• 20.10.2014 00:30

  • von Pete Fink

Keselowski siegt - Favoritensterben in Talladega

Brad Keselowski siegt sich in Talladega eine Runde weiter - Jimmie Johnson und Dale Earnhardt Jr. draußen - Jeff Gordon um Haaresbreite weiter

(Motorsport-Total.com) - Der neue Bösewicht hat es allen gezeigt. Brad Keselowski befand nach seinem Ausraster von Charlotte in Talladega auf Wiedergutmachungskurs. Die Ausgangsposition für den Penske-Piloten war klar: Nur ein Sieg im Geico 500 würde ihn in die nächste Runde der NASCAR-Playoffs bringen. Und der NASCAR-Champion von 2012 lieferte: Er gewann in einem dramatischen Finish, das zwei Green-White-Checkered-Verlängerungen benötigte. Auftrag ausgeführt, Keselowski ist tatsächlich weiter im Titelgeschäft 2014.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski

Finish: Brad Keselowski fährt sich in Talladega in die nächste Chase-Runde Zoom

"Vergangene Woche habe ich sicherlich nicht alles richtig gemacht", sinnierte der 30-Jährige in der Victory Lane. "Es gab auch genügend Widersprüche und das macht diese Woche ziemlich speziell. Es war keine einfache Zeit, aber jetzt stehen wir in der nächsten Runde. Klar gibt es wahrscheinlich ein paar Leute, die über meinen Sieg nicht gerade glücklich sind. Das verstehe ich, aber ich bin einer, der - wie viele andere auch - nicht immer nur stolz auf das sein kann, was er getan hat."

"Und auf die vergangene Woche bin ich wirklich nicht gerade stolz. Aber ich bin stolz auf heute und auf mein Team Penske." Was er auch sein kann: In seiner typisch knallharten Manier wehrte "Bad Brad" einen Schlussangriff von Ryan Newman (Childress-Chevrolet; 5.) ab und holte sich Saisonsieg Nummer sechs. Nun winkt die Eliminator-Round - und vielleicht noch mehr. Denn sein Teamkollege Joey Logano (11.) war seit seinem Kansas-Sieg bereits durch - und die Hauptkonkurrenz aus dem Hause Hendrick Motorsports musste am Sonntagabend gewaltig Federn lassen.

Kasey Kahne reichte ein zwölfter Platz nicht. Das Aus. Dale Earnhardt Jr. (31.) wurde in einen späten "Big-One" verwickelt. Das Aus. Und selbst einem bärenstarken Jimmie Johnson reichten seine 84 (!) Führungsrunden nicht. Am Ende wurde Johnson noch bis auf Rang 24 durchgereicht. Das Aus für den dritten Hendrick-Chevy, obwohl Johnson und Earnhardt (31 Lead-Laps) über weite Strecken die Talladega-Show bestimmten. Ein Desaster für Hendrick Motorsports.


Finale in Talladega

Dreimal Hendrick und Kyle Busch draußen

Am Ende ging es zwischen Kahne und Jeff Gordon (26.) um drei winzige Punkte. Hauchdünn schaffte wenigstens Gordon den Cut und sagte: "Ich bin mental jetzt ziemlich ausgelaugt. Hier ist es immer schwierig, dich in eine gute Ausgangslage zu bringen. Aber wenn soviel auf dem Spiel steht und du weisst, dass über deine Titelchancen in der letzten Sekunde entschieden wird, dann geht das einfach auf dein komplettes Nervenkostüm." Talladega-Racing, NASCAR-Style.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson und Dale Earnhardt Jr. bestimmten weite Strecken des Rennens Zoom

Der so starke Johnson wiederum fühlte sich im Finale alleine gelassen: "Ich hatte keine Freunde, aber so ist das Plate-Racing nun einmal. Vielleicht wäre ich beim letzten Restart besser in der Linie geblieben, aber hinterher bist du immer schlauer. Wir haben alles gegeben, wir hatten ein Super-Auto und nach zwei schlechten Rennen bekam ich noch einmal eine Chance. Klar bin ich enttäuscht, aber der Grund dafür ist nicht heute zu suchen. Du kannst auch nicht jeden Titelkampf gewinnen. Wir werden nächstes Jahr zurückkommen."

