• 13.11.2014 11:34

  • von Pete Fink

Final-Four-Vorschau: Showdown in Homestead

Wer holt sich den NASCAR-Titel 2014? Die Besetzung der Final-Four birgt einige Überraschungen - neuer Champion - 'Motorvision TV' live ab 20:00 Uhr

(Motorsport-Total.com) - Lasset die Spiele beginnen! Am Sonntagabend (ab 20:00 Uhr live auf Motorvision TV) entscheidet sich auf dem Homestead-Miami Speedway in Südflorida der NASCAR-Titel 2014. Durch das neue Chase-System steht schon das ganze Jahr über fest, dass vier Piloten die Meisterschaft ausfahren werden. Aber die Besetzung der "Final-Four" kam vermutlich nicht gänzlich so, wie es sich NASCAR-Chef Brian France vielleicht vorgestellt hat. Es hagelte faustdicke Überraschungen und eines ist jetzt schon klar: Es wird einen neuen Champion geben.

Titel-Bild zur News: Homestead-Miami Speedway

Am Sonntag gilt's: Der Homestead-Miami Speedway in Südflorida Zoom

Kein einziger Superstar aus dem Hendrick-Vierer ist mit von der Partie und auch kein "Bad" Brad Keselowski. Sicherlich haben sich Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) und Joey Logano (Penske-Ford) ihren jeweiligen Finalplatz durch außerordentlich gute Leistungen im gesamten Saisonverlauf verdient. Aber mit Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und vor allem mit "Rocket-Man" Ryan Newman (Childress-Chevrolet) haben nur die wenigsten Szenebeobachter gerechnet.

Newman hat am Sonntagabend sogar eine absolut historische Chance: Noch nie in der NASCAR-Geschichte konnte ein Pilot den Titel holen, ohne ein einziges Saisonrennen zu gewinnen. Matt Kenseth siegte bei seiner Meisterschaft 2003 wenigstens einmal und das hatte Folgen: Prompt kam es in der Saison 2004 zur ersten Playoff-Variante. Spötter fragen bereits, was man sich im Fall eines Newman-Titels über den Winter alles ausdenken könnte.

Vermutlich gar nichts, denn eines ist auch klar: So spektakulär und spannend wie in den vergangenen vier Wochen ging es im Chase noch nie zu. Die Folge ist fast zwingend logisch: Stark steigende Einschaltquoten und volle Tribünen. Man kann also sagen, was man will: Brian France hat (bisher) Recht gehabt. NASCAR steht wieder im US-amerikanischen Mainstream-Fokus, das Geschäft brummt. In Homestead könnte nun noch einer draufgesetzt werden.

Ford-Terrain in Homestead

Das 1,5 Meilen-Oval von Homestead liegt nicht weit entfernt vom berühmten Highway Nr. 1 zwischen Miami und den Florida-Keys, und ist noch eine vergleichsweise junge NASCAR-Anlage. Der Baubeginn war im August 1993, ein Jahr nach dem verheerenden Hurrikan Andrew. Das erste Nationwide-Rennen mit dem Sieger Dale Jarrett wurde im November 1995 ausgetragen. Im Originallayout hatte die Strecke - wie der Indianapolis Motor Speedway - vier flache Linkskurven.

Joey Logano

Homestead ist eine Ford-Strecke: Vorteil für Joey Logano? Zoom

Nach zwei Umbauten in den Jahren 1997 und zuletzt 2003 gibt es heute ein progressiv ansteigendes Banking, das in der obersten Spur eine Kurvenüberhöhung von 20 Grad aufweist. Seit der letzten Renovierung besitzt Homestead auch ein Beleuchtungssystem, das insgesamt 2,4 Millionen Watt Leuchtleistung aufbringen kann - genug um eine ganze amerikanische Kleinstadt mit Strom zu versorgen.

Die Gesamtkapazität der Anlage, in der über 1.000 Palmen angepflanzt wurden, umfasst für NASCAR-Verhältnisse eher bescheidene 65.000 (ausverkaufte) Tribünenplätze, doch auch im Infield finden einige tausend Camper ein Plätzchen. Allerdings gibt es dort zwei künstlich angelegte Seen, von denen der größere der beiden immerhin so tief ist, dass dort ein sechsstöckiges Wohngebäude komplett versinken würde.


Der Homestead-Trailer

Am Sonntagabend stehen nun die letzten 267 Runden der Saison 2014 an. Glaubt man der Statistik, so hat der Penske-Ford von Joey Logano die Nase leicht vorne, denn sieben der bisher 15 Homestead-Rennen konnte die Ford Motor Company für sich entscheiden. Chevy, man möchte es kaum für möglich halten, stand erst dreimal in der Victory Lane und die beiden Toyota-Siege holte - Achtung - Denny Hamlin (2009 und 2013).

Die Stimmen der Final-Four

Apropos Hamlin: Für ihn ist es nach 2010 das zweite Mal, das er den Druck verspürt, in Südflorida um den Titel zu fahren. Damals unterlag er Jimmie Johnson. "Heute ist der Druck viel niedriger als 2010", sagt der Gibbs-Pilot. "Ich habe mich ja schon einmal in so einer Situation befunden und die Nerven werden sicherlich keine Rolle spielen." Überhaupt hat er das Drama von 2010 "abgehakt. Daran denke ich nicht mehr so oft. Ich bin kein Typ für das Hätte, Wäre, Wenn. Ich lebe in der Gegenwart."

Denny Hamlin, Jimmie Johnson, Michael Annett

Denny Hamlin hatte in Homestead schon zweimal die Nase vorne Zoom

Die Ruhe vor dem Sturm herrscht im Penske-Lager von Joey Logano. "Wir werden gar nichts ändern", sagte der 24-Jährige, der wiederum zum ersten Mal in der Drucksituation Finale steht. "Wir waren die gesamte Saison über gut genug, um den Titel holen zu können und genauso werden wir auch weitermachen. Das ist unser Motto, denn das sagen wir jede Woche, aber da steckt auch eine Menge Wahrheit dahinter. Was wir gemacht haben, hat funktioniert. Jetzt fahren wir um den Titel und daher werden wir gar nichts ändern.

Business as usual ist auch das Motto im Harvick-Camp. "Im Prinzip war es doch vergangene Woche genauso", sagte der Stewart/Haas-Neuzugang. "Wir wussten, dass wir dieses Rennen gewinnen müssen. Jetzt ist es wieder so: Unsere beste Chance, den Titel zu holen, ist der Homestead-Sieg." Für den 38-jährigen Kalifornier ist es die bisher größte Chance, "aber genau deswegen bin ich ja hierher gewechselt. Ich kam hierher um Rennen und Meisterschaften zu holen. Der Titel wäre das Größte."


NASCAR-Finale in Homestead

Wie gesagt: Ryan Newman ist in den Final-Four von Homestead sicherlich der ganz große Außenseiter. "Uns hatte keiner auf der Rechnung, aber wir haben uns unsere Position durch solide Ergebnisse erkämpft", weiß der Childress-Pilot und er verspricht: "In diesem Chase-Format geht es jede Woche um soviel. Wir bleiben jetzt dran und werden auf jeden Fall versuchen, nun auch den Titel zu holen. Das wäre wirklich die Krönung von allem."

Sonntagabend live auf Motorvision TV

Übrigens: Nur ein einziges Mal in all den Homestead-Jahren musste gewonnen werden, um den Titel zu holen. Tony Stewart gelang dies im denkwürdigen Finale 2011, als er am Ende gleichauf mit Carl Edwards lag. Damals entschied der Tie-Breaker zugunsten Stewarts. "Smoke" hatte fünf der zehn Chase-Rennen gewonnen, Edwards gelang im gesamten Saisonverlauf 2011 nur ein Sieg in Las Vegas. Und was passiert nun 2014?

Kevin Harvick

Kevin Harvick: Schnell, aber bisweilen auch unzuverlässig Zoom

Vielleicht, so die Hoffnung einiger Zyniker, ein Massencrash in Kurve 1 nach dem Start, der alle vier Titelkandidaten aus dem Rennen nimmt? Dann würde derjenige gewinnen, dessen Crew am schnellsten arbeitet, denn am Ende zählt tatsächlich die Endposition. Es gibt zudem keinerlei Bonuspunkte und die Final-Four gehen mit dem exakt gleichen Punktestand in die 267 Homestead-Runden. Es ist also ein echtes Finale mit vier Spielern und 39 Begleitfahrzeugen.

Im Hinterfeld der 43-köpfigen Entry-List gibt es die üblichen Rotationen. Blake Koch übernimmt den FAS-Ford mit der Startnummer 32, Nationwide-Stammpilot Brian Scott bekommt eine Chance im Circle-Chevrolet mit der 33 und Youngster Brett Moffitt sitzt im dritten Waltrip-Toyota mit der 66. Trevor Bayne ist auch wieder dabei und gibt bei den Wood Brothers seine Abschiedsvorstellung in der traditionellen Startnummer 21.

In der Nacht von Freitag auf Samstag fällt die Titelentscheidung bei den NASCAR-Trucks, das Nationwide-Rennen (mit Champion Chase Elliott) beginnt am Samstagabend ab 22:30 Uhr. Doch natürlich sind alle Augen gerichtet auf das Sprint-Cup-Finale von Südflorida, das am Sonntagabend ab 20:00 Uhr wie immer live auf 'Motorvision TV' laufen wird. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Pete Fink. Der Wetterbericht ist gut.

Der Zeitplan für Homestead:

Freitag:
18:30 - 20:00 Uhr: Erstes Freies Training

Samstag:
ab 0:15 Uhr: Qualifying
ab 2:00 Uhr: Truck-Rennen
18:00 - 18:50 Uhr: Zweites Freies Training
21:00 - 21:50 Uhr: Abschlusstraining
ab 22:30 Uhr: Nationwide-Rennen

Sonntag:
ab 20:00 Uhr Ford EcoBoost 400 (live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Homestead:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 7 Michael Annett (Baldwin-Chevrolet)
07. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
08. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
09. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) - C
10. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
11. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
12. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
13. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
14. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
15. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
16. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
17. 21 Trevor Bayne (Wood-Ford)
18. 22 Joey Logano (Penske-Ford) - C
19. 23 Alex Bowman (BK-Toyota)
20. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
21. 26 Cole Whitt (BK-Toyota)
22. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
23. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet) - C
24. 32 Blake Koch (FAS-Ford)
25. 33 Brian Scott (Circle-Chevrolet)
26. 34 David Ragan (Front-Row-Ford)
27. 36 Reed Sorenson (Baldwin-Chevrolet)
28. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
29. 40 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
30. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
31. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
32. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
33. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
34. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
35. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
36. 55 Brian Vickers (Waltrip-Toyota)
37. 66 Brett Moffitt (Waltrip-Toyota)
38. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
39. 83 J.J. Yeley (BK-Toyota)
40. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
41. 95 Michael McDowell (Leavine-Ford)
42. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)
43. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)

Alle Homestead-Sieger auf einen Blick:

1999: Tony Stewart
2000: Tony Stewart
2001: Bill Elliott
2002: Kurt Busch
2003: Bobby Labonte
2004: Greg Biffle
2005: Greg Biffle
2006: Greg Biffle
2007: Matt Kenseth
2008: Carl Edwards
2009: Denny Hamlin
2010: Carl Edwards
2011: Tony Stewart
2012: Jeff Gordon
2013: Denny Hamlin