Vorschau Daytona: Hassliebe Plate-Racing

Daytona ruft zum Coke Zero 400: Kyle Busch kehrt an den Ort seines schwersten Unfalls zurück - Geteilte Meinungen über aktuelles Restrictor-Plate-Racing

(Motorsport-Total.com) - Das Daytona 500 markiert seit 1982 den Auftakt jeder NASCAR-Saison. Ebenso traditionell eröffnet das Sommerrennen in Daytona, welches in aller Regel am Wochenende um den 4. Juli über die Bühne geht, den Reigen der Zweitbesuche. Soll heißen, wenn der NASCAR-Tross Anfang Juli in Daytona Einzug hält, dann wird erstmals in der gerade laufenden Saison eine Strecke zum zweiten Mal angesteuert.

Titel-Bild zur News: Coke Zero 400 in Daytona 2013

Heiße Angelegenheit im Juli: Coke Zero 400 in Daytona unter Flutlicht Zoom

Bis 1987 fand das Sommerrennen in Daytona ungeachtet des Wochentags immer am 4. Juli (Independence Day) statt. Seit 1988 liegt das Rennen jeweils am Wochenende rund um den amerikanischen Nationalfeiertag Nummer eins. Nur einmal, in der Saison 1998, musste der als Sommerrennen geplante Daytona-Zweitbesuch auf den Oktober verschoben werden. Grund waren die im Juli 1998 tobenden, großflächigen Brände in der Region rund um das berühmte 2,5-Meilen-Oval. Die einmalige Verschiebung in den Herbst ging mit einer Premiere einher: Zum ersten Mal fuhr man in Daytona unter Flutlicht.

Von 1985 bis 2007 wurde das Sommerrennen in Daytona alljährlich von Pepsi gesponsert. Seit 2008 ist ausgerechnet Konkurrent Coca-Cola als Titelsponsor an Bord und lässt das über 400 Meilen gehende Rennen unter dem Titel Coke Zero 400 laufen. Die 400 Meilen werden jedoch nicht immer erreicht, wie das Beispiel aus dem vergangenen Jahr zeigt. Am ursprünglich angesetzten Termin war aufgrund von heftigen Regenfällen an einen Start nicht zu denken. Tags darauf konnte das Coke Zero 400 zwar gestartet werden, doch nach 112 von 160 Runden öffnete der Himmel erneut seine Schleusen. Es wurde vorzeitig abgebrochen. Der zum Zeitpunkt der Roten Flagge in Führung liegende Aric Almirola (Petty-Ford) hatte seinen ersten und bislang einzigen Sprint-Cup-Sieg in der Tasche.

Kyle Busch: Rückkehr an den Ort des schwersten Crashs

Seinen ersten Sprint-Cup-Sieg der Saison 2015 hat seit Sonntag der vergangenen Woche Kyle Busch in der Tasche. Beim Saisonauftakt der Xfinity-Serie in Daytona hatte sich der jüngere Busch-Bruder beim heftigen Aufprall in die ungeschützte Betonmauer auf der Innenseite von Turn 1 das rechte Bein und den linken Fuß gebrochen. Am vergangenen Wochenende triumphierte Kyle Busch ausgerechnet auf der Strecke, die für die Beine die größte Belastung bereithält: die kurvenreiche Berg-und-Talbahn in Sonoma, Kalifornien.

Kyle Busch nach seinem Sieg beim Coke Zero 400 im Juli 2008

Kyle Busch, der mit Sonoma-Sieg im Gepäck anreist, gewann im Juli 2008 in Daytona Zoom

Mit seinem ersten Saisonsieg im Gepäck kommt Kyle Busch nun an den Ort zurück, der ihn am 21. Februar für mehrere Monate außer Gefecht setzte. "Daytona ist kein Ort, der mir etwas schuldet. Ich möchte einfach nur dorthin zurückkehren und die Strecke eines Tages erneut bezwingen, sei es an diesem Wochenende oder nicht", sagt der Sieger des Coke Zero 400 der Saison 2008. Dass der Sonoma-Sieg Auswirkungen auf seine Form oder sein Abschneiden an diesem Wochenende haben wird, bezweifelt Kyle Busch stark: "Ich glaube nicht, dass es im Hinblick auf Daytona eine Rolle spielt. Daytona ist Daytona."

Wann kommt der "Big One", wann das Rennende?

Worauf kommt es in Daytona an, um ein Rennen erfolgreich zu beenden? "Es geht einzig und allein darum, das Rennen unbeschadet zu überstehen", sagt Ryan Newman, der im Februar 2008 als damaliger Penske-Pilot das Daytona 500 gewann und seit 2014 für Richard Childress Racing antritt.

