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Chicago: Restarts sorgen für Diskussionen

Jimmie Johnson vs. Kevin Harvick und vor allem Jeff Gordon vs. Kyle Busch: Die Restarts beim Chase-Auftakt in Chicago erhitzen die Gemüter

(Motorsport-Total.com) - Denny Hamlins Aufholjagd nach Rundenrückstand, die ihn mit kaputtem Knie den Sieg beim ersten der zehn Chase-Rennen in der Saison 2015 in der NASCAR-Topliga Sprint-Cup einbrachte, war am Sonntag in Chicago nur eines von zwei beherrschenden Themen. Das zweite waren die Restarts. Gleich zweimal ging es im Rennverlauf bei einem Restart derart zur Sache, dass anschließend heftige Debatten ausbrachen. Die Protagonisten beim ersten diskussionswürdigen Restart waren Jimmie Johnson und Kevin Harvick. Beim zweiten waren es Jeff Gordon und Kyle Busch.

Titel-Bild zur News: Restart in Chicago: Jimmie Johnson vs. Kevin Harvick

Gleich kracht's: Jimmie Johnson beim Restart ganz innen neben Kevin Harvick Zoom

Unzufriedenheit über die Restarts und vor allem darüber, wie die NASCAR-Offiziellen diese bewerten, gibt es bereits seit geraumer Zeit. Hochgekocht ist das Thema in diesen Tagen nicht zuletzt deshalb, weil Matt Kenseths letzter Restart auf dem Weg zum Sieg beim letzten Rennen der Regular-Season in Richmond ungeahndet blieb. Penske-Pilot Joey Logano sah sich durch den seiner Meinung nach klaren Frühstart von Kenseth um die Chance auf den Richmond-Sieg betrogen.

Auf dieser Diskussionsgrundlage sagte der amtierende NASCAR-Champion Kevin Harvick am Donnerstag in Chicago: "Das Ganze ist eine sehr graue Grauzone. Ich glaube nicht, dass irgend einer von uns Fahrern weiß, wie weit er beim Restart wirklich gehen kann. Man muss die Grenzen aber ausreizen, denn es wird einem ja erlaubt. Wie viel aber ist zu viel?"

Neue Kamera kann nur der Anfang sein

Worauf sich Harvick mit seinen Aussagen bezog, ist die ominöse Restart-Zone - eine auf jeder NASCAR-Strecke mit weißen Linien auf dem Apron (den flachen, aber asphaltierten Randstreifen) und an der Außenmauer abgrenzte Zone. In dieser Zone hat der Spitzenreiter als Erster zu beschleunigen, um einen ordnungsgemäßen Restart hinzulegen. Soweit die Theorie, die Praxis sieht freilich anders aus. So beklagten sich noch vor dem Chase-Auftaktrennen am Sonntag in Chicago sowohl Denny Hamlin als auch Jeff Gordon darüber, dass die Restart-Zone zu klein sei. Sie wünschten sich einen längeren Bereich, in dem der Spitzenreiter mittels Gasgeben das Feld zur Grünen Flagge führt.

Mit einer längeren Restart-Zone konnten die NASCAR-Offiziellen in der Kürze der Zeit war nicht dienen. Immerhin aber rüsteten sie technisch auf und platzierten auf dem Chicagoland Speedway erstmals eine Kamera im Bereich der Restart-Zone. Bezeichnend, dass sowohl der von einer "sehr grauen Grauzone" sprechende Kevin Harvick als auch der nach einer größeren Restart-Zone verlangende Jeff Gordon am Sonntag im Mittelpunkt der Untersuchungen standen.

