• 18.10.2014 23:44

  • von Pete Fink

Chaos-Quali: Vickers holt kuriose Talladega-Pole

Der Polesitter einer bizarren Talladega-Qualifikation heißt Brian Vickers, Jimmie Johnson Zweiter, viele Topstars landen ganz hinten, Jeff Gordon wird Letzter

(Motorsport-Total.com) - Brian Vickers ist der Sieger eines bizarren Qualifikationspokers von Talladega. Der Waltrip-Pilot steht damit im Geico 500 auf der Pole-Position, aber warum das so kam, das wusste auch der 30-Jährige nicht so genau. Denn eigentlich hatte die Startnummer 55 in den entscheidenden Sekunden von Q3 den Windschatten des Pulks bereits verloren, doch weil vorne getrödelt wurde, schaffte Vickers noch einmal den Anschluss - und fuhr tatsächlich noch auf Rang eins.

Titel-Bild zur News: Brian Vickers

Brian Vickers war in der Qualifikation von Talladega am Ende der Schnellste Zoom

"Drei Runden vor Schluss hatte ich keine Chance mehr, ich lag ja eine halbe Gerade hinten", schilderte der Waltrip-Pilot seine Eindrücke. "Dann traten sie vorne offenbar auf die Bremse und ich holte sie ein." 48,825 Sekunden reichten für die Pole. Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) war in Q1 eigentlich schon draußen. Weil aber einige Zeiten der Konkurrenz nachträglich noch gestrichen wurden, kam der sechsfache NASCAR-Champion glücklich weiter - und fuchste sich in Q3 tatsächlich noch in Startreihe eins.

"Wir haben nun einen guten Boxenplatz, das hilft sicher", lautete das Johnson-Fazit. "Aber bitte schön... Was war das denn für eine seltsame Qualifikationssession? Es herrschte Konfusion auf gleich mehreren Ebenen. Ich habe keine Ahnung, warum das alles für uns funktioniert hat. Aber es hat funktioniert." In der Tat: Obwohl die Talladega-Startaufstellung vermutlich die unwichtigste Startaufstellung des gesamten Motorsport-Jahres ist, so gibt Startplatz zwei im Chase-Kampf doch zumindest einen moralischen Schub.

Es war ein gigantischer Windschattenpoker, bei dem es nur darauf ankam, in der allerletzten, richtig schnellen Runde eine gute Position hinten im Pulk zu haben. Dies gelang auch A.J. Allmendinger (JTG/Toyota; 3.), der sich mit Vickers zusammenschloss und dadurch weit nach vorne kam. Es folgte ein Penske-Trio mit Ryan Blaney (4.), Brad Keselowski (5.) und Penske-Kunde Michael McDowell im Leavine-Ford (6.). Für das kleinste Sprint-Cup-Team ist dies die bislang beste Startposition überhaupt.

Viele Topstars verpokern sich

Rang sieben ging genauso überraschend an den Circle-Chevrolet von Travis Kvapil, der in Q2 sogar die Bestzeit fuhr. Achter wurde mit Kasey Kahne ein zweiter Hendrick-Pilot, mit Ryan Newman (Childress-Chevy) fuhr ein weiterer Chaser auf Rang 11. Auch der Rest der Top 12 waren sehr überraschend: Terry Labonte (FAS-Ford) in seinem letzten Rennen auf P9, Michael Annett im Baldwin-Chevy auf P10 und Martin Truex Jr. (Furniture-Row), der im Newman-Windschatten Zwölfter wurde.

Jeff Gordon

Kommt selten bis nie vor: Jeff Gordon wird in der Qualifikation Letzter Zoom

In Q2 kamen viele Hinterbänkler ebenfalls überraschend weit nach vorne, was weiter hinten böse Konsequenzen haben sollte. So startet etwa Alex Bowman (BK-Toyota) als 14., sein Teamkollege Cole Whitt wurde 22., Mike Wallace (RAB-Toyota) und Joe Nemechek (Identity-Toyota) belegten die Positionen 23 und 24. Auch Paul Menard, der Bestzeithalter von Q1, scheiterte in seinem Childress-Chevy in Q2 als 20. Apropos Q1.

Neu war in Talladega, dass das Q1 in zwei Gruppen mit jeweils fünf Minuten Streckenzeit gesplittet wurde. Das hatte den Beginn der seltsamen Strategiespiele zur Folge, was Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 38.) in Gruppe eins lösen wollte, in dem die Startnummer 11 alleine auf die Strecke fuhr. Dies ging natürlich nach hinten los. Doch noch bizarrer war das Schauspiel, das Gruppe zwei bot: Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet; 42.), Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 43.) und Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet; 39.) tuckelten zu lange um die Strecke, ihnen gelang keine einzige richtig schnelle Runde mehr.

Einfach verpokert. "Das war mein Fehler, ich habe die Sache falsch getimt", gab Gordon zu. "Wir waren vorher einfach langsamer unterwegs als gedacht. Unser Plan war also zu Ende, bevor wir ihn überhaupt beginnen konnten." Gleiches galt nach einem späten Review seitens NASCAR auch für Joey Logano (Penske-Ford; 40.) und Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 41.), denen nach der offiziellen Überprüfung der Zeitenmessung die letzte, schnellste Runde gestrichen wurde. Daher kam Johnson gerade noch weiter in Q2.

Drei Mittelfeldleute draußen

Auch Greg Biffle (Roush-Ford; 25.), Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 28.) und Dale Earnhardt Jr. (29.) scheiterten früh. Am Gibbs-Toyota von Matt Kenseth (13.) wurden nach dem Freien Training hingegen zu viele Metallsplitter in der Ölwanne gefunden, weshalb man noch vor der Qualifikation den Motor wechselte. Das bedeutet, dass der Vize-Champion des Vorjahres seinen schwierigen Kampf um die Eliminator-Round von ganz hinten in Angriff nehmen muss. Gleiches gilt für Keselowski, an dessen Penske-Ford die Lichtmaschine gewechselt werden muss.

Ganz böse war die Überraschung aber am Ende des Feldes. Weil so viele der Topstars nicht in den Top 36 landeten, und so viele der Außenseiter sich über ihre Zeit in die Top 36 fuhren, kam es zu einigen ganz langen Gesichtern. Denn die drei Piloten, die vorzeitig nach Hause fahren müssen, sind ziemlich überraschend Ricky Stenhouse (Roush-Ford), Justin Allgaier (HScott-Chevrolet) und Reed Sorensen (Baldwin-Chevrolet). Ihre Mittelfeldpositionen in der Ownerwertung waren für dieses unerwartete Quali-Chaos zu schlecht.

Wobei Sorenson noch einmal großes Glück hatte: Weil bei der technischen Inspektion festgestellt wurde, dass am Nemechek-Toyota die Ölwanne nicht vorschriftsmäßig montiert war, rückte er als 36. auf. Nemechek wurde disqualifiziert.

Damit ist also angerichtet. 'Motorvision TV' überträgt die spektakuläre Restrictor-Plate-Schlacht aus Talladega am Sonntagabend live ab 19:00 Uhr - wie immer inklusive der kompletten Pre-Race-Show der US-Kollegen. Am Mikrofon sitzen Pete Fink und Mario Fritzsche. Die grüne Startflagge wird gegen 20:15 Uhr erwartet. Der Wetterbericht für den Rennsonntag ist nach wie vor sehr gut: Viel Sonne und Temperaturen um die 25 Grad Celsius.


NASCAR in Talladega