Detroit 2: Erster Saisonsieg für Sebastien Bourdais

Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet) gewinnt das Sonntagsrennen in Detroit mit cleverer Strategie vor Takuma Sato - Herbe Enttäuschungen für die Penske-Truppe

(Motorsport-Total.com) - Das zweite Rennen des "Chevrolet Dual in Detroit" bot von nasser und trockener Piste über spektakuläre Überholmanöver und Abflüge bis hin zu unterschiedlichen Strategien alles, was in einem IndyCar-Rennen für Action sorgt. Als nach einer Renndauer von zwei Stunden abgewinkt wurde, ließ sich Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet) als strahlender Sieger feiern. Der Franzose rettete sich mit den letzten Tropfen Sprit ins Ziel und triumphierte zum ersten Mal seit Toronto im Juli 2014.

Titel-Bild zur News: Sebastien Bourdais

Der Franzose Sebastien Bourdais triumphierte zum ersten Mal seit Juli 2014 Zoom

Den Start, der diesmal pünktlich um 15:50 Uhr Ortszeit (21:50 Uhr MESZ) über die Bühne ging, absolvierte das gesamte Feld auf Regenreifen. Der nach Absage des Qualifyings von der Pole-Position losgefahrene Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet) verlor die Führung schon in der ersten Kurve an Teamkollege Will Power. In der dritten Runde aber setzte sich Montoya im Bereich der Kurven 3 und 4 innen neben Power und eroberte die Spitze zurück.

Nachdem es in der Anfangsphase für ein paar Minuten so ausgesehen hatte, als würde die Strecke im Belle Isle Park schnell abtrocknen, wurde der Regen ab Runde acht doch wieder stärker. Montoya machte vor Power, Josef Newgarden (CFH-Chevrolet), Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet), Bourdais und James-Hinchcliffe-Ersatz Conor Daly (Schmidt-Honda) das Tempo.

Power ohne Power

In Runde 20 war der Zweitplatzierte Power der erste, der sich eine volle Ladung Sprit und einen frischen Satz Regenreifen abholte. Der Großteil des Feldes folgte angeführt von Spitzenreiter Montoya nur eine Runde später. Dixon und Bourdais blieben bis zur 22. Runde auf der Bahn. Nachdem das gesamte Feld den ersten Stopp hinter sich gebracht hatte, führte Montoya mit einem Vorsprung von einer Sekunde vor Power. Dixon, Newgarden und Bourdais folgten auf den Rängen drei bis fünf.

In Runde 25 dann der erste Rückschlag für Team Penske: Will Power musste seine Jagd auf Spitzenreiter Juan Pablo Montoya unterbrechen, weil Regenwasser die Elektrik seines Penske-Boliden narrte. Das Getriebe sprang selbständig in den Leerlauf. Der amtierende IndyCar-Champion verlor auf der Strecke zunächst einige Positionen, musste dann unter Grün die Box aufsuchen und das Lenkrad tauschen lassen. Doch dies war nur der Anfang der Dramen für die Penske-Truppe.

Will Power

Auf der Verfolgung von Montoya musste Power das Lenkrad wechseln lassen Zoom

Als Rodolfo Gonzalez (Coyne-Honda/) in Runde 36 in den Reifenstapeln von Kurve 4 steckte, wurde die erste Gelbphase ausgerufen - angesichts der schwierigen Bedingungen, die bis dahin herrschten, ungewöhnlich spät. Die Piste war gerade soweit abgetrocknet, dass Slicks montiert werden konnten. Spitzenreiter Montoya ließ neben dem Wechsel auf Trockenreifen eine Veränderung am Frontflügel vornehmen und verlor die Führung in der Boxengasse. Scott Dixon und Sebastien Bourdais kamen vor dem Kolumbianer auf die Piste zurück.

Unterdessen pokerten Conor Daly, Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda) und Will Power. Sie blieben mit ihren Regenreifen auf der Bahn und lagen beim Restart an der Spitze des Feldes. Zwei zeitgleiche Abflüge von Luca Filippi (CFH-Chevrolet/17.) in Kurve 2 und Stefano Coletti (KV-Chevrolet/16.) in Kurve 4 brachten unmittelbar nach dem Restart die zweite Gelbphase heraus. Als wieder Renntempo angesagt war, verteidigte Daly die Führung vor Hunter-Reay und Power.


Fotos: IndyCar in Detroit


Als in Runde 48 zunächst Hunter-Reay und Dixon Slicks aufziehen ließen und einen Umlauf später auch Power und Josef Newgarden, war Spitzenreiter Daly der einzige, der noch auf Regenreifen unterwegs war. Newgarden tat ihm einen Gefallen und sorgte mit einem Crash direkt am Ausgang der Boxengasse für die dritte Full-Course-Yellow.

Der Barber-Sieger hatte seinen slickbereiften CFH-Chevy auf derselben Pfütze aus der Kontrolle verloren wie es im Samstagsrennen Ganassi-Pilot Charlie Kimball passiert war. So nutzte Daly die Gelbphase seinerseits für den Wechsel auf Slicks. Mittlerweile waren über 50 der 70 geplanten Runden zurückgelegt und Sebastien Bourdais erbte die Führung vor Juan Pablo Montoya, Graham Rahal (Rahal-Honda) und Takuma Sato (Foyt-Honda).