Kevin Harvick

Kevin Harvick flog nach Restart-Kollision mit Jimmie Johnson in die Mauer: Platz 42 Zoom

Im Falle von Harvick drehte es sich um den Restart in Runde 135. Bei diesem lag der Stewart/Haas-Pilot als Zweitplatzierter im Rennen auf der Innenbahn der ersten Startreihe. Außen war es Spitzenreiter Kyle Busch, der das Tempo vorgeben musste. Sowohl Busch als auch Harvick verhielten sich in der Restart-Zone zögerlich. Der direkt hinter Harvick liegende Jimmie Johnson wurde von seinem Hintermann Joey Logano auf den Apron geschoben. Die Konsequenz: Johnson traf beim Versuch, sich in Turn 1 wieder vom Apron auf die Rennlinie zu begeben, das Auto von Harvick. Beim Kontakt wurde der linke hintere Kotflügel von Harvicks Stewart/Haas-Chevrolet beschädigt. Kurz darauf schlitzte das Kotflügelblech den Reifen auf, Harvick drehte sich in die Mauer und beendete den Chase-Auftakt auf Platz 42.

"Johnson war unten und zog dann wieder nach oben, mit voller Absicht in ihn rein", so die erste Reaktion von Harvicks Crewchief Rodney Childers via Funk. Harvick selbst äußerte sich nach dem Rennen mit den Worten: "Ich hatte einen einigermaßen guten Restart und sah, dass es hinter mir auf dem Apron wild zuging. Ich hielt meine Linie, da krachte er (Johnson; Anm. d. Red.) mir in die Seite als wäre ich nicht da gewesen." Neben seinem verbalen Angriff auf Johnson im Interview knöpfte sich Harvick den sechsmaligen NASCAR-Champion auch persönlich vor. Harvicks Betreuer musste schließlich schlichtend eingreifen.


Kollision Jimmie Johnson vs. Kevin Harvick beim Restart

Jeff Gordon vs. Kyle Busch: Frühstart oder nicht?

Der zweite diskussionswürdige Restart trug sich nur zehn Runden später zu. Erneut war es Kyle Busch, der auf der Außenbahn als Spitzenreiter das Tempo in der Restart-Zone bestimmen durfte beziehungsweise musste. Diesmal kam der grüne Gibbs-Toyota noch schlechter in die Gänge als zuvor an der Seite von Harvick. Jeff Gordon, der bei besagtem zweiten Restart die Innenbahn neben Busch belegte, kam deutlich besser in die Gänge. Die große Frage war anschließend: Hatte Gordon als Zweitplatzierter zu früh beschleunigt und damit einen Frühstart hingelegt oder kam Busch seiner Pflicht, das Tempo vorzugeben, nicht nach?

Die NASCAR-Offiziellen untersuchten den Restart einige Minuten lang. Nach Auswertung der Videoaufzeichnungen, die unter anderem von der neuen Kamera geliefert wurden, kamen sie zum Schluss, keine Strafe gegen Gordon auszusprechen. An der Unzufriedenheit im Fahrerfeld ob der Entscheidungsgewalt von NASCAR ändert dies nichts - im Gegenteil. Es wird in Zukunft weitere Diskussionen und Forderungen nach klaren Entscheidungen geben.


Diskussionswürdiger Restart von Jeff Gordon

"Ich fühle mich überhaupt nicht wohl dabei, wenn ich sehe, wie das Ganze gehandhabt wird", hatte Kyle Busch noch vor wenigen Tagen in Anspielung auf den Restart von Matt Kenseth in Richmond zu Protokoll gegeben. Am Sonntag war Busch selbst einer der Protagonisten. Gleiches gilt für Jeff Gordon. Der Hendrick-Pilot hatte dieser Tage verlauten lassen: "Wenn jemand absichtlich einen Frühstart hinlegt, muss eingeschritten werden. Diese Entscheidung muss ganz klar sein. Sie muss Schwarz auf Weiß sein."

Restart in Chicago: Jeff Gordon vs. Kyle Busch

Jeff Gordons Restart gegen Kyle Busch wurde von NASCAR nicht geahndet Zoom

Fakt ist: Mit ihrer Entscheidung, den in Chicago ausgerechnet von Gordon vorgetragenen fragwürdigen Restart nicht zu ahnden, haben die NASCAR-Offiziellen nicht dazu beigetragen, dass die Situation klarer wird. So dürfte es auch künftig Kommentare geben, wie sie Joey Logano in Anspielung auf den Richmond-Restart von Matt Kenseth ablieferte: "In den meisten Fällen ist es doch so, dass selbst Ray Charles einen Frühstart sieht. So offensichtlich ist es."

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