Bleibt in Daytona selten aus: Ein "Big One" wie etwa beim Coke Zero 400 anno 2011 Zoom

"Es ist eine Strecke, auf der die Autos auf vergleichbarem Level unterwegs sind. In der Schlussphase muss man einfach zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle sein", beschreibt Newman das Rennfahren mit Restrictor-Plates - den seit Jahrzehnten in Daytona (und Talladega) zum Einsatz kommenden Luftmengenbegrenzern.

Das Problem dabei: Es ist nicht nur unmöglich vorauszuahnen, wann der gefürchtete Massencrash ("Big One") eintreten wird. Es ist beinahe genauso unmöglich vorauszuahnen, wann das Rennende erreicht sein wird. "Es kann wie im vergangenen Jahr eine Verkürzung aufgrund von Regen geben. Es kann in der Schlussphase einen langen Green-Flag-Run geben oder es kann mehrere Restarts geben", malt Newman ein Bild der unterschiedlichen Szenarien.

Meinungen der Fahrer zum Plate-Racing gehen auseinander

Das heutige Racing mit Restrictor-Plates hat für "Rocket Man" Newman mit jenem von vor rund zehn Jahren nur noch wenig gemeinsam. "Früher war es richtig cool. Man musste lupfen, musste die Bremse antippen. Man musste das Auto richtig fahren, indem man auf den Pedalen arbeitete. Heutzutage geht es viel mehr darum, die richtige Spur zu wählen und nicht in den Fehler eines anderen Fahrers hineingezogen zu werden. Es ist einfach eine andere Art von Restrictor-Plate-Racing - anders, als ich es lieben gelernt habe."

Jeff Gordon, Ryan Newman

Ryan Newman und Jeff Gordon: Lust am Plate-Racing nicht erst 2015 verloren Zoom

Jeff Gordon, mit zwölf Siegen bei Restrictor-Plate-Rennen (sechs in Daytona und sechs in Talladega) der erfolgreichste NASCAR-Pilot der Geschichte bei dieser Art von Rennen, bezieht vor dem letzten Daytona-Start seiner Karriere klar Position: "Ich würde sagen, dass dieses Rennen für mich eine der schlechtesten Siegchancen darstellt. Ich kann diese Art von Rennen einfach nicht ausstehen." Keine Frage, die Restrictor-Plate-Rennen wird Gordon ab 2016 am wenigsten vermissen.

"Rocket Man" Newman kommt bei der Kategorisierung des modernen Daytona-Racings zum Schluss: "Ich sehe dieses Rennen heute als eines, bei dem man nur hofft, ohne Zwischenfälle über die Runden zu kommen. Es ist für alle Teams zu einem reinen Glücksspiel geworden. Mal gewinnt man, mal verliert man."

Aric Almirola

Vorjahressieger Aric Almirola gewinnt dem Plate-Racing in Daytona Positives ab Zoom

Vorjahressieger Aric Almirola stimmt zu, gewinnt dem Ganzen aber auch etwas Positives ab: "Es ist schon ein Stück weit ein Glücksspiel, aber wir haben gezeigt, dass wir auf den Superspeedways die nötige Motorleistung haben. Ich freue mich auf das Rennen."

Auch Kyle Busch kann dem Daytona-Racing in den Sommermonaten durchaus etwas abgewinnen. "Ich finde es cool, nachts in Daytona Rennen zu fahren. Normalerweise ist es wärmer als im Frühjahr. Das macht die Strecke rutschiger. Somit sind schneller Fehler passiert, weil die Autos sich viel mehr bewegen. Muss ein Fahrer vom Gas gehen, bietet sich die Chance zum Überholen. Das macht es für uns Fahrer unterhaltsam, weil wir wissen, dass sich der bessere Fahrer durchsetzen kann."

Coke Zero 400 in der Nacht von Sonntag auf Montag

Die Meldeliste für das Coke Zero 400 umfasst 45 Teilnehmer. Neben den Stammfahrern und den traditionell in Daytona antretenden Teilzeitteams der Wood Brothers (Ryan Blaney) und der Leavine Family (Michael McDowell) finden sich Restrictor-Plate-Spezialisten wie Bobby Labonte (FAS-Ford) oder Brian Scott (Circle-Chevrolet) unter den 45 Meldungen.

Feuerwerk beim Coke Zero 400 in Daytona

Feuerwerk in Daytona: Das Coke Zero 400 steht im Zeichen des Independence Day Zoom

Die 43 Rennteilnehmer werden im Qualifying am Samstag ermittelt. Wie schon Anfang Mai in Talladega, so greift auch diesmal wieder das zweigeteilte Einzelzeitfahren mit Pole-Shootout. Neben dem Sprint-Cup gastiert auch die Xfinity-Serie in Daytona. Die Truck-Piloten legen derweil ein weiteres freies Wochenende ein.