Auch Earnhardt gestand seine Niederlage ein: "Es war hartes Racing und so etwas kann passieren", schilderte er die Situation, als Greg Biffle (Roush-Ford; 25.) einen Schubser von David Gilliand (Front-Row-Ford; 29.) bekam, der schlussendlich Earnhardt erwischte. "Wir hatten am Ende einfach keine gute Position im Pulk. Das Auto war stark, wir konnten vorne fahren, aber wenn du deine Track-Position einmal verlierst, dann wird es halt schwierig. Jetzt werden wir versuchen, dieses Jahr noch ein paar Rennen zu gewinnen. Was anderes bleibt uns eh nicht übrig."


NASCAR in Talladega

Kahne draußen, Johnson draußen, Earnhardt draußen. Der vierte Pechvogel im Bunde war Kyle Busch (Gibbs-Toyota), der in Runde 102 unschuldig in eine weitere Massenkarambolage verwickelt wurde. Trotz einer rund 50-minütigen Reparatur, in der sein Gibbs-Team ein wahres Wunderwerk vollbrachte, reichte es der krummen Startnummer 18 nur zu Rang 40. Das waren am Ende winzige sieben Punkte zu wenig. Ein extrem bitteres Aus im bisher besten NASCAR-Chase von Kyle Busch.

Defensiv oder Offensiv?

Die großen Gewinner von Talladega wurden einmal mehr von Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) angeführt. Ausgerechnet der große Keselowski-Widersacher von Charlotte (Stichwort: Schwitzkasten) gab dem Penske-Ford in der letzten Runde den vielleicht entscheidenden Push, der Kenseth selbst mit Rang zwei belohnte und sicher in die Eliminator-Round brachte. Wie der drittplatzierte Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) gondelte Kenseth über weite Strecken ganz hinten im Feld herum und zeigte sich erst im Finale.

Ein Klasse-Rennen lieferte auch Landon Cassill im Circle-Chevy mit der Startnummer 40 ab. Hinterbänkler Cassill geigte im Talladega-Finale munter in der Spitzengruppe mit und holte sich einen fantastischen vierten Platz. Ähnliches gilt für Travis Kvapil (BK-Toyota; 6.) und Casey Mears (Germain-Toyota; 10.). Auch das ist typisch Talladega: In der so unberechenbaren Windschattenschlacht von Alabama können auch die Kleinen glänzen.

Kyle Busch

Diese Kiste ist krumm: Das bittere Titel-Aus für Kyle Busch Zoom

Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet; 7.), Marcos Ambrose (Petty-Ford; 8.) und der mit seinem Charlotte-Sieg vorzeitig qualifizierte Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet; 9.) sicherten sich die weiteren Top-10-Platzierungen. Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 18.) und Carl Edwards (Roush-Ford; 21.) lösten neben Logano, Harvick, Keselowski, Newman, Jeff Gordon und Kenseth die letzten beiden Tickets für Playoff-Runde drei.

Mega-Momentum bei Team Penske

Harvick, Newman, Jeff Gordon, Hamlin, Kenseth, Edwards und Kyle Busch spielten dabei die defensive Strategiekarte und bildeten von Beginn an das Hinterfeld, während sich vorne Johnson, Earnhardt und Keselowski um die Spitzen stritten. Keselowski erhielt einen frühen Streifschuss nach einem Dreher von Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet; 35.) und bewies einmal mehr seinen Kampfgeist.

"Ich wusste: Wenn wir es ohne Crash durch dieses Rennen schaffen, dann haben wir eine Siegchance", atmete Keselowski auf. "Für mich ist das der wichtigste Sieg seit Talladega 2009." Damals gewann er sein erstes von mittlerweile 16 Sprint-Cup-Rennen. "Wir gingen dieses Wochenende an wie das Finale von Homestead. Und wenn wir unser Performance-Level halten können, dann haben wir eine echte Titelchance."

Brad Keselowski

Hat Brad Keselowski jetzt den berühmt-berüchtigten Lauf? Zoom

Kein Zweifel: Nach der gewaltigen Talladega-Ohrfeige für Hendrick Motorsports hat Team Penske nun die klare Favoritenrolle inne. Logano und vor allem Keselowski werden mit dem berühmt-berüchtigten Momentum nach Martinsville fahren. Dort beginnt am kommenden Wochenende die Eliminator-Round, oder das Halbfinale der NASCAR, das aus dem traditionellen Short-Track in Virginia, dem 1,5-Meilen-Oval von Texas und der Wüstenmeile von Phoenix besteht.