Loudon: Wer spuckt Keselowski in die Hummersuppe?

Auf dem Papier ist Brad Keselowski Loudon-Favorit: Holt sich der Penske-Pilot mit einem erneuten Sieg wie im Juli den Hummer oder geht eine andere Serie weiter?

(Motorsport-Total.com) - Die Premiere der überarbeiteten Version der NASCAR-Playoffs ist Geschichte. Brad Keselowski (Penske-Ford) gewann am vergangen Sonntag auf dem Chicagoland Speedway das Auftaktrennen zum Chase 2014. Am kommenden Sonntag steht Rennen zwei und damit auch das zweite von drei Rennen der Challenger-Round im neugestalteten Chase an: Das Sylvania 300 in Loudon.

Titel-Bild zur News: New Hampshire Motor Speedway

Der New Hampshire Motor Speedway lädt zum zweiten Chase-Rennen 2014 Zoom

Ort des Geschehens ist der als "Magic Mile" bekannte New Hampshire Motor Speedway. Das im Niemandsland des US-Bundesstaats New Hampshire gelegene Ein-Meilen-Oval ist genau genommen etwas länger als eine Meile. In Bezug auf die 300-Meilen-Distanz nimmt man es aber nicht so genau. So stehen am Sonntag trotz der Tatsache, dass eine Runde in Loudon 1,058 Meilen misst, genau 300 Runden auf dem Programm.

Der inzwischen traditionelle "Pokal" für den Sieger eines Loudon-Rennens ist ein Krebs, genauer gesagt ein Hummer. Angesichts der jüngsten Form von Brad Keselowski stellt sich die Frage, ob und wenn ja, welchem Fahrer es am Sonntag gelingt, dem Sieger des Juli-Rennens in Loudon und aktuellen Tabellenführer in die Hummersuppe zu spucken.

Keselowski will Juli- und September-Schwung mitnehmen

Auf dem Papier scheint für die Konkurrenz zunächst wenig Hoffnung zu bestehen. Keselowski wird am Sonntag mit exakt jenem Penske-Chassis ausrücken, das ihn vor zehn Wochen an gleicher Stelle zu 138 Führungsrunden und schließlich zum Sieg trug. Es war der dritte von mittlerweile fünf Saisonsiegen für den NASCAR-Champion des Jahres 2012. "Zuletzt war unser Auto hier sehr stark. Daran wollen wir anknüpfen", schickt Keselowski schon vor dem ersten Freien Training eine Warnung in Richtung seiner Gegner.

Brad Keselowski

Brad Keselowski siegte im Juli in Loudon und gewann kürzlich den Chase-Auftakt Zoom

Nicht nur an seine Form bei Juli-Rennen in Loudon, auch an seine Form der vergangenen Wochen will Keselowski anknüpfen. Da er die beiden zurückliegenden Rennen (Richmond und Chicago) gewann, jagt der Fahrer des Penske-Ford mit der Startnummer 2 am Sonntag seinen dritten Sieg in Folge. Angesichts der Tatsache, dass er als einziger Pilot schon jetzt für die zweite Chase-Stufe (Contender-Round) qualifiziert ist, kann er mit vollem Risiko antreten.

Dennoch: Wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, ist es alles andere als sicher, dass Keselowski am Sonntag auch das zweite Rennen der Challenger-Round gewinnt und damit seinen Loudon-Sweep 2014 perfekt macht. Schließlich ist Abwechslung in der Victory Lane der "Magic Mile" nichts Ungewöhnliches. Zurückreichend bis Kurt Buschs Sieg im Juni 2008 wurden die 13 zurückliegenden Loudon-Rennen von 13 verschiedenen Fahrern gewonnen.

Wer hat diesmal den richtigen Biss?

Zu den Namen, die sich nicht unter diesen 13 befinden, gehören gleich sieben aktuelle Chase-Teilnehmer: Jeff Gordon und Dale Earnhardt Jr. (beide Hendrick-Chevrolet), Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet), Kyle Busch (Gibbs-Toyota), Carl Edwards (Roush-Ford), A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet) und Aric Almirola (Petty-Ford). Die Chance auf eine Fortsetzung der Serie unterschiedlicher Loudon-Sieger ist also absolut gegeben.

"Das Schwierigste auf dieser Strecke ist es, das Auto so einzustellen, dass es aus den Kurven heraus ausreichend anschiebt", erklärt Harvick, seines Zeichens Loudon-Sieger im September 2006 und aktuell Vierter der Sprint-Cup-Gesamtwertung, den berühmten "Forward Bite" und damit den Biss, den es braucht, um sich den Hummer zu greifen.

Matt Kenseth

Der Hummer - 2013 in den Händen von Matt Kenseth - als "Pokal" für den Loudon-Sieger Zoom

"Track-Position ist im Hinblick auf den Ausgang des Rennens ein wichtiger Faktor, aber das Handling des Autos spielt eine ebenso große Rolle", weiß Harvick, der sich im Falle eines Sieges am Sonntag als zweiter Fahrer nach Chicago-Sieger Keselowski sicher für die Contender-Round qualifizieren würde.

Das Motto "Win and you're in", gilt ungeachtet des aktuellen Punktekontos auch für die anderen 14 Chase-Teilnehmer. Allerdings werden nicht am Chase teilnehmende Fahrer wie der zweimalige Loudon-Sieger Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) oder der überzeugende Rookie Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet) auch diesmal wieder alles daran setzen, den Titelkandidaten die Show zu stehlen. Für Spannung und einen ähnlich unterhaltsamen Rennverlauf wie in der Schlussphase des Chicago-Rennens ist also gesorgt.