Für die NASCAR-Fans in Mitteleuropa steigt die diesjährige Auflage des Coke Zero 400 zur wenig zuschauerfreundlichen Zeit um 2:00 Uhr in der Nacht von Sonntag auf Montag. Motorvision TV überträgt ab 1:00 Uhr live. Während in den USA zum ersten Mal seit 2006 wieder eine NASCAR-Live-Übertragung von NBC gestemmt wird, sind für den Kommentar auf Motorvision TV diesmal Pete Fink und Mario Fritzsche verantwortlich. Die Wettervorhersage schließt vereinzelte Gewitter am gesamten Wochenende nicht aus.

Der Zeitplan für Daytona (MESZ):

Freitag, 3. Juli:
21:00 Uhr: Erstes Freies Training
23:00 Uhr: Abschlusstraining

Samstag, 4. Juli:
22:35 Uhr: Qualifying in zwei Segmenten

Sonntag, 5. Juli:
01:30 Uhr: Xfinity-Rennen

Montag, 6. Juli:
02:00 Uhr: Coke Zero 400 (160 Runden; ab 01:00 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Daytona:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 21 Ryan Blaney (Wood-Ford)
20. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
21. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
22. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
23. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
24. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
25. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
26. 32 Bobby Labonte (FAS-Ford)
27. 33 Brian Scott (Circle-Chevrolet)
28. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
29. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
30. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
31. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
32. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
33. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
34. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
35. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
36. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
37. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
38. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
39. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
40. 62 Brendan Gaughan (Premium-Chevrolet)
41. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
42. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
43. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
44. 95 Michael McDowell (Leavine-Ford)
45. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)

Alle Daytona-Sieger auf einen Blick:

2015: Joey Logano / ...
2014: Dale Earnhardt Jr. / Aric Almirola
2013: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2012: Matt Kenseth / Tony Stewart
2011: Trevor Bayne / David Ragan
2010: Jamie McMurray / Kevin Harvick
2009: Matt Kenseth / Tony Stewart
2008: Ryan Newman / Kyle Busch
2007: Kevin Harvick / Jamie McMurray
2006: Jimmie Johnson / Tony Stewart
2005: Jeff Gordon / Tony Stewart
2004: Dale Earnhardt Jr. / Jeff Gordon
2003: Michael Waltrip / Greg Biffle
2002: Ward Burton / Michael Waltrip
2001: Michael Waltrip / Dale Earnhardt Jr.
2000: Dale Jarrett / Jeff Burton
1999: Jeff Gordon / Dale Jarrett
1998: Dale Earnhardt / Jeff Gordon
1997: Jeff Gordon / John Andretti
1996: Dale Jarrett / Sterling Marlin
1995: Sterling Marlin / Jeff Gordon
1994: Sterling Marlin / Jimmy Spencer
1993: Dale Jarrett / Dale Earnhardt
1992: Davey Allison / Ernie Irvan
1991: Ernie Irvan / Bill Elliott
1990: Derrike Cope / Dale Earnhardt
1989: Darrell Waltrip / Davey Allison
1988: Bobby Allison / Bill Elliott
1987: Bill Elliott Bobby Allison
1986: Geoff Bodine / Tim Richmond
1985: Bill Elliott / Greg Sacks
1984: Cale Yarborough / Richard Petty
1983: Cale Yarborough / Buddy Baker
1982: Bobby Allison / Bobby Allison
1981: Richard Petty / Cale Yarborough
1980: Buddy Baker / Bobby Allison
1979: Richard Petty / Neil Bonnett
1978: Bobby Allison / David Pearson
1977: Cale Yarborough / Richard Petty
1976: David Pearson / Cale Yarborough
1975: Benny Parsons / Richard Petty
1974: Richard Petty / David Pearson
1973: Richard Petty / David Pearson
1972: A.J. Foyt / David Pearson
1971: Pete Hamilton / David Pearson / Richard Petty / Bobby Isaac
1970: Cale Yarborough / Charlie Glotzbach / Pete Hamilton / Donnie Allison
1969: Bobby Isaac / LeeRoy Yarbrough
1968: Cale Yarborough / Cale Yarborough
1967: LeeRoy Yarbrough / Fred Lorenzen / Mario Andretti / Cale Yarborough
1966: Paul Goldsmith / Earl Balmer / Richard Petty / Sam McQuagg
1965: Darel Dieringer / Junior Johnson / Fred Lorenzen / A.J. Foyt
1964: Junior Johnson / Bobby Isaac / Richard Petty / A.J. Foyt
1963: Junior Johnson / Johnny Rutherford / Tiny Lund / Fireball Roberts
1962: Fireball Roberts / Joe Weatherly / Fireball Roberts / Fireball Roberts
1961: Fireball Roberts / Joe Weatherly / Marvin Panch / David Pearson
1960: Fireball Roberts / Jack Smith / Junior Johnson / Jack Smith
1959: Bob Welborn / Lee Petty / Fireball Roberts