• 26.10.2014 22:58

  • von Pete Fink

Earnhardt siegt - Gordon noch nicht in Homestead

Dale Earnhardt Jr. feiert einen emotionalen Martinsville-Sieg - Teamkollege Jeff Gordon als Zweiter bester Chaser - Zwei Rote Flaggen und Revanche-Fouls

(Motorsport-Total.com) - Entscheidung vertagt. Keiner der acht verbliebenen Titelanwärter stand im Goodys Headache Relief Shot 500, dem ersten Rennen der Eliminator-Round, in der Victory Lane und holte sich damit das sichere Final-Ticket von Homestead. Vielmehr gewann Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) das erste Martinsville-Rennen seiner Karriere. Wenige Wagenlängen dahinter sorgte Jeff Gordon (2.) für einen Hendrick-Doppelerfolg, doch die vorzeitige Qualifikation für die letzten Vier schaffte der Kalifornier damit nicht.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jun.

Dale Earnhardt Jun. holt sich in Martinsville Saisonsieg Nummer vier Zoom

Teambesitzer Rick Hendrick hatte dies angedeutet: "Jeff will das Homestead-Ticket, Dale will die Uhr", lautete seine Live-Analyse kurz vor dem Martinsville-Finale. Genau so kam es: Freies Fahren war angesagt, Hendrick gab keine Teamorder aus. Und so setzte sich Earnhardt mit seiner Startnummer 88 in einem Schlussspurt über fünf fliegende Runden durch. "Dieser Sieg hier ist mir extrem wichtig", jubelte "Junior" in der Victory Lane. "Ich habe sehr lange darauf warten müssen." Auf die legendäre Grandfather-Clock.

Gordon wiederum spielte den fairen Verlierer: "Ich habe den Sieg selbst weggeworfen", war sein Fazit. Erst eine Speeding-Penalty, dann ein spätes Techtelmechtel in der Boxengasse mit Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 8.). Beim letzten Restart lag Gordon nicht in den Top 5, kämpfte sich schnell an der Konkurrenz vorbei, aber dann ging ihm die Zeit aus. Earnhardt, der seinerseits noch Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 4.) kassieren musste, war vorne bereits zu weit enteilt.

Neben Stewart setzten auch Ricky Stenhouse (Roush-Ford; 15.) und David Ragan (Front-Row-Ford; 10.) auf die Option, gar nicht an die Box zu fahren und das Finale auf alten Reifen zu überstehen. Dies sorgte natürlich beim letzten Restart für einiges an Kuddelmuddel, was wieder einmal Ryan Newman brillant erledigte: Der Childress-Pilot kam als Dritter ins Ziel: "Die letzten fünf Runden waren sehr intensiv", sagte der "Rocket-Man". Wie Gordon war auch er einmal zu schnell in der Boxengasse, doch Newman lieferte erneut ein Bombenresultat ab. Wieder einmal.

"Car Wars" mit Vickers und Kahne

Die Situation: Gordon liegt in der Sprint-Cup-Gesamtwertung nun auf P1, dahinter Newman. Rang drei übernahm Joey Logano (Penske-Ford) knapp vor Matt Kenseth (Gibbs-Toyota), die in Martinsville auf den sehr guten Positionen fünf und sechs ins Ziel kamen. Damit würden - Stand Martinsville - Gordon, Newman, Logano und Kenseth in Homestead die Titelentscheidung 2014 unter sich ausmachen. Aber noch sind in Texas und Phoenix zwei Rennen der Eliminator-Round zu fahren.

Kasey Kahne, Brian Vickers

Kasey Kahne (5) und Brian Vickers (55) liefern sich ein privates Duell Zoom

Die haben Brad Keselowski (Penske-Ford; 31.) und Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet; 33.) auch bitter nötig. Keselowski strandete in Martinsville mit defektem Antrieb, Harvick wurde unschuldig und unabsichtlich von Kenseth in die Mauer geschoben. Carl Edwards (Roush-Ford; 20) setzte die schlechte Roush-Tradition von Viginia fort, während Hamlin als Achter bei seinem Heimspiel nach einer starken Vorstellung unbelohnt blieb. Diese vier Piloten müssen nun dringend Boden gutmachen.

Ansonsten war das Herbstrennen von Martinsville ein klassischer Short-Track-Kracher mit insgesamt 15 Gelbphasen und zwei Roten Flaggen. Polesitter Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet; 16.) dominierte die Anfangsphase, hatte am Ende aber nichts mehr zu melden. Jeff Gordon sammelte zwar 130 Führungsrunden und damit den Extrapunkt, kam am Ende aber nur mit der vielleicht wertlosen Silbermedaille davon. Clint Bowyer (Waltrip-Toyota; 7.) und A.J. Allmendinger (JTG/Daugherty-Chevrolet; 9.) holten sich die restlichen Top-10-Plätze.


Final Laps: Earnhardt siegt in Martinsville

Brian Vickers (Waltrip-Toyota; 27.) und Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 40.) unterhielten die rund 60.000 Zuschauer mit einer neuen Episode "Car Wars" und fuhren sich nach Foul, Revanchefoul und Revanche für das Revanchefoul gleich mehrfach gegenseitig ins Auto, bis die Rennleitung irgendwann den mahnenden Zeigefinger hob. Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 32.) wurde nach einem Extrastopp unter Grüner Flagge früh ins hintere Mittelfeld zurückgeworfen, wo er schließlich Opfer einer der zahlreichen Kettenreaktionen wurde.

Harvick und Keselowski unter Druck

Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 34.) lag lange Zeit auf Top-10-Kurs, bevor sie unschuldig in das Tohuwabohu rund um den gestrandeten Keselowski-Penske verwickelt wurde. Auch ihr Teamkollege Kurt Busch (36.) hätte vielleicht ganz vorne ein Wörtchen mitsprechen können, nur ging ihm im letzten Renndrittel das Hendrick-Triebwerk hoch. Wie gesagt: Ein ereignisreiches und kurzweiliges, aber durchaus typisches Short-Track-Rennen von Martinsville.

Earnhardt und Gordon profitierten am Ende von der Tatsache, dass beide den Restart auf der so wichtigen Innenbahn angehen konnten und machten mit ihren vier frischen Reifen genau dort kurzen Prozess mit der Konkurrenz. Zehn Jahre nach dem tragischen Flugzeugunglück, beim dem zehn Mitglieder von Hendrick Motorsports ums Leben kamen, sorgten sie für einen Doppelerfolg des in Talladega noch so arg gebeutelten Teams.

Brad Keselowski

Nichts zu holen: Der Penske-Ford von Brad Keselowski blieb liegen Zoom

Doch damit steht auch fest: Es gibt noch keinen definitiven Qualifikanten für Homestead, und mindestens zwei Piloten werden über die Punktewertung ins Saisonfinale 2014 kommen. Nächstes Wochenende steht das superschnelle 1,5-Meilen-Oval von Texas an, wo es für Keselowski und Harvick bereits um alles geht. Ihr Rückstand von 26, beziehungsweise 28 Punkten ist schon fast zu groß, um ohne Sieg in Texas (oder Phoenix) das Homestead-Finale zu erreichen.