Was den aktuellen Tabellenzweiten Jeff Gordon betrifft, so wird dieser einen neuen Rekord aufstellen, sobald er am Sonntag die erste von 300 Runden unter die Räder nimmt. Weil der inzwischen als Teilzeitstarter auftretende Jeff Burton zum ersten Mal in seiner Karriere nicht für ein Loudon-Rennen gemeldet ist, wird Gordon bei normalem Verlauf der Dinge schon bald der einzige Fahrer sein, der bei jedem einzelnen Sprint-Cup-Rennen auf der "Magic Mile" angetreten ist. Das Sylvania 300 am Sonntag ist diesbezüglich Auflage Nummer 40.

Comeback für Mike Wallace, Debüt für Corey LaJoie

Doch Gordons im Raum stehende Loudon-Rekordmarke ist nicht die einzige Besonderheit am kommenden Wochenende. Im dritten Toyota Camry von Michael Waltrip Racing, der in Kooperation mit Jay Robinson Racing eingesetzt wird und wie üblich die Startnummer 66 trägt, sitzt diesmal Mike Wallace. Der jüngere Bruder von Rusty Wallace und ältere Bruder von Kenny Wallace gibt somit exakt fünf Jahre nach seinem bisher letzten Sprint-Cup-Start ein Comeback. Im September 2009 fuhr Mike Wallace in Loudon den inzwischen nicht mehr im Feld befindlichen Gunselman-Toyota.

Mike Wallace

Der 55-jährige Mike Wallace sorgt für ein Comeback der Wallace-Family im Sprint-Cup Zoom

Neben dem Comeback von Mike Wallace steht am Wochenende einmal mehr ein Sprint-Cup-Debüt an: Corey LaJoie, 22-jähriger Sohn des zweimaligen Nationwide-Champions Randy LaJoie, sitzt im Humphrey-Ford (Startnummer 77). Corey LaJoie hat bis dato ganze vier NASCAR-Rennen (zweimal Nationwide und zweimal Truck) auf dem Konto, darf sich aber genau wie Mike Wallace seiner Teilnahme am Sprint-Cup-Rennen am Sonntag bei normalem Verlauf der Dinge schon sicher sein, da auch diesmal nur 43 Meldungen vorliegen. Im FAS-Ford (Startnummer 32) nimmt diesmal Timmy Hill Platz, im vierten BK-Toyota (Startnummer 93) sitzt Travis Kvapil.

Die Grüne Flagge zum Sylvania 300 fällt am Sonntag gegen 20:15 Uhr MESZ. Motorvision TV überträgt ab 19:00 Uhr zunächst wieder die komplette Pre-Race-Show der US-Kollegen von ESPN live, anschließend ebenso live die 300 Rennrunden, die über den Sieg beim zweiten Chase-Rennen entscheiden. Die Kommentatoren für Motorvision TV sind Stefan Heinrich und Pete Fink.

Der Zeitplan für das Loudon-Wochenende (MESZ):

Freitag, 19. September:
18:00 Uhr: Erstes Freies Training
22:40 Uhr: Qualifying in zwei Segmenten

Samstag, 20. September:
15:00 Uhr: Zweites Freies Training
17:30 Uhr: Happy-Hour
19:00 Uhr: Truck-Rennen

Sonntag, 21. September:
01:30 Uhr: Nationwide-Rennen (Sparta)
20:15 Uhr: Sylvania 300 (300 Runden; ab 19:00 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Loudon:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford) - C
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) - C
06. 7 Michael Annett (Baldwin-Chevrolet)
07. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
08. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
09. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) - C
10. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
11. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
12. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
13. 16 Greg Biffle (Roush-Ford) - C
14. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
15. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota) - C
16. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) - C
17. 22 Joey Logano (Penske-Ford) - C
18. 23 Alex Bowman (BK-Toyota)
19. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) - C
20. 26 Cole Whitt (BK-Toyota)
21. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
22. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet) - C
23. 32 Timmy Hill (FAS-Ford)
24. 33 David Stremme (Circle-Chevrolet)
25. 34 David Ragan (Front-Row-Ford)
26. 36 Reed Sorenson (Baldwin-Chevrolet)
27. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
28. 40 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
29. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
30. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
31. 43 Aric Almirola (Petty-Ford) - C
32. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet) - C
33. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) - C
34. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
35. 55 Brian Vickers (Waltrip-Toyota)
36. 66 Mike Wallace (Waltrip-Toyota)
37. 77 Corey LaJoie (Humphrey-Ford)
38. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
39. 83 Ryan Truex (BK-Toyota)
40. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) - C
41. 93 Travis Kvapil (BK-Toyota)
42. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)
43. 99 Carl Edwards (Roush-Ford) - C

Alle bisherigen Loudon-Sieger:

2014: Brad Keselowski
2013: Brian Vickers / Matt Kenseth
2012: Kasey Kahne / Denny Hamlin
2011: Ryan Newman / Tony Stewart
2010: Jimmie Johnson / Clint Bowyer
2009: Joey Logano / Mark Martin
2008: Kurt Busch / Greg Biffle
2007: Denny Hamlin / Clint Bowyer
2006: Kyle Busch / Kevin Harvick
2005: Tony Stewart / Ryan Newman
2004: Kurt Busch / Kurt Busch
2003: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2002: Ward Burton / Ryan Newman
2001: Dale Jarrett / Robby Gordon
2000: Tony Stewart / Jeff Burton
1999: Jeff Burton / Joe Nemechek
1998: Jeff Burton / Jeff Gordon
1997: Jeff Burton / Jeff Gordon
1996: Ernie Irvan
1995: Jeff Gordon
1994: Ricky Rudd
1993: Rusty Wallace