Teaminterne Kollisionen im Hause Ganassi und Penske

Die folgenden 15 Runden sahen nicht weniger als drei Gelbphasen, wobei die Topteams von Roger Penske und Chip Ganassi reichlich Frust schoben: Zunächst drehte Ganassi-Youngster Sage Karam (12.) in Kurve 4 den Foyt-Honda von Jack Hawksworth um. Stefano Coletti strandete bei dieser Gelegenheit zum zweiten Mal im Reifenstapel. Wenig später übersah Charlie Kimball (11.) beim Herausbeschleunigen aus Kurve 3 ausgerechnet seinen Ganassi-Teamkollegen Scott Dixon und schickte diesen in die Mauer. Das Aus für den Neuseeländer.

Helio Castroneves, Will Power

In Runde 65 kollidierte Power mit Castroneves - das Aus für beide Zoom

In Runde 65 schließlich kollidierte Penske-Pilot Will Power ausgerechnet mit seinem Teamkollegen Helio Castroneves. Der amtierende IndyCar-Champion aus Australien war allerdings ebenso schuldlos wie der "Spiderman" aus Brasilien. Tristan Vautier hatte seinen Coyne-Honda in Kurve 2 an Powers Penske-Boliden angelehnt und diesen dabei in Richtung Castroneves gedrückt. Während das Rennen für die beiden Penske-Piloten beendet war, konnte Vautier seine Fahrt fortsetzen.

Um die Trümmer der Kollision Power/Castroneves zu beseitigen, brachten die IndyCar-Offiziellen für ein paar Minuten die Rote Flagge heraus. Die noch im Rennen verbliebenen Piloten reihten sich angeführt von Bourdais in der Boxengasse auf und erhielten die Nachricht, dass nach dem Wechsel auf Gelb noch fünf Minuten im Rennen verbleiben würden. Dies bedeutete noch drei Runden unter Grün.

Montoya rollt ohne Sprit aus, aber baut Tabellenführung aus

Beim letzten Restart ließ Bourdais nichts anbrennen. Erster Verfolger war jedoch nicht mehr Montoya, sondern Takuma Sato. Der Japaner hatte sich beim vorangegangenen Restart mit einem aggressiven Manöver an Montoya vorbeigepresst. Graham Rahal wischte bei dieser Gelegenheit gleich mit durch. Der Einzelkämpfer in Diensten von Rahal Letterman Lanigan Racing durfte noch auf eine Platzierungsverbesserung hoffen, schließlich mussten sich die vor ihm liegenden Bourdais, Sato und Montoya in den letzten Runden erhebliche Sorgen um ihre Spritvorräte machen.

Bei Bourdais und Sato reichte der Sprit. Sie beendeten das Rennen nach exakt zwei Stunden und 68 von ursprünglich 70 geplanten Runden auf den Plätzen eins und zwei. "Ein unglaubliches Gefühl nach dem Debakel gestern, als wir alles falsch machten. Diesmal waren die Strategie, die Boxenstopps und das Benzinsparen perfekt. Die Jungs haben es auf den Punkt genau hinbekommen. Ich könnte nicht glücklicher sein", freute sich Bourdais für seine KV-Crew. Im vorzeitig abgebrochenen Samstagsrennen hatte der Franzose nur Platz 14 belegt. 24 Stunden später feierte er seinen ersten Saisonsieg.

Graham Rahal

Rahal-Pilot Graham Rahal fuhr zum dritten Mal in fünf Rennen auf das Podium Zoom

Platz zwei hinter Bourdais ging an Sato. Rahal kletterte als Dritter ebenfalls auf das Podest, während Montoya nach zuvor 35 Führungsrunden in der letzten Runde der Sprit ausging. Statt einer möglichen Top-5-Platzierung sprang für den Kolumbianer nur Platz zehn heraus. Trotz des späten Rückschlags hat er seine Führung in der Gesamtwertung nicht nur behalten, sondern aufgrund des Ausfalls von Teamkollege Will Power sogar ausgebaut. Montoyas Vorsprung beträgt nun 21 Zähler.

Bestes Saisonergebnis für Dale Coyne Racing

Powers Unfallgegner Tristan Vautier staubte Platz vier und damit das beste Saisonergebnis für die leidgeprüfte Truppe von Dale Coyne ab. Platz fünf ging an Marco Andretti, der tags zuvor Zweiter geworden war. Carlos Munoz, der im Samstagsrennen seinen ersten IndyCar-Sieg feierte, kam einen Tag nach seinem Premierensieg nur fünf Runden weit. In Runde sechs quittierte das Honda-Triebwerk im Heck seines Andretti-Boliden auf Platz fünf liegend den Dienst.

Tristan Vautier

Tristan Vautier brachte für Dale Coyne Racing Platz vier nach Hause Zoom

Die Top 10 des unterhaltsamen zweiten Rennens in Detroit, das in Person von Sebastien Bourdais den siebten unterschiedlichen Saisonsieger sah, wurden von Conor Daly, Jack Hawksworth, Ryan Hunter-Reay, Gabby Chaves (Herta-Honda) vervollständigt. Sie alle zogen in der letzten Runde noch am ausrollenden Penske-Chevy von Montoya vorbei.

Der neunte IndyCar-Saisonlauf steigt am kommenden Wochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth.