Richmond: Short-Track-Hattrick für Joe Gibbs Racing?

Im Sprint-Cup-Kalender 2015 steht Samstagnacht das dritte Short-Track-Rennen an - Denny Hamlin wieder fit und einer der Favoriten - Nächster NASCAR-Marathon?

(Motorsport-Total.com) - Die NASCAR-Piloten und auch die Fans müssen in diesen Tagen jede Menge Ausdauer und einen kühlen Kopf beweisen. Nachdem die ersten beiden Short-Track-Events der Sprint-Cup-Saison 2015 hinter allen Beteiligten liegen, steht am kommenden Wochenende der dritte im Kalender befindliche Short-Track auf dem Programm: Der Richmond International Raceway (RIR) im US-Bundesstaat Virginia. Dieser wartet mit einer Länge von 0,75 Meilen auf und ist damit der längste der drei Short-Tracks im Kalender. Die Kurvenüberhöhung beträgt 14 Grad. Damit ist Richmond vom Banking her zwischen Martinsville und Bristol angesiedelt.

Titel-Bild zur News: Richmond International Raceway

Richmond ist mit 0,75 Meilen der längste Short-Track im NASCAR-Kalender Zoom

Rustikale Manöver und hochkochende Emotionen sind auch in Richmond keine Seltenheit. Kevin Harvick vs. Ricky Rudd im Herbst 2003, Kyle Busch vs. Dale Earnhardt Jr. im Frühjahr 2008 oder Casey Mears vs. Marcos Ambrose im Frühjahr 2014 sind nur einige Beispiele, wie Short-Track-Action in Richmond auf und neben der Strecke gepflegt wird.

Das erste in Richmond ausgetragene Sprint-Cup-Rennen wurde am 19. April 1953 von Lee Petty, dem Vater von "King" Richard Petty, gewonnen. Damit ist der Short-Track in der Bundeshauptstadt von Virginia die drittälteste im NASCAR-Kalender befindliche Strecke nach Martinsville und Darlington. Anno 1953 firmierte der Kurs noch unter der Bezeichnung Richmond Fairgrounds und war ein 0,5 Meilen langer Dirt-Track.

Short-Track-Action unter Flutlicht

Im Sommer 1968 erhielt Richmond einen Asphaltbelag. "King" Richard Petty war am 8. September 1968 der erste Sieger auf dem neuen Untergrund. 20 Jahre später der nächste Umbau: Im Sommer 1988 wurde aus dem 0,5-Meilen-Oval durch Anbau des D-Bogens bei Start/Ziel das heute bekannte 0,75-Meilen-Oval. Die ehemalige Start/Ziel-Gerade fungiert heute als Boxengasse.

Brad Keselowski, Jeff Gordon, Joey Logano, Matt Kenseth

Richmond 2014: Kenseth, Keselowski, Logano, Gordon zeigen packendes Racing Zoom

Erster Sieger auf dem verlängerten Kurs war am 11. September 1988 der unvergessene Davey Allison. Am 7. September 1991 wurde in Richmond erstmals unter Flutlicht gefahren. Harry Gant avancierte zum besten Nachtschwärmer und gewann die Premiere "Under the Lights". Seit 1998 finden Jahr für Jahr beide Richmond-Rennen unter Flutlicht statt - sofern das Wetter mitspielt.

Wie auf den meisten Strecken so wurde die Anzahl der Sitzplätze in den vergangenen Jahren konjunkturbedingt auch in Richmond sukzessive reduziert. Aktuell wird die Zuschauerkapazität des längsten Short-Tracks im NASCAR-Kalender mit 71.000 angegeben. Eine interessante Randerscheinung ist dabei, dass die Tribünen des Richmond International Raceway angeblich 60 Zentimeter weiter in den Himmel ragen als der Tower des lokalen Flughafens.

Penske-Duo auf Wiedergutmachung aus

Für die Fahrer besteht die Schwierigkeit auf dem 0,75-Meilen-Oval darin, die perfekte Balance zu finden. "Es gibt in Richmond niemanden, der mit seinem Auto zu 100 Prozent zufrieden ist. Selbst der Führende wird über ein nicht perfektes Auto klagen", weiß Tony Stewart, der am 11. September 1999 in Richmond den ersten seiner bisher 48 Sprint-Cup-Siege einfuhr und anschließend zwei weitere Male (2001 und 2002) in die Victory Lane einbog. Bis heute nennt Stewart bei der Frage nach seinen Lieblingsstrecken im Kalender stets Richmond zuerst.

Brad Keselowski, Joey Logano

Bristol am vorigen Wochenende: Frühe Kollision zwischen Logano und Keselowski Zoom

Der ebenfalls dreimalige Richmond-Sieger Dale Earnhardt Jr. ist gleichermaßen ein großer Fan des RIR und ergänzt: "Am Samstag wird zunächst jeder die innere Spur bevorzugen. Demjenigen, dem es gelingt, sein Auto so einzustellen, dass er auch in der Mitte der Strecke fahren kann, der wird gut aussehen. Ich freue mich, denn die Rennen in Richmond machen immer Spaß."

