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Regen und Crashs in Daytona: Almirola feiert Premierensieg

30 Jahre nach dem letzten Sieg von Richard Petty gewinnt Aric Almirola (Petty-Ford) ein von einem "Big-One" und einem "Huge-One" gekennzeichnetes Daytona-Rennen

(Motorsport-Total.com) - Selbe Stelle, selbe Welle: Exakt 30 Jahre nachdem sich "King" Richard Petty beim Firecracker 400 in Daytona vor den Augen von US-Präsident Ronald Reagan seinen 200. und letzten Sprint-Cup-Sieg sicherte, fuhr Aric Almirola im Petty-Ford mit der legendären Startnummer 43 zu seinem Premierensieg.

Titel-Bild zur News: Aric Almirola

Aric Almirola fuhr in Daytona zu seinem ersten Sprint-Cup-Sieg Zoom

Es war ein Triumph, der nach einem äußerst turbulenten Restrictor-Plate-Rennen sowohl von zwei Massencrashs als auch von einem vorzeitigen Abbruch aufgrund von Regenfällen begünstigt wurde, gleichzeitig aber alles andere als unverdient war.

Ursprünglich hätte das Coke Zero 400 bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag unter Flutlicht über die Bühne gehen sollen. Doch langanhaltende Regenfälle und ein Gewitter hatten zur Folge, dass erst am Sonntagvormittag Ortszeit gestartet werden konnte. Auch beim neu angesetzten Termin erwies sich der Wettergott nicht immer als NASCAR-Fan. Nach nur zehn Runden kam erstmals die Rote Flagge heraus: Regentropfen in Turn 1 waren der Grund.

"Big-One" mit 16 Autos

Als es nach einer 25-minütigen Unterbrechung weiterging, kam das Rennen zunächst nur langsam in Schwung. Der angekündigten Competition-Caution in Runde 20 kam die erste Gelbphase aufgrund eines Crashs zuvor. Und welch ein Crash es war: Ricky Stenhouse Jr. hatte seinen Roush-Ford in den Top 5 liegend ausgangs Turn 4 übersteuernd aus der Kontrolle verloren.

Das Malheur passierte Stenhouse im direkten Umfeld dreier Ex-Champions: Im Windschatten von Bobby Labonte (Circle-Chevrolet), mit Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) neben ihm und mit Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) in seinem Windschatten. "Eine Viertelrunde fehlte uns bis zur Competition-Caution, aber Stenhouse war wohl der Meinung, den Helden spielen zu müssen. Er hat ohne Grund eine ganze Reihe Autos aus dem Rennen gerissen", so der erste Kommentar von Stewart.

Big-One in Daytona

In Runde 19 erwischte es Stewart, Earnhardt Jr., Kenseth, Larson und andere Zoom

Der angesprochene Roush-Youngster sah die Sache so: "Die 33 (Bobby Labonte) wurde vor mir etwas langsamer. Ich kam mit viel Schwung an und verlor das Heck. Zunächst konnte ich das Auto noch einfangen, aber dann erwischte die 24 (Jeff Gordon; ) die 14 (Tony Stewart; Anm. d. Red.) und drehte ihn um." Nach Studium der Videoaufzeichnungen im Anschluss an das Rennen war es Gordon, der sich entschuldigen musste: "Ich übernehme die Verantwortung und entschuldige mich bei allen, die in den ersten Crash verwickelt wurden", so der Hendrick-Pilot via Twitter.

Insgesamt waren 16 Piloten in den ersten Big-One des Tages verwickelt, darunter auch Gordons Hendrick-Teamkollegen Jimmie Johnson und Dale Earnhardt Jr., Matt Kenseth (Gibbs-Toyota), Carl Edwards (Roush-Ford), Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet), A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet) und Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet). Dessen Teamkollegin Danica Patrick konnte sich mit viel Glück irgendwie durch den Schlamassel durchschlängeln.


Big-One in Runde 19

"Huge-One" mit 26 Autos

Anschließend verlief das Rennen bis kurz vor die 100-Runden-Marke mit spektakulär anzusehender Two-Wide- und Three-Wide-Action ohne nennenswerte Zwischenfälle. Als Spitzenreiter wurden in dieser Phase unter anderem Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet), Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) und Greg Biffle (Roush-Ford) notiert.

In Runde 98 aber krachte es erneut, und zwar noch heftiger als in Runde 19: Der zweite Big-One des Tages, rieb nach offizieller Zählung nicht weniger als 26(!) Sprint-Cup-Boliden mehr oder weniger nachhaltig auf, was ihm die Bezeichnung "Huge-One" einbrachte. Auslöser war erneut ein Kontakt in der absoluten Spitzengruppe. Diesmal waren es Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) und Greg Biffle, die im dichten Pulk auf der Gegengeraden aneinander gerieten.

Big-One in Daytona

In Runde 98 rauschte mehr als die Hälfte des Feldes ineinander Zoom

Mit abgeräumt wurden unter anderen Joey Logano, Brad Keselowski (beide Penske-Ford), Ryan Newman (Childress-Chevrolet), Polesitter David Gilliland (Front-Row-Ford) sowie McMurray, dessen Ganassi-Chevy kurzzeitig komplett den Bodenkontakt verlor und Kyle Busch, dessen Gibbs-Toyota nach einem Kontakt mit Cole Whitt (BK-Toyota) auf dem Dach landete. "Ich kam mir vor wie in einem langsamen Fahrgeschäft", so Kyle Busch nach seiner sprichwörtlich in Zeitlupe vorgetragenen halben Rolle aufs Dach.

Nachdem das Auto von Kyle Busch wieder aufgerichtet war und auch die übrigen Aufräumarbeiten beendet waren, nahmen die wenigen verbliebenen Autos das Rennen wieder auf. Doch nur wenige Runden später kam erneut die Rote Flagge heraus. Diesmal war es kein Crash, sondern Regen, der den Fahrbetrieb stoppte - und zwar endgültig. Zwar versuchte NASCAR mit seinen zahlreichen nach Daytona gebrachten Air-Titan-Fahrzeugen, das 2,5-Meilen-Oval noch einmal trocken zu bekommen. Nach etwa einer Stunde musste man aber einsehen, dass die Mühe vergebens ist.


26 kaltverformte Sprint-Cup-Boliden in Runde 98

So wurde das Coke Zero 400 nach 112 von ursprünglich geplanten 160 Runden abgebrochen und ging offiziell in die Wertung. Sieger Alimrola hatte seinen entscheiden Move kurz vor dem Abbruch gezeigt, als er mit Brian Vickers (Waltrip-Toyota) im Heck an Spitzenreiter Kurt Busch vorbeizog. Die Regenfälle bescherten ihm im 125. Anlauf endlich die ersehnte erste Fahrt in die Victory Lane.


Fotos: NASCAR in Daytona


Historischer Triumph für das Petty-Team

"Einfach fantastisch. Dieses Auto exakt 30 Jahre nachdem Richard Petty hier seinen 200. Sieg feierte, in die Victory Lane zu fahren, ist etwas ganz Besonderes. Wir hatten ohnehin ein schnelles Auto, aber heute hatten wir auch die Unterstützung von oben", so der Sieger in Anspielung auf den (erneut) einsetzenden Regen und den daraus resultieren vorzeitigen Abbruch.

Aric Almirola

Almirola siegte für den "King" 30 Jahre nach dessen letztem Sieg wieder in Daytona Zoom

"Jetzt stehen wir im Chase. Ich kann nur sagen, dieses Team hat es verdient", freut sich der 30-Jährige Lokalmatador aus dem nahegelegenen Tampa. Für das Team von "King" Richard Petty und dessen legendäre Startnummer 43 war es der erste Sieg, seitdem John Andretti im April 1999 in Martinsville triumphiert hatte.

Hinter dem Zweitplatzierten Vickers musste sich ein angefressener Kurt Busch trotz 36 Führungsrunden mit Platz drei begnügen. "Mit den meisten Führungsrunden nur Dritter zu werden, ist enttäuschend", lautete der Kommentar des Stewart/Haas-Piloten auf der Pressekonferenz. Schon beim Aussteigen aus dem Auto hatte sich Kurt Busch darüber geärgert, Platz eins durch eine Unachtsamkeit an Almirola abgetreten zu haben. Dabei ging es ihm nicht nur um die Führung im Rennen: "Ich habe einem anderen kleinen Team einen Chase-Platz geschenkt."

Top-10-Platzierung für das kleinste NASCAR-Team

Die Top 5 des turbulenten Rennens wurden von Casey Mears (Germain-Chevrolet) und Austin Dillon (Childress-Chevrolet) komplettiert. Damit war der Childress-Enkel, der sich im Februar die Daytona-500-Pole gesichert hatte, bestplatzierter Rookie.

Michael McDowell

Michael McDowell: Platz sieben im Ford Fusion der Leavine-Family Zoom

Dahinter lagen zum Zeitpunkt des Abbruchs Denny Hamlin (Gibbs-Toyota), Underdog Michael McDowell in seinem von gerade einmal 15 Mitarbeitern betreuten Leavine-Ford, Danica Patrick, die auch beim zweiten Big-One mit viel Glück einen Weg durch die kreiselnden Fahrzeuge fand, sowie Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) und Marcos Ambrose im zweiten Petty-Ford.

Mit drei von vier Restrictor-Plate-Rennen des Jahres in den Büchern geht es am kommenden Wochenende auf dem flachen Ein-Meilen-Oval in Loudon im US-Bundesstaat New Hampshire weiter.