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  • 28.09.2015 00:17

  • von Pete Fink

Chase-Drama: Matt Kenseth top, Kevin Harvick flop

Chase-Rennen Nummer zwei bringt in Loudon jede Menge Turbulenzen: Matt Kenseth staubt im Spritpoker ab, Kevin Harvick gibt Sieg aus der Hand

(Motorsport-Total.com) - Was als recht eintöniges Sprint-Cup-Rennen begann, endete in einem wahren NASCAR-Thriller: Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) gewinnt den Benzinpoker auf dem New Hampshire Motor Speedway in Loudon, während Langzeitdominator Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet; 21.) in den Schlussrunden der Sprit ausgeht. Hinter Kenseth sorgt Chicagoland-Sieger Denny Hamlin (2.) für den nächsten Gibbs-Doppelerfolg.

Titel-Bild zur News: Matt Kenseth

Matt Kenseth kann sich freuen: Der Loudon-Sieg bringt Chase-Runde zwei Zoom

Kenseth und Hamlin stehen damit sicher in der nächsten Playoff-Runde, während die Luft für Champion Harvick immer dünner wird. Aber da ist er nicht der Einzige, denn im so turbulenten Loudon erwischte es einige Titelfavoriten. Damit ist eines sonnenklar: Bereits am kommenden Wochenende auf der Monster-Mile von Dover steht der nächste NASCAR-Krimi an - zu eng ist nun die Playoff-Situation vor dem ersten großen Cut in der Gesamtwertung.

Doch der Reihe nach: Die ersten 150 der insgesamt 300 Runden verliefen im Nordosten der USA quasi planmäßig. Harvick setzte sich schnell in Front und kontrollierte das Renngeschehen nach Belieben. Hinter ihm tat Brad Keselowski (Penske-Ford) auf Rang zwei genau das Gleiche, wenn auch mit einem Respektabstand von rund zwei Sekunden. Doch wer gedacht hatte, dass sich dieses scheinbar festzementierte Szenario bis zum Ende fortsetzen würde, der sah sich schnell eines besseren belehrt.

Kyle Busch eröffnet Loudon-Drama

Im Prinzip begannen die umfangreichen Loudon-Turbulenzen in Runde 160, als Kyle Busch in seinem Gibbs-Toyota mit einem Reifenschaden vorne rechts in die Mauer krachte. Damit setzte der jüngere Busch-Bruder sein fast schon sprichwörtliches Chase-Pech der vergangenen Jahre nahtlos fort: Nach einer langen Reparatur war nicht mehr als Rang 37 drin. Comebacker Kyle Busch ist nun vor Dover einer aus der langen Liste von äußerst prominenten Wackelkandidaten.

Kyle Busch

Kyle Busch flog in Runde 160 der rechte Vorderreifen um die Ohren: Platz 37 Zoom

Kurze Zeit später erwischte es auch Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) mit einem Reifenschaden, was den sechsfachen NASCAR-Champion aus der Führungsrunde warf. Im Gegensatz zu Kyle Busch konnte Johnson jedoch einen Mauerkontakt vermeiden und fuhr unter Grüner Flagge zum Service. Der Kalifornier hatte Glück im Unglück und kassierte kurz danach noch einen Lucky-Dog. Am Ende kann das Team mit der Startnummer 48 angesichts dieser Umstände mit Rang sechs mehr als zufrieden sein.

Johnsons Lucky-Dog folgte in der Gelbphase nach dem einzigen heftigen Loudon-Crash, als eine gut aufgelegte Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 40.) in Runde 205 einen Schubser von Ryan Newman (Childress-Chevrolet) bekam. Patrick kam nach der Mauerberührung rückwärts auf die Strecke zurück und wurde voll von David Ragan (Waltrip-Toyota; 41.) erwischt. Für die Aufräumarbeiten nach dem Unfall zückte NASCAR sogar kurzzeitig die Rote Flagge, verletzt wurde niemand.

Kontroverser Keselowski-Restart

Harvick-Verfolger Keselowski erwischte es nach einem Restart in Runde 248: Dem Penske-Piloten wurde nach einem vermeintlichen Frühstart eine äußerst kontroverse Schwarze Flagge gezeigt, was in der NASCAR gleichbedeutend mit einer Durchfahrtsstrafe ist. Anstatt ganz vorne um den Sieg mitzukämpfen, wurde Keselowski dadurch fast eine Runde zurück geworfen und kam im finalen Benzin-Chaos schließlich noch auf Rang 12 ins Ziel.

