Pechsträhne beendet: Harvick triumphiert in Darlington

Kevin Harvick gewinnt das Southern 500 in Darlington im zweiten Green-White-Checkered-Anlauf - Dale Earnhardt Jr. und Jimmie Johnson knapp geschlagen

(Motorsport-Total.com) - Kevin Harvick ist der Sieger des Southern 500 in Darlington. Mit seinem zweiten Saisontriumph sorgte der Stewart/Haas-Pilot dafür, dass die Serie unterschiedlicher Sieger in diesem Jahr beim achten Rennen riss. Für Harvick, der sich im Qualifying bereits die Pole-Position gesichert hatte und im Rennen die meisten Runden aller Fahrer an der Spitze lag, war es ein verdienter Sieg.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick

Kevin Harvick (Stewart/Haas) ist der erste "Wiederholungstäter" der Saison 2014 Zoom

Am Ende musste der im Winter von Richard Childress Racing zu Stewart/Haas Racing gewechselte Kalifornier trotz 238 Führungsrunden hart für seinen ersten Darlington-Sieg kämpfen. Die Entscheidung fiel erst im zweiten Green-White-Checkered-Anlauf. Statt über die angesetzte Distanz von 367 Runden ging die 65. Auflage des Southern 500 über 374 Runden. Es war damit das längste Darlington-Rennen der Geschichte und das erste Rennen auf dem 1,366-Meilen-Oval seit März 1997, bei dem es der Polesitter in die Victory Lane geschafft hat. Damals war dies Dale Jarrett gelungen.

Bis zur 357. Runde hatte schon alles für einen Harvick-Sieg gesprochen, doch dann wendete sich das Blatt noch einmal. Weil der Penske-Ford von Joey Logano (35.) vorn rechts Rauchzeichen von sich gab, kam noch einmal die Gelbe Flagge heraus. Das gesamte Feld tauchte zum Reifenwechsel in die Boxengasse ab. Leader Harvick, der sich für vier frische Goodyear-Gummis entschied, kam aber nur als Fünfter wieder auf die Strecke.

An der Spitze lag beim Restart Jimmie Johnson vor Dale Earnhardt Jr. und Jeff Gordon (alle Hendrick-Chevrolet) sowie Matt Kenseth (Gibbs-Toyota). Diese vier Fahrer hatten sich in der Box wie so viele mit nur zwei frischen Reifen begnügt. Neben Harvick setzten einzig Kyle Busch (Gibbs-Toyota) und Brad Keselowski (Penske-Ford) auf einen Rundum-Servie mit vier frischen Pneus.


Fotos: NASCAR in Darlington


Den Restart gewann Johnson vor Earnhardt Jr., während der frisch bereifte Harvick fast eine Runde lang hinter dem wieder einmal schlecht in die Gänge gekommenen Gordon eingeklemmt war. So deutete kurz vor Ablauf der regulären Renndistanz von 367 Runden plötzlich alles auf den ersten Saisