Bristol: Joey Logano hält Kevin Harvick auf Distanz

Joey Logano wiederholt beim Nachtrennen in Bristol seinen Vorjahressieg - Kevin Harvick zum zehnten Mal in dieser Saison Zweiter - Top 5 für Clint Bowyer

(Motorsport-Total.com) - Joey Logano hat in der Nacht von Samstag auf Sonntag wie schon im vergangenen Jahr das Irwin Tools Night Race in Bristol gewonnen. Auf dem Weg zum Sieg bei der diesjährigen Auflage des NASCAR-Klassikers sah sich der Fahrer des gelben Penske-Ford mit der Startnummer 22 in den letzten gut 50 der insgesamt 500 Runden starkem Druck durch den amtierenden Sprint-Cup-Champion Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) ausgesetzt.

Titel-Bild zur News: Joey Logano, Kevin Harvick

Joey Logano (Penske-Ford) siegte vor Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevy) Zoom

Harvick fuhr auf dem stark überhöhten Halbmeilen-Oval jeweils äußerst aggressiv in die Kurven hinein, musste im Scheitelpunkt aber stärker verzögern als Logano, der sein Auto sanfter in die Kurven hineingleiten ließ, um dann ab dem Scheitelpunkt aggressiv aufs Gas zu steigen. Dieses Spiel ging über viele Runden, wobei die beiden nebenbei noch den dichten Überrundungsverkehr meistern mussten. Schließlich war es Logano, der sich knapp durchsetzte und seinen Vorjahressieg wiederholte.

"Im Freien Training haben wir uns ganz darauf konzentriert, was für das Rennen wichtig war. Das ist jetzt die Belohnung dafür", so Loganos erster Kommentar in der Victory Lane, nachdem er seinen dritten Saisonsieg nach dem Daytona 500 im Februar und Watkins Glen vor zwei Wochen in der Tasche hatte. "Am Ende war unglaublich viel Betrieb auf der Strecke. Kevin fuhr sehr aggressiv in die Kurven rein, ich fuhr aggressiv raus. Das war im Spiegel schon interessant zu beobachten", bemerkte der Penske-Pilot, der seinen Verfolger schließlich um 0,2 Sekunden auf Distanz hielt und damit dafür sorgte, dass Harvick bereits zum zehnten Mal in dieser Saison ein Rennen auf Platz zwei beendete.

Nichts Neues bei Kevin Harvick: Wieder Zweiter

"In der Boxengasse beging ich einen Fehler, der uns zurückwarf", so Harvick in Anspielung auf eine Strafe, die er sich beim vorletzten Boxenstopp für zu schnelles Fahren am Boxengassen-Eingang eingebrockt hatte. Vom Ende der Führungsrunde kämpfte er sich anschließend wieder nach vorn, fand aber keinen Weg an Logano vorbei.

Kevin Harvick

Harvick wartet seit März auf einen weiteren Sieg, Platz zwei kennt er zur Genüge Zoom

"Im Rennverkehr tat ich mich etwas schwerer als Joey. Ich kam nie nah genug an ihn heran. Einmal dachte ich, ich könnte ihn kriegen, aber im Endeffekt war es immer so, dass ich das, was ich aufholte sofort wieder verlor", so die Einschätzung des Stewart/Haas-Piloten, der die Punktewertung weiterhin vor dem siegreichen Penske-Piloten anführt. Dank seiner beiden früh in der Saison erzielten Siege steht auch Harvick längst sicher im Chase.

Kyle Busch (Gibbs-Toyota) kann den Chase-Einzug nach wie vor nicht sicher von sich behaupten, machte aber einen weiteren wichtigen Schritt auf diesem Weg. Der viermalige Saisonsieger und Bristol-Spezialist kam als Achter ins Ziel und hat als weiterhin 29. der Punktewertung nun ein Polster von 46 Punkten auf den auf Rang 31 liegenden Cole Whitt. Dass für Kyle Busch nach Dominanz der ersten Rennhälfte und insgesamt 192 Führungsrunden nicht mehr als Platz acht herauskam, lag daran, dass auch er sich eine Speeding-Penalty - also Strafe für zu schnelles Fahrern in der Boxengasse - einfing. Im Gegensatz zu Harvick holte sich Busch diese beim letzten Boxenstopp und konnte sich vom Ende der Führungsrunde (zu diesem Zeitpunkt Platz 14) "nur" noch um sechs Positionen verbessern.

So war es Kyle Buschs von der Pole-Position gestarteter Gibbs-Teamkollege Denny Hamlin, der sich Platz drei hinter Logano und Harvick holte. Restlos zufrieden ist der damit nicht, dank seines Martinsville-Sieges im März hat Hamlin das Chase-Ticket aber sicher. Platz vier errang Jimmie Johnson, der damit für das beste Ergebnis eines Hendrick-Piloten seit Jeff Gordons drittem Platz vor drei Wochen in Pocono sorgte. Die erfolgsverwöhnte Truppe von Rick Hendrick fährt ihrer gewohnten Form bereits seit Mitte der Saison hinterher.


Fotos: NASCAR in Bristol


Starker Auftritt von Michael Waltrip Racing

Platz fünf schnappte sich Clint Bowyer im Waltrip-Toyota, der damit nur wenige Tage nach der Hiobsbotschaft erst zum zweiten Mal in dieser Saison ein Top-5-Ergebnis nach Hause fuhr. "Das haben wir nach dem Rückschlag der vergangenen Woche in Michigan gebraucht. Zwischenzeitlich lagen wir ja sogar beide in den Top 5", kommentierte Bowyer die starke Vorstellung von Waltrip-Teamkollege David Ragan, dem aber in der 372. Runde in Turn 2 kurz nach einem Restart zwischen Johnson und Bowyer der Platz ausging. Ragan drehte sich in die Boxenmauer der Gegengerade und wurde als Ausfall notiert. Bowyer konnte einen Einschlag vermeiden, wurde aber im Zuge einer Kettenreaktion von Brad Keselowski (Penske-Ford/6.) in einen halben Dreher geschickt.

"Ärgerlich, was mit der 55 passiert ist", so Bowyer, der dem auf der Außenbahn aggressiv aufgetretenen Jimmie Johnson aber keinen Vorwurf macht: "Im Auto mit der Auto 48 sitzt schon ein verdammt smarter Rennfahrer. Er wusste, dass er bei den Restarts stärker war als wir, also tat er, was er tun musste. Leider wurden wir dadurch in einen Crash verwickelt. Unabhängig davon bin ich ziemlich glücklich." Für Bowyers Chase-Ambitionen ist Platz fünf ein äußerst wertvolles Ergebnis, aber noch keine sichere Bank. In der Setzliste für den Chase rangiert der Waltrip-Pilot weiterhin "on the bubble" auf Platz 16.

Jimmie Johnson, Clint Bowyer

Jimmie Johnson neben Clint Bowyer: Mit David Ragan in der Mitte wurde es zu eng Zoom

In Reihen des Toyota-Topteams Joe Gibbs Racing brachte letztlich nur Polesetter Denny Hamlin eine Top-5-Platzierung nach Hause. Carl Edwards musste sich nach 74 Führungsrunden und einem späten Reifenschaden mit Platz sieben vor Kyle Busch begnügen. Matt Kenseth im vierten Gibbs-Toyota strandete schon nach 110 Runden mit Motorschaden. Indes kamen die beiden punktbesten sieglosen Fahrer dieser Saison - Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet) und Ryan Newman (Childress-Chevrolet) - als Elfter und Zehnter einmal mehr auf soliden Platzierungen ins Ziel und festigten damit ihre Positionen 12 und 13 in der Setzliste.

Jeff Gordon beim Abschied aus Bristol unter Wert geschlagen

Auch auf den Setzlisten-Positionen 14 (Paul Menard) und 15 (Jeff Gordon) gab es keine Veränderungen. Für Gordon wäre beim letzten Bristol-Rennen seiner Karriere durchaus mehr drin gewesen als Platz 20 mit vier Runden Rückstand. Nach schwachem Qualifying fuhr der Fahrer des letztmalig im Rainbow-Design lackierten Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 24 beim 24. Saisonrennen von Startplatz 24 aus sukzessive nach vorn.

Jeff Gordon

Jeff Gordon fuhr von P24 bis auf P2 nach vorn und wurde letztlich doch nur 20. Zoom

Gut 100 Runden vor Schluss lag Gordon hinter Logano auf Rang zwei, musste dann aber zwei außerplanmäßige Boxenstopps unter Grün einlegen, weil zunächst ein Rad vibrierte und anschließend ein Reifen langsam Luft verlor. Dale Earnhardt Jr. wurde nach frühem Rundenrückstand noch Neunter, Kasey Kahne im vierten Hendrick-Chevrolet nach einem extrem unauffälligen Rennen 16. Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet) erlitt zwei Reifenschäden, der zweite endete in der Mauer: Ausfall.

Am kommenden Wochenende haben die Sprint-Cup-Piloten zum letzten Mal in dieser Saison frei. Das vorletzte Rennen der Regular-Season steigt am 6. September auf dem altehrwürdigen Darlington Raceway. Weil es sich um das US-amerikanische Labor-Day-Weekend handelt und der Montag im ganzen Land gebührend gefeiert wird, steigt das Rennen für Zuschauer in Mitteleuropa wieder einmal zur ungünstigen Sendezeit in der Nacht von Sonntag auf Montag.