Brad Keselowski

Brad Keselowski: Nach Durchfahrtsstrafe für Frühstart immerhin noch Zwölfter Zoom

Dies bedeutet einerseits Schadensbegrenzung, andererseits jede Menge Diskussionsstoff zum heiklen NASCAR-Dauerthema Restarts. Keselowski kam bei diesem ominösen Restart schneller weg als der zu diesem Zeitpunkt führende Greg Biffle im Roush-Ford. Die so gewonnene Position gab Keselowski sofort wieder an Biffle ab, doch NASCAR kannte - im Gegensatz zur Jeff-Gordon-Situation vor einer Woche in Chicagoland - keine Gnade.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Loudon-Rennen längst in einem ausgiebigen Spritpoker. Bei einem Fuel-Window von etwa 85 Runden hatte Biffle dabei den längsten Atem: Er war in Runde 206 letztmals beim Tanken, Harvick und Keselowski fassten in Runde 212 Sprit, Kenseth und Hamlin nutzten die neunte und letzte Gelbphase in Runde 239 zum Service. Nach der Keselowski-Strafe lautete die Reihung: Harvick, Kenseth, Hamlin, Biffle.


Fotos: NASCAR in Loudon


Kenseth drängelt Harvick ins Aus

Während sich Hamlin mit einem Reifenproblem herumschlug und Boden verlor, blieb Kenseth an Leader Harvick dran. Ganz nach dem Motto: Druck ausüben, sodass der Titelverteidiger nicht in die bequeme Lage kam, Benzin sparen zu können. Dieses Rezept sollte sich auszahlen: Harvicks Hendrick-Motor begann drei Runden vor dem Ende zu stottern, was den Kalifornier an die Box zwang. Damit war der Weg für Kenseth frei. Hinter Hamlin holte sich ein unauffälliger Joey Logano im zweiten Penske-Ford Rang drei.

Kevin Harvick

Kevin Harvick: Nur Platz 21 nach 216 Führungsrunden und trockenem Tank Zoom

Neben Harvick erwischte es auch Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet; 19.) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 25.), die alle in Runde 212 beim Tanken waren. Biffle hingegen rang seinem Ford-Triebwerk einige Umläufe mehr ab und kam tatsächlich als Vierter ins Ziel, auch Polesitter Carl Edwards fuhr seinen Gibbs-Toyota souverän auf Rang fünf. Eine ganz bittere Kollektivschlappe für die Hendrick-Chevy-Fraktion!

Neben Johnson war auch Jeff Gordon in der letzten Gelbphase noch beim Tanken und wurde dadurch mit Rang sieben belohnt. Für Gordon wird das Loudon-Rennen aber vor allem deshalb in Erinnerung bleiben, weil er nun der neue Ironman der NASCAR ist: Der Kalifornier fuhr nun 789 (!) NASCAR-Rennen in Folge und löste damit Ricky Rudd (788) von der Spitzenposition in dieser Statistik ab. Ein Rekord für die NASCAR-Ewigkeit.

Dover-Thriller vor der Türe

Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevy) und Ryan Newman - beide mit Chevy-Power von Richard Childress - belegten nach dem Schlusskuddelmuddel die Positionen acht und zehn, bester Nicht-Chaser wurde Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) als Neunter. Jamie McMurray (Ganassi-Chevy) und Paul Menard (Childress-Chevy) wahrten mit den Positionen 14 und 15 ihre Chance auf die nächste Chase-Runde.

Denny Hamlin, Matt Kenseth

Nur Denny Hamlin und Matt Kenseth stehen sicher in der Contender-Round Zoom

Die schlechteste Ausgangsposition dabei hat nun Clint Bowyer (Waltrip-Toyota; 26.), der in der Schlussphase von Loudon mit einem schleichenden Plattfuß an die Box kommen musste. Bowyers Defizit beträgt 39 Punkte, Champion Harvick muss in Dover 23 Punkte gutmachen. Für beide gilt: Ausgerechnet auf der Johnson-Spezialstrecke wird wohl nur noch ein Sieg zum Aufstieg in die Contender-Round weiterhelfen.

Wie gesagt: Dover verspricht ein echtes NASCAR-Drama: Zwischen McMurray (11.) und Menard (14.) liegen ganze zwei Punkte. Doch auch Newman (+17), Kurt Busch (+16), Keselowski (+15), Truex (+14) und Gordon (+11) dürfen sich auf der gefräßigen Monster-Mile keinen Ausrutscher erlauben. Nach Dover wird es nur noch 12 Chase-Teilnehmer geben, für vier NASCAR-Piloten ist der Traum vom Titel 2015 dann vorzeitig ausgeträumt. Nach dem aktuellen Stand der Dinge ist damit zu rechnen, dass es kommenden Sonntag den einen oder anderen Promi erwischen wird ...