Dover-Vorschau: Die "Monster Mile" ruft

"Heimspiel" für Martin Truex Jr., Spielwiese für Jimmie Johnson, Chance für die Big-Boys von Toyota und Ford: Dovers Betonmeile bittet zum Tanz

(Motorsport-Total.com) - Zwölf Rennen der Saison 2015 in der NASCAR-Topliga Sprint-Cup sind absolviert. Mit dem FedEx 400 in Dover im kleinen US-Bundesstaat Delaware wird am kommenden Wochenende die erste Hälfte der Regular-Season beschlossen. Auf dem Programm stehen 400 Runden auf dem als "Monster Mile" bekannten Ein-Meilen-Oval mit Betonbelag und einer Kurvenüberhöhung von 24 Grad.

Titel-Bild zur News: Miles the Monster

Miles The Monster empfängt den NASCAR-Tross zum FedEx 400

Weil das Banking im Vergleich zu Phoenix (progressives Banking zwischen zehn und elf Grad beziehungsweise acht und neun Grad) und im Vergleich zu Loudon (progressives Banking zwischen zwei und sieben Grad) deutlich extremer ausfällt, ist Dover das mit Abstand schnellste Ein-Meilen-Oval im Kalender.

Wie an so vielen Strecken hat man auch an dieser im Verlauf der zurückliegenden Jahre die Anzahl der Tribünenplätze deutlich reduziert. Mit einer Kapazität von derzeit "nur" noch 96.000 Sitzplätzen sind der "Monster Mile" im Vergleich zum Höchststand (135.000) fast 40.000 Sitze abhanden gekommen. Der Begeisterung auf den Zuschauerrängen dürfte die Reduzierung aber keinen Abbruch tun, im Gegenteil. Zumal der aus dem Nachbarbundesstaat New Jersey stammende "Lokalmatador" Martin Truex Jr. die stärkste Saison seiner Karriere hinlegt.

"Heimspiel" für Favoritenschreck Martin Truex Jr.

Mit seinem schwarzen Furniture-Row-Chevrolet mit der Startnummer 78 hat es Truex Jr. bei elf der bisherigen zwölf Saisonläufe in die Top 10 geschafft. Eine solche Bilanz weist neben ihm nur Titelverteidiger und Tabellenführer Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) auf. Für Harvick spricht, dass er in dieser Saison bereits zwei Siege (Las Vegas und Phoenix) eingefahren und sich damit sein Chase-Ticket gesichert hat.

Für den noch sieglosen Truex Jr. sprechen am Dover-Wochenende der Heimvorteil und die Tatsache, dass er sich bei den beiden zurückliegenden Rennen in Kansas City und Charlotte jeweils die meisten Führungsrunden hat gutschreiben lassen. Gelingt ihm vor der Haustür der vollständige Durchbruch in Form seines ersten Sieges in Diensten von Furniture Row Racing?

Martin Truex Jun.

Furniture-Row-Pilot Martin Truex Jr. stand zuletzt zweimal kurz vor einem Sieg Zoom

"Dover ist ein besonderer Ort für mich. Als einer, der aus New Jersey kommt, betrachte ich dieses Rennen als mein Heimspiel. Als wir uns im vergangenen Jahr mit dem Auto mit der Startnummer 78 schwertaten, sind mir in Dover trotzdem die Plätze sechs und sieben gelungen", sagt Truex Jr. und blickt voraus: "So, wie unser Team in diesem Jahr aussortiert ist, kann ich es nicht erwarten, auf dieser Strecke anzutreten. Wir haben an den beiden zurückliegenden Wochenenden gelernt, dass wir an der Spitze mitkämpfen und um Siege mitreden können. Wir machen stetig Fortschritte, was immer ein gutes Zeichen ist."

Für den Fall, dass Truex Jr. am Sonntag tatsächlich seinen ersten Saisonsieg einfährt, wäre es sein zweiter Erfolg in Dover nach dem Premierensieg im Juni 2007. Damals diente dem Kumpel von Dale Earnhardt Jr. der DEI-Chevrolet mit der Startnummer 1 als fahrbarer Untersatz.

Jimmie Johnson jagt Dover-Sieg Nummer zehn

Um es in die Victory Lane zu schaffen, wird Truex Jr. aber vor allem an einem Fahrer erst einmal vorbeikommen müssen: Jimmie Johnson. Der 39-jährige Kalifornier in Diensten von Hendrick Motorsports hat nicht weniger als neun Siege auf der "Monster Mile" in seiner Vita stehen. Neben dem "Paperclip" in Martinsville, wo er achtmal triumphierte, ist Dover die Spezialstrecke des sechsmaligen NASCAR-Champions.

"Ich muss sagen, dass Dover wahrscheinlich die technisch anspruchsvollste Strecke ist, auf der wir antreten. Die Kommunikation zwischen Fahrer und Crewchief ist ganz entscheidend", sagt Johnson, der sich in dieser Hinsicht auf Chad Knaus verlassen kann. "Dover ist nicht einfach, aber die Strecke passt zu meinem Fahrstil. Ich liebe es einfach, dort zu fahren", bekennt der Fahrer des Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48, der mit bisher drei Saisonsiegen (Atlanta, Fort Worth und Kansas City) Platz eins der aktuellen Setzliste für den Chase 2015 innehat.

Jimmie Johnson, Chad Knaus und Miles The Monster

Jimmie Johnson, Chad Knaus und Miles The Monster: Ein eingespieltes Trio Zoom

Beim Chase-Rennen 2014 in Dover setzte sich Jeff Gordon durch. Doch der in seiner Abschiedssaison 2015 bisher noch sieglose Kalifornier klingt vor dem FedEx 400 nicht allzu optimistisch: "Das Regelpaket ist in diesem Jahr ein anderes. Die Autos haben weniger PS. Wir werden mehr Geschwindigkeit durch die Kurven mitnehmen als im vergangenen Jahr. Das bedeutet, dass man ein Auto braucht, welches die Kurven sauber durchläuft, um am Ausgang früh aufs Gas gehen zu können." In genau diesem Bereich tat sich die Crew der Startnummer 24 rund um Gordon und Crewchief Alan Gustafson in dieser Saison noch nicht als Meister hervor.

Was können die Topteams von Toyota und Ford ausrichten?

Seit Frühjahr 2013 wurden die Rennen in Dover stets von Chevrolet-Piloten gewonnen. Doch dank des neuen Regelpakets taten sich in den vergangenen Wochen auch die Topteams aus den Lagern von Toyota und Ford hervor. Für Joe Gibbs Racing, das Nummer-eins-Team von Toyota, schlagen bisher drei Saisonsiege zu Buche, wobei Denny Hamlin (Martinsville), Matt Kenseth (Bristol) und Carl Edwards (Charlotte) je einmal triumphierten. Der von seinen schweren Beinverletzungen genesene Kyle Busch - seines Zeichens zweimaliger Dover-Sieger - ist entschlossen, an seine starke Comeback-Performance aus Charlotte (Plätze sechs und elf im All-Star-Race und im Coca-Cola 600) anzuknüpfen.

Ford war dank der Penske-Piloten Joey Logano (Daytona) und Brad Keselowski (Fontana) zweimal im bisherigen Saisonverlauf erfolgreich. Zuletzt verzeichnete auch die Roush-Truppe einen Aufwärtstrend. Dass Greg Biffle vor Wochenfrist in Charlotte auf Platz zwei fuhr, war nicht nur ein Ergebnis des guten Spritverbrauchs. Auch in Sachen Tempo wusste der Routinier im Team von Jack Roush zu überzeugen. So fuhr Biffle an den beiden vergangenen Wochenenden auf die Startplätze sieben und vier - eine deutliche Steigerung gegenüber seinem durchschnittlichen Startplatz 22, den er bei den ersten zehn Qualifyings dieser Saison realisierte.

Greg Biffle

Der im Aufwind befindliche Roush-Pilot Greg Biffle siegte bisher zweimal in Dover Zoom

Auf der "Monster Mile" in Dover weist Biffle eine Pole-Position (Juni 2008) und zwei Siege (Juni 2005 und September 2008) vor. Aus diesem Grund und aufgrund eines erfolgreichen Tests vor zwei Wochen blickt der Roush-Pilot durchaus optimistisch auf das anstehende Rennwochenende voraus: "Ich habe in Dover ein paar Pokale gewonnen und war dort immer stark unterwegs. Vor wenigen Wochen waren wir auf dieser Strecke testen und haben dabei vielleicht etwas gefunden, das es uns erlaubt, erneut in den Top 10 mitzufahren."

Triple-Header auf der "Monster Mile"

Die Meldeliste für den 13. Sprint-Cup-Saisonlauf umfasst 45 Einträge. Überraschungen gibt es keine, sieht man einmal davon ab, dass der auf die größeren Ovale spezialisierte Brian Scott auch an diesem Wochenende im Circle-Chevrolet (Startnummer 33) Platz nimmt und dass Travis Kvapil zum zweiten Mal versuchen wird, den zweiten Hillman-Chevrolet (Startnummer 39) zu qualifizieren. Am vergangenen Wochenende in Charlotte gelang ihm dies noch nicht.

Nach Daytona und Atlanta sieht Dover den dritten Triple-Header 2015. Soll heißen, dass zum dritten Mal in diesem Jahr alle drei NASCAR-Ligen an einem Wochenende auf ein und derselben Strecke am Start sind. Das Truck-Rennen steigt am Freitag im Anschluss an das Sprint-Cup-Qualifying. Das Xfinity-Rennen geht am Samstag im Nachgang zu den beiden abschließenden Sprint-Cup-Trainings über die Bühne.

Travis Kvapil

Travis Kvapil versucht zum zweiten Mal, den zweiten Hillman-Chevy zu qualifizieren Zoom

Die Grüne Flagge zum FedEx 400 über 400 Runden fällt am Sonntag gegen 19:15 Uhr MESZ. Motorvision TV überträgt ab 18:30 Uhr live im Zweikanalton. Für den deutschen Kommentar sind Stefan Heinrich und Pete Fink zuständig. Die Wettervorhersage für das Wochenende ist nicht ideal. Nach aktuellem Stand der Dinge ist vor allem für das Rennen am Sonntag mit Regenschauern zu rechnen.

Der Zeitplan für Dover (MESZ):

Freitag, 29. Mai:
17:00 Uhr: Erstes Freies Training
21:45 Uhr: Qualifying in drei Segmenten
23:30 Uhr: Truck-Rennen

Samstag, 30. Mai:
16:00 Uhr: Zweites Freies Training
19:00 Uhr: Happy-Hour
20:30 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 31. Mai:
19:15 Uhr: FedEx 400 (400 Runden; ab 18:30 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Dover:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
20. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
22. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
23. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
24. 30 Jeff Green (TMG-Chevrolet)
25. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
26. 32 Mike Bliss (FAS-Ford)
27. 33 Brian Scott (Circle-Chevrolet)
28. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
29. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
30. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
31. 39 Travis Kvapil (Hillman-Chevrolet)
32. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
33. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
34. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
35. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
36. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
37. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
38. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
39. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
40. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
41. 62 Brendan Gaughan (Premium-Chevrolet)
42. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
43. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
44. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
45. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)

Alle Dover-Sieger auf einen Blick:

2014: Jimmie Johnson / Jeff Gordon
2013: Tony Stewart / Jimmie Johnson
2012: Jimmie Johnson / Brad Keselowski
2011: Matt Kenseth / Kurt Busch
2010: Kyle Busch / Jimmie Johnson
2009: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2008: Kyle Busch / Greg Biffle
2007: Martin Truex Jr. / Carl Edwards
2006: Matt Kenseth / Jeff Burton
2005: Greg Biffle / Jimmie Johnson
2004: Mark Martin / Ryan Newman
2003: Ryan Newman / Ryan Newman
2002: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2001: Jeff Gordon / Dale Earnhardt Jr.
2000: Tony Stewart / Tony Stewart
1999: Bobby Labonte / Mark Martin
1998: Dale Jarrett / Mark Martin
1997: Ricky Rudd / Mark Martin
1996: Jeff Gordon / Jeff Gordon
1995: Kyle Petty / Jeff Gordon
1994: Rusty Wallace / Rusty Wallace
1993: Dale Earnhardt / Rusty Wallace
1992: Harry Gant / Ricky Rudd
1991: Ken Schrader / Harry Gant
1990: Derrike Cope / Bill Elliott
1989: Dale Earnhardt / Dale Earnhardt
1988: Bill Elliott / Bill Elliott
1987: Davey Allison / Ricky Rudd
1986: Geoff Bodine / Ricky Rudd
1985: Bill Elliott / Harry Gant
1984: Richard Petty / Harry Gant
1983: Bobby Allison / Bobby Allison
1982: Bobby Allison / Darrell Waltrip
1981: Jody Ridley / Neil Bonnett
1980: Bobby Allison / Darrell Waltrip
1979: Neil Bonnett / Richard Petty
1978: David Pearson / Bobby Allison
1977: Cale Yarborough / Benny Parsons
1976: Benny Parsons / Cale Yarborough
1975: David Pearson / Richard Petty
1974: Cale Yarborough / Richard Petty
1973: David Pearson / David Pearson
1972: Bobby Allison / David Pearson
1971: Bobby Allison / Richard Petty
1970: Richard Petty
1969: Richard Petty