Im vergangenen Jahr wurden die beiden Richmond-Rennen von den Penske-Piloten Joey Logano (April) und Brad Keselowski (September) gewonnen. Nachdem sie am vergangenen Wochenende in Bristol schon in der Anfangsphase des Food City 500 durch eine teaminterne Kollision aller Chancen beraubt wurden, sind sowohl Logano als auch Keselowski in Richmond auf Wiedergutmachung aus.

Dritter Short-Track-Sieg 2015 für Joe Gibbs Racing?

Ebenfalls auf Wiedergutmachung aus ist Denny Hamlin. Der Gibbs-Pilot hat am Wochenende Heimspiel, schließlich liegt sein Heimatort Chesterfield weniger als 40 Kilometer südlich des Richmond International Raceway. Nachdem er seinen Gibbs-Toyota in Bristol während der ersten von zwei Regenpausen an Erik Jones abtreten musste, ist Hamlin nun wieder fit. Die Halsmuskelkrämpfe sind abgeklungen.

"Am Sonntag das Cockpit räumen zu müssen, war natürlich eine sehr schwierige Entscheidung, aber Erik schlug sich unter den schwierigen Umständen wirklich fantastisch. Infolge einer Behandlung in dieser Woche fühle ich mich wieder nahezu 100 Prozent fit. Ich bin zuversichtlich, dass an diesem Wochenende in Richmond alles in Ordnung sein wird", sagt Hamlin, der auf seiner Heimstrecke im September 2009 und auch im September 2010 in die Victory Lane fuhr.

Carl Edwards, Denny Hamlin, Matt Kenseth

Ist nach Siegen von Hamlin und Kenseth diesmal Carl Edwards an der Reihe? Zoom

Nicht nur für Hamlin selbst, sondern für Joe Gibbs Racing (JGR) generell ist Richmond ein gutes Pflaster. Kyle Busch gewann in den Jahren 2009 bis 2012 viermal in Folge das Frühjahrsrennen. Bei der diesjährigen Auflage muss er einmal mehr verletzungsbedingt pausieren. JGR gehört trotzdem zum engsten Favoritenkreis. Schließlich wurde das erste Short-Track-Rennen des Jahres in Martinsville von Hamlin, das zweite in Bristol von Teamkollege Matt Kenseth gewonnen.

Gibt es in der Nacht von Samstag auf Sonntag unter Flutlicht den dritten Short-Track-Erfolg 2015 für die Gibbs-Truppe? Neben Hamlin und Kenseth ist Neuzugang Carl Edwards nach zuletzt ansteigender Formkurve ebenso erfolgshungrig wie Kyle-Busch-Ersatz David Ragan. Hinzu kommt, dass das Frühjahrsrennen in Richmond auch diesmal wieder unter der Bezeichnung Toyota Owners 400 firmiert - ein weiteres gutes Omen für die Gibbs-Truppe?

Chase Elliott mit zweitem Sprint-Cup-Einsatz

Die Meldeliste für das Toyota Owners 400 umfasst 45 Einträge. Im Vergleich zu Bristol gibt es vier Abweichungen. Im Front-Row-Ford mit der Startnummer 34, der in den vergangenen Wochen von Chris Buescher gefahren wurde, sitzt diesmal Routinier Reed Sorenson. Im FAS-Ford (Startnummer 32) nimmt Youngster Joey Gase Platz. Der TMG-Chevrolet (Startnummer 30) wird diesmal nicht von Ron Hornaday, sondern von Jeff Green versucht zu qualifizieren.

Chase Elliott

Beim Cup-Debüt in Martinsville kam Chase Elliott nach reichlich Chaos als 38. ins Ziel Zoom

Der prominenteste Veränderung der Meldeliste im Vergleich zu Bristol aber betrifft das Hendrick-Team. Dort absolviert Chase Elliott nach Martinsville seinen zweiten Einsatz im fünften Chevrolet SS (Startnummer 25). Da Elliott und seine Crew über die Owner-Punkte nichts ausrichten können, ist die Qualifikation fürs Rennen auch diesmal die erste Hürde, die es zu nehmen gilt.

Sollte das für Freitagabend angesetzte Qualifying aufgrund von Regen nicht stattfinden können, müsste Elliott vorzeitig nach Hause fahren. So hält der fünfte Hendrick-Pilot fest: "Ich freue mich seit geraumer Zeit auf Richmond, aber wir müssen das Wochenende Schritt für Schritt angehen. Zunächst einmal muss am Freitagabend das Wetter mitspielen. Was mich betrifft, so will ich einfach nur den bestmöglichen Job erledigen."

Nächster NASCAR-Marathon auf einem Short-Track?

Nach Regenfällen sieht es - zumindest für Freitag - derzeit nicht aus. Für den Zeitpunkt des Rennens (Grüne Flagge in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1:15 Uhr MESZ) wird jedoch einmal mehr der eine oder andere Schauer vorausgesagt. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es nur eine Woche nach Bristol den nächsten NASCAR-Marathon auf einem Short-Track gibt.

Steve Byrnes

Trauer: Fox-Reporter Steve Byrnes verlor am Dienstag den Kampf gegen den Krebs Zoom

Motorvision TV ist in der Richmond-Nacht ab 0:30 Uhr MESZ live auf Sendung und überträgt wie gewohnt die komplette Pre-Race-Show der US-Kollegen von Fox. Im Mittelpunkt der Vorberichterstattung wird diesmal ein Tribut an den am Dienstag verstorbenen Fox-Reporter Steve Byrnes stehen.

Bevor die dröhnenden V8-Motoren der 43 NASCAR-Boliden angelassen werden, steht eine Schweigeminute für Byrnes auf dem Programm. Für Motorvision TV sitzen in der Richmond-Nacht Stefan Heinrich und Mario Fritzsche am Mikrofon.

Der Zeitplan für Richmond (MESZ):

Freitag, 24. April:
17:00 Uhr: Erstes Freies Training
19:00 Uhr: Abschlusstraining
23:45 Uhr: Qualifying in drei Segmenten

Samstag, 25. April:
01:30 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 26. April:
01:15 Uhr: Toyota Owners 400 (400 Runden; ab 00:30 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Richmond:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 David Ragan (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
20. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
22. 25 Chase Elliott (Hendrick-Chevrolet)
23. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
24. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
25. 30 Jeff Green (TMG-Chevrolet)
26. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
27. 32 Joey Gase (FAS-Ford)
28. 33 Alex Kennedy (Circle-Chevrolet)
29. 34 Reed Sorenson (Front-Row-Ford)
30. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
31. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
32. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
33. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
34. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
35. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
36. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
37. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
38. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
39. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
40. 55 Brett Moffitt (Waltrip-Toyota)
41. 62 Brendan Gaughan (Premium-Chevrolet)
42. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
43. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
44. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
45. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)

Alle Richmond-Sieger auf einen Blick:

2014: Joey Logano / Brad Keselowski
2013: Kevin Harvick / Carl Edwards
2012: Kyle Busch / Clint Bowyer
2011: Kyle Busch / Kevin Harvick
2010: Kyle Busch / Denny Hamlin
2009: Kyle Busch / Denny Hamlin
2008: Clint Bowyer / Jimmie Johnson
2007: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2006: Dale Earnhardt Jr. / Kevin Harvick
2005: Kasey Kahne / Kurt Busch
2004: Dale Earnhardt Jr. / Jeremy Mayfield
2003: Joe Nemechek / Ryan Newman
2002: Tony Stewart / Matt Kenseth
2001: Tony Stewart / Ricky Rudd
2000: Dale Earnhardt Jr. / Jeff Gordon
1999: Dale Jarrett / Tony Stewart
1998: Terry Labonte / Jeff Burton
1997: Rusty Wallace / Dale Jarrett
1996: Jeff Gordon / Ernie Irvan
1995: Terry Labonte / Rusty Wallace
1994: Ernie Irvan / Terry Labonte
1993: Davey Allison / Rusty Wallace
1992: Bill Elliott / Rusty Wallace
1991: Dale Earnhardt / Harry Gant
1990: Mark Martin / Dale Earnhardt
1989: Rusty Wallace / Rusty Wallace
1988: Neil Bonnett / Davey Allison
1987: Dale Earnhardt / Dale Earnhardt
1986: Kyle Petty / Tim Richmond
1985: Dale Earnhardt / Darrell Waltrip
1984: Ricky Rudd / Darrell Waltrip
1983: Bobby Allison / Bobby Allison
1982: Dave Marcis / Bobby Allison
1981: Darrell Waltrip / Benny Parsons
1980: Darrell Waltrip / Bobby Allison
1979: Cale Yarborough / Bobby Allison
1978: Benny Parsons / Darrell Waltrip
1977: Cale Yarborough / Neil Bonnett
1976: Dave Marcis / Cale Yarborough
1975: Richard Petty / Darrell Waltrip
1974: Bobby Allison / Richard Petty
1973: Richard Petty / Richard Petty
1972: Richard Petty / Richard Petty
1971: Richard Petty / Richard Petty
1970: James Hylton / Richard Petty
1969: David Pearson / Bobby Allison
1968: David Pearson / Richard Petty
1967: Richard Petty / Richard Petty
1966: David Pearson / David Pearson
1965: Junior Johnson / David Pearson
1964: David Pearson / Cotton Owens
1963: Joe Weatherly / Ned Jarrett
1962: Rex White / Joe Weatherly
1961: Richard Petty / Joe Weatherly
1960: Lee Petty / Speedy Thompson
1959: Tom Pistone / Cotton Owens
1958: Speedy Thompson
1957: Paul Goldsmith
1956: Buck Baker
1955: Tim Flock
1953: Lee Petty