaß. Unterm Strich geht es darum, wie man auf solche Situationen reagiert", sagt Harvick und sieht den Druck, dem er sich aktuell ausgesetzt sieht, in keinem Vergleich zur Belastung, als er im Frühjahr 2001 zum Nachfolger des tödlich verunglückten Dale Earnhardt ernannt wurde: "Verglichen mit der Earnhardt-Situation und den Dingen, die wir 2001 meistern mussten, ist das hier ein Spaziergang. So gesehen macht es die aktuelle Situation sogar einfacher, wenn man schon deutlich größere Aufgaben gemeistert hat."

Restart-Zone ab sofort länger

Neben den reinen Ergebnissen und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesamtwertung sorgten bei den ersten beiden Chase-Rennen des Jahres in Chicago und Loudon vor allem die Restarts für Kontroversen. Bei NASCAR hat man sich nun endlich dieses Themas angenommen und auf die Kritik der Piloten reagiert. So ist die Restart-Zone in Dover in der Länge verdoppelt worden.

Restart in Dover 2015

Die Restart-Zone ausgangs Turn 4 in Dover ist nun 42 statt 21 Meter lang Zoom

Statt wie bei den zurückliegenden Dover-Rennen 21 Meter (70 Fuß), ist die Zone, in der der Spitzenreiter das Tempo anziehen muss, nun 42 Meter (140 Fuß) lang. Für die sieben weiteren Rennen im diesjährigen Titelkampf (Chase-Strecken 2015 im Detail) wird die Restart-Zone ebenfalls verlängert. Denny Hamlin begrüßt die Änderung.

Während Denny Hamlin die Verlängerung der Restart-Zone ausdrücklich begrüßt, hat Dale Earnhardt Jr. anklingen lassen, dass ihm eine 140 Fuß beziehungsweise 42 Meter lange Restart-Zone auf einem 1,5-Meilen-Oval immer noch zu kurz wäre. Auch darauf hat man bei NASCAR bereits reagiert. So wird sich das Maß der Verlängerung bei den weiteren Chase-Rennen an der jeweiligen Streckenlänge orientieren.

Neben dem Sprint-Cup - die Meldeliste umfasst diesmal exakt die 43 zum Rennen zugelassenen - gastiert am Wochenende in Dover auch die Xfinity-Serie. Allerdings wird der Fahrbetrieb auch in der zweiten NASCAR-Liga weniger von Teams und Fahrern als vielmehr von Hurrikan "Joaquin" bestimmt. Weniger Sorgen machen müssen sich die Piloten der Truck-Serie, die an diesem Wochenende in Las Vegas antreten.

Die Grüne Flagge zum AAA 400 in Dover, dem entscheidenden Rennen der Challenger-Round im Chase, fällt gemäß aktuellem Zeitplan am Sonntag gegen 20:45 Uhr MESZ. Motorvision TV überträgt ab 20:00 Uhr live. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Mario Fritzsche. Im Falle einer Verschiebung auf Montag oder Dienstag überträgt Motorvision TV ebenfalls live.

Der Zeitplan für das Dover-Wochenende (MESZ):

Freitag, 2. Oktober:
17:00 Uhr: Erstes Freies Training
21:45 Uhr: Qualifying in drei Segmenten

Samstag, 3. Oktober:
17:00 Uhr: Zweites Freies Training
20:00 Uhr: Happy-Hour
21:30 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 4. Oktober:
04:00 Uhr: Truck-Rennen (Las Vegas)
20:45 Uhr: AAA 400 (400 Runden; ab 20:00 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Dover:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet) - C
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford) - C
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) - C
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) - C
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota) - C
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota) - C
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) - C
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford) - C
20. 23 Jeb Burton (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) - C
22. 26 J.J. Yeley (BK-Toyota)
23. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet) - C
24. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet) - C
25. 32 Josh Wise (FAS-Ford)
26. 33 Alex Kennedy (Circle-Chevrolet)
27. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
28. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
29. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
30. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
31. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
32. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
33. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
34. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
35. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
36. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) - C
37. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
38. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
39. 62 Timmy Hill (Premium-Chevrolet)
40. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) - C
41. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
42. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) - C
43. 98 Reed Sorenson (Premium-Ford)

Alle Dover-Sieger auf einen Blick:

2015: Jimmie Johnson / ...
2014: Jimmie Johnson / Jeff Gordon
2013: Tony Stewart / Jimmie Johnson
2012: Jimmie Johnson / Brad Keselowski
2011: Matt Kenseth / Kurt Busch
2010: Kyle Busch / Jimmie Johnson
2009: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2008: Kyle Busch / Greg Biffle
2007: Martin Truex Jr. / Carl Edwards
2006: Matt Kenseth / Jeff Burton
2005: Greg Biffle / Jimmie Johnson
2004: Mark Martin / Ryan Newman
2003: Ryan Newman / Ryan Newman
2002: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2001: Jeff Gordon / Dale Earnhardt Jr.
2000: Tony Stewart / Tony Stewart
1999: Bobby Labonte / Mark Martin
1998: Dale Jarrett / Mark Martin
1997: Ricky Rudd / Mark Martin
1996: Jeff Gordon / Jeff Gordon
1995: Kyle Petty / Jeff Gordon
1994: Rusty Wallace / Rusty Wallace
1993: Dale Earnhardt / Rusty Wallace
1992: Harry Gant / Ricky Rudd
1991: Ken Schrader / Harry Gant
1990: Derrike Cope / Bill Elliott
1989: Dale Earnhardt / Dale Earnhardt
1988: Bill Elliott / Bill Elliott
1987: Davey Allison / Ricky Rudd
1986: Geoff Bodine / Ricky Rudd
1985: Bill Elliott / Harry Gant
1984: Richard Petty / Harry Gant
1983: Bobby Allison / Bobby Allison
1982: Bobby Allison / Darrell Waltrip
1981: Jody Ridley / Neil Bonnett
1980: Bobby Allison / Darrell Waltrip
1979: Neil Bonnett / Richard Petty
1978: David Pearson / Bobby Allison
1977: Cale Yarborough / Benny Parsons
1976: Benny Parsons / Cale Yarborough
1975: David Pearson / Richard Petty
1974: Cale Yarborough / Richard Petty
1973: David Pearson / David Pearson
1972: Bobby Allison / David Pearson
1971: Bobby Allison / Richard Petty
1970: Richard Petty
1969: Richard Petty