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  • 18.11.2014 14:27

  • von Pete Fink

"Smoke" macht's möglich: Wie Harvick zum Titel fuhr

Der neue NASCAR-Champion und sein langer Weg zum Titel: Wie Tony Stewart das Harvick-Team aufbaute und warum er nun wirklich "Happy-Harvick" ist

(Motorsport-Total.com) - NASCAR-Champion Kevin Harvick hat eine Woche voller TV-Termine vor sich. Wie alle seine Vorgänger wird auch der 38-jährige Kalifornier nun von einer Talkshow zur nächsten herumgereicht. Unter anderem tritt der Stewart/Haas-Pilot am heutigen Dienstag in der Show von David Letterman auf. Der einheitliche Tenor in NASCAR-USA lautet: In der so turbulenten Sprint-Cup-Saison 2014 hat "der Richtige gewonnen."

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick

Kevin Harvick mit Ehefrau Delana und Sohnemann Keelan Zoom

So sagte es zum Beispiel Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet). "Ich fand es auch gut, dass wir im Finale einen Mix aus den ganz unterschiedlichen Saisonverläufen gesehen haben. Wir hatten einen, der noch gar nicht gewonnen hatte, der sich aber über die Konstanz ins Rampenlicht fuhr. Wir hatten einen mit einem einzigen Sieg, und wir hatten Mehrfachsieger aus dem Lager der Jüngeren und der Erfahrenen. Alles war repräsentiert."

Es war quasi ein Titel mit Anlauf. Harvick wurde von seinem Uralt-Kumpel Tony Stewart mit guten Argumenten überzeugt, den Schritt von Richard Childress Racing zu Stewart/Haas Racing zu wagen. Kein Schritt ohne Risiko, denn wenn RCR neben Hendrick Motorsports eines der beiden inoffiziellen Chevy-Werksteams ist, dann ist Stewart/Haas nur ein Hendrick-Kundenteam. Das aber - und das wusste Harvick spätestens seit Stewarts Titelgewinn 2011 - durchaus zu großen Leistungen in der Lage ist.

So kam es zum Stewart-Versprechen, Harvick sofort eine Meistertruppe hinzustellen. "Tony war sehr hartnäckig und hat immer wieder davon gesprochen, dass wir sofort um Siege und den Titel fahren können", sagte der neue Champion. Nach dreimal Gesamtplatz drei (2010, 2011 und 2013) sah Harvick bei Childress keine Zukunft mehr: "Dritter oder Vierter zu werden, hat mich nicht mehr aufgeregt. Aber ich wollte wieder mit Freude zum Arbeiten gehen und dies gab mir die Chance, mit einem wirklich guten Freund zusammen zu arbeiten."

Happy-Harvick

Auch nach dem Vorbild von Matt Kenseth, der nach seinen vielen Roush-Jahren 2013 auf Anhieb bei Joe Gibbs Racing für Furore sorgte und Vizemeister wurde. Und getreu dem Motto: Selbst im fortgeschrittenen NASCAR-Alter schadet eine Lufteränderung nicht. Harvick war 2001 der Nachfolger des in Daytona verunglückten Dale Earnhardt Sr. 13 Jahre lang saß er in einem Childress-Chevrolet. Nun der Wechsel und Stewart sollte sein Versprechen halten. Auf Heller und Pfenning.

Kevin Harvick, Tony Stewart

Gute Freunde kann niemand trennen: Kevin Harvick und Tony Stewart Zoom

Blieb noch die große Frage nach dem verantwortlichen Crewchief und da stach den beiden einer ins Auge, der am Waltrip-Toyota von Mark Martin seit Jahren hervorragende Arbeit ablieferte: Rodney Childers. Irgendwann nahm Stewart seinen Privatjet und flog von Indianapolis nach Charlotte, um Childers zu umgarnen. "Da dachte ich mir: Wenn einer soviel Geld dafür ausgibt, um mit mir zu sprechen, dann will er mich wirklich", erinnerte sich Childers. Er unterschrieb und das Team mit der Startnummer 4 war von Beginn an bei der Musik.

Schnelle Wintertests und gleich ein Sieg im zweiten Punkterennen von Phoenix. Der Startschuss war geglückt und Harvick wusste schnell: "So etwas mit aufbauen zu dürfen, hat mein Leben schon verändert. Ich glaube auch nicht, dass ich in meinem Leben zuvor irgendwann einmal glücklicher war. Aus persönlicher und professioneller Sicht." Die Krönung geschah im November 2014: Harvick gewann in Phoenix und Homestead. Sein erster Titel war sozusagen das Sahnehäubchen einer großartigen Saison.


Fotostrecke: Best-of-NASCAR 2014

Zeit und Raum für Sentimentalitäten: "Ich kann mich glücklich fühlen, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Ich habe keine Ahnung, wieviel Geld ich verdiene. Ich weiß nur, dass ich jeden Tag mit Freude zur Arbeit gehe und es liebe, an die Rennstrecken zu kommen. Und es ist wirklich seit sehr langer Zeit das erste Mal, dass ich sagen kann: Ich bin rundum glücklich und zufrieden." Ein Happy-Harvick eben.