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  • 23.10.2014 10:42

  • von Pete Fink

Vorschau Martinsville: Wer fährt sich ins Finale?

Ab sofort gilt es für die acht verbleibenden Chaser: Wer in Martinsville gewinnt, der hat sein Homestead-Ticket sicher - 'Motorvision TV' überträgt wieder live

(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet jetzt kommt Martinsville. Das ist vielleicht ein Gedanke, der Jimmie Johnson durch den Kopf schießen wird. Der sechsfache NASCAR-Champion ist draußen - und am Wochenende folgt eine seiner großen Spezialstrecken. Nicht weniger als achtmal fuhr der Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 dort in den vergangenen Jahren in die Victory Lane. Klar: Johnson kann am Sonntagabend seinen Martinsville-Sieg Nummer neun holen. Herzlichen Glückwunsch. Aber im Titelkampf 2014 wird es ihm nichts mehr bringen.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Martinsville-Spezialist Jimmie Johnson hat keine Titelchancen mehr Zoom

Bitter für den Kalifornier, der damit vielleicht seine schlechteste Cup-Saison überhaupt fährt. 2011 wurde er Gesamtsechster, 2014 wird er sich strecken müssen, um dieses Resultat wenigstens einzustellen. Denn ab jetzt geht es für die acht verbliebenen Chaser um die Qualifikation für das Finale. Soll heißen: Wer in Martinsville, Texas oder Phoenix gewinnt, der weiß, dass er am 16.11.2014 in Homestead um den NASCAR-Titel 2014 fahren darf. Oder anders formuliert: Für die acht verbliebenen Playoffkandidaten ist ein Martinsville-Sieg gleichbedeutend mit dem Homestead-Ticket.

Durchaus verlockende Aussichten. Wie werden Joey Logano, Brad Keselowski (beide Penske-Ford), Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet), Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet), Denny Hamlin und Matt Kenseth (beide Gibbs-Toyota), Carl Edwards (Roush-Ford) und Ryan Newman (Childress-Chevrolet) die 500 Runden von Martinsville also angehen? Wieviel Risiko werden sie zu welchem Zeitpunkt im Rennen eingehen (müssen)? Das neue Chase-Format macht vieles möglich und wirft vor allem angestaubtes Kalkül über den Haufen. Ob man das nun mag oder nicht.

Es ist also angerichtet: 43 Sprint-Cup-Boliden und 500 lange Runden auf der mit 846 Metern kürzesten Kampfbahn der gesamten NASCAR-Saison. Das Goodys Fast Headache Relief 500 auf dem Martinsville Speedway verspricht am Sonntagabend wieder viel Kleinholz, Lackaustausch und Kaltverformungen aller Art. Kurz gesagt: Eine klassische Short-Track-Schlacht im Sprint-Cup mit wahrscheinlich wieder jede Menge Action auf dem "Paperclip", wie die Strecke im US-Bundesstaat Virginia genannt wird.

Team Penske in der Favoritenstellung

Es ist ein Ort mit großer NASCAR-Tradition. Seit 1949 wird in Martinsville gefahren und die Auflage im März 2014 ist bereits das 132. (!) Rennen der ersten NASCAR-Liga. Das Fassungsvermögen von 55.000 Zuschauern ist im Vergleich zum Bristol Motor Speedway, dem anderen aktuellen Halb-Meilen-Oval, eher gering, was aber nicht zuletzt an der Eisenbahnlinie liegt, die direkt hinter der Gegengerade entlang läuft. Dafür ist der klassische Martinsville-Hot-Dog um einiges schmackhafter als das Bristol-Food.

Martinsville Speedway

Der "Paperclip" von Martinsville ist die kürzeste aktuelle NASCAR-Strecke Zoom

Das große technische Thema in Martinsville sind die Bremsen. Bei einer Rennlänge von 500 Runden stehen 1.000 Bremsmanöver an. Es gilt die Faustregel: Wer sein Auto aus allen Scherereien heraushalten kann, wer sich in der Führungsrunde halten kann und wer in den letzten 100 Runden noch gute Bremsen besitzt, der darf sich in Martinsville gute Chancen ausrechnen. Erschwert wird das Setup-Problem durch die Kombination aus Beton in den Kurven und Asphalt auf den Geraden, die natürlich über ein unterschiedliches Grip-Niveau verfügen.

Nach dem Hendrick-Desaster von Talladega hat sich Team Penske in die Favoritenstellung gefahren. Das große Aber: Weder Brad Keselowski noch Joey Logano gelang in Martinsville bisher ein Sieg. Daher gab es in der Woche vor Talladega einen Testtag: "Das lief ziemlich gut", berichtet Keselowski, der in der NASCAR auf allen anderen Short-Tracks wie Bristol oder Richmond bereits siegreich war. "Auch in Martinsville waren wir immer gut unterwegs, auch wenn unsere Resultate das nicht zeigen. Also werden wir das tun, was zu tun ist und Spaß dabei haben."


Die Eliminator-Round

Logano hat ähnliches vor: "Wir wollen gewinnen, denn ein Sieg bringt uns die Titelchance in Homestead." Er weiß jedoch auch: "Einfach wird das nicht, denn es wird jede Menge Feindkontakte geben und du bist auch ganz schnell in die Probleme eines anderen verwickelt. Aber im Frühjahr (Platz vier; Anm. d. Red.) waren wir schon gut unterwegs und beim Testen haben wir auch dazugelernt. Ich glaube daran, dass wir eine Siegchance haben werden." Übrigens: Mit den sechs Keselowski-Siegen und den fünf Logano-Erfolgen hat Team Penske eine neue Bestmarke aufgestellt. Die alte Marke hielt seit 1993 Rusty Wallace mit zehn Saisonsiegen.

Seit 2002 kein Ford-Erfolg

Unter den acht Chasern hat Jeff Gordon mit acht Martinsville-Erfolgen die beste Statistik. Zweiter in dieser Wertung ist Denny Hamlin mit vier Siegen, Kevin Harvick und Ryan Newman haben je einmal gewinnen können. Bisher noch sieglos sind auch Carl Edwards und Matt Kenseth, was vor allem daran liegt, dass dieses Duo viele Jahre in Diensten von Jack Roush stand, beziehungsweise immer noch steht. Für die Roush-Truppe ist Martinsville traditionell ein großes Fragezeichen.

Chaos in Martinsville

"Rubbin' is Racing" - Chaos ist im engen Martinsville vorprogrammiert Zoom

Oder anders formuliert: Der letzte Ford-Sieg in Martinsville stammt vom Oktober 2002 (!), als der junge Kurt Busch gewann. Lang, lang ist's her. Seitdem gab es 18 Chevy-Erfolge, zuletzt sieben Mal in Folge. Dazu die vier Toyota-Triumphe von Hamlin und einen Dodge-Sieg (2004) von Rusty Wallace. Hinten im Feld ist nach längerer Pause wieder das Team von Xxxtreme Motorsports dabei, das in Martinsville Timmy Hill an das Steuer der Startnummer 44 setzt.

Und: Der 22-jährige Kyle Fowler wird im FAS-Ford mit der Startnummer 32 sein Sprint-Cup-Debüt geben. Fowler kommt aus der Late-Model-Szene und hat in seinen ingsesamt 25 ARCA- und Nationwide-Auftritten noch kein Top-10-Resultat holen können. BK Racing will mit der Startnummer 93 einen vierten Toyota Camry an den Start bringen. Wer hinter dem Steuer sitzen wird, steht zur Stunde noch nicht fest. Insgesamt haben nur 43 Teams für die kürzeste NASCAR-Strecke im Kalender gemeldet.


NASCAR in Martinsville

'Motorvision TV' überträgt den Auftakt in die Eliminator-Round am Sonntagabend wieder live und in voller Länge. Aufgrund der Zeitumstellung in Europa beginnt die Sendung bereits um 18:00 Uhr MEZ. Die Startflagge wird gegen 18:45 Uhr erwartet. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Pete Fink. Der erste Wetterbericht für das NASCAR-Wochenende ist gut: "Indian Summer" ist in Virginia angesagt mit viel Sonne und Temperaturen um die 20 Grad.

Der Zeitplan von Martinsville:

Freitag:
18:00 Uhr - 19:20 Uhr: Erstes Freies Training
ab 22:40 Uhr: Qualifikation

Samstag:
15:00 Uhr - 15:50 Uhr: Zweites Freies Training
18:00 Uhr - 18:50 Uhr: Abschlusstraining
ab 19:30 Uhr: Truck-Rennen

Sonntag (Zeitumstellung in Deutschland):
ab 18:00 Uhr: Goodys Headache Relief Shot 500

Die Meldeliste von Martinsville:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford) - C
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 7 Michael Annett (Baldwin-Chevrolet)
07. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
08. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
09. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) - C
10. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
11. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
12. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
13. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
14. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
15. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
16. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) - C
17. 22 Joey Logano (Penske-Ford) - C
18. 23 Alex Bowman (BK-Toyota)
19. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) - C
20. 26 Cole Whitt (BK-Toyota)
21. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
22. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet) - C
23. 32 Kyle Fowler (FAS-Ford)
24. 33 Travis Kvapil (Circle-Chevrolet)
25. 34 David Ragan (Front-Row-Ford)
26. 36 Reed Sorenson (Baldwin-Chevrolet)
27. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
28. 40 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
29. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
30. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
31. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
32. 44 Timmy Hill (Xxxtreme-Chevrolet)
33. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
34. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
35. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
36. 55 Brian Vickers (Waltrip-Toyota)
37. 66 Mike Wallace (Waltrip-Toyota)
38. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
39. 83 J.J. Yeley (BK-Toyota)
40. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
41. 93 TBA (BK-Toyota)
42. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)
43. 99 Carl Edwards (Roush-Ford) - C

Alle Martinsville-Sieger auf einen Blick:

1949: Red Byron
1950: Curtis Turner/Herb Thomas
1951: Curtis Turner/Frank Mundy
1952: Dick Rathman/Herb Thomas
1953: Lee Petty/Jim Paschal
1954: Jim Paschal/Lee Petty
1955: Tim Flock/Speedy Thompson
1956: Buck Baker/Jack Smith
1957: Buck Baker/Bob Welborn
1958: Bob Welborn/Fireball Roberts
1959: Lee Petty/Rex White
1960: Richard Petty/Rex White
1961: Fred Lorenzen/Junior Johnson/Joe Weatherly
1962: Richard Petty/Nelson Stacy
1963: Richard Petty/Fred Lorenzen
1964: Fred Lorenzen/Fred Lorenzen
1965: Fred Lorenzen/Junior Johnson
1966: Jim Paschal/Fred Lorenzen
1967: Richard Petty/Richard Petty
1968: Cale Yarborough/Richard Petty
1969: Richard Petty/Richard Petty
1970: Bobby Isaac/Richard Petty
1971: Richard Petty/Bobby Isaac
1972: Richard Petty/Richard Petty
1973: David Pearson/Richard Petty
1974: Cale Yarborough/ Earl Ross
1975: Richard Petty/Dave Marcis
1976: Darrell Waltrip/Cale Yaborough
1977: Cale Yarborough/Cale Yarborough
1978: Darrell Waltrip/Cale Yarborough
1979: Richard Petty/Buddy Baker
1980: Darrell Waltrip/Dale Earnhardt
1981: Morgan Shepherd/Darrell Waltrip
1982: Harry Gant/Darrell Waltrip
1983: Darrell Waltrip/Ricky Rudd
1984: Geoff Bodine/Darrell Waltrip
1985: Harry Gant/Dale Earnhardt
1986: Ricky Rudd/Rusty Wallace
1987: Dale Earnhardt/Darrell Waltrip
1988: Dale Earnhardt/Darrell Waltrip
1989: Darrell Waltrip/Darrell Waltrip
1990: Geoff Bodine/Geoff Bodine
1991: Dale Earnhardt/Harry Gant
1992: Mark Martin/Geoff Bodine
1993: Rusty Wallace/Ernie Irvan
1994: Rusty Wallace/Rusty Wallace
1995: Rusty Wallace/Dale Earnhardt
1996: Rusty Wallace/Jeff Gordon
1997: Jeff Gordon/Jeff Burton
1998: Bobby Hamilton/Ricky Rudd
1999: John Andretti/Jeff Gordon
2000: Mark Martin/Tony Stewart
2001: Dale Jarrett/Ricky Craven
2002: Bobby Labonte/Kurt Busch
2003: Jeff Gordon/Jeff Gordon
2004: Rusty Wallace/Jimmie Johnson
2005: Jeff Gordon/Jeff Gordon
2006: Tony Stewart/Jimmie Johnson
2007: Jimmie Johnson/Jimmie Johnson
2008: Denny Hamlin/Jimmie Johnson
2009: Jimmie Johnson/Denny Hamlin
2010: Denny Hamlin/Denny Hamlin
2011: Kevin Harvick/Tony Stewart
2012: Ryan Newman/Jimmie Johnson
2013: Jimmie Johnson/Jeff Gordon
2014: Kurt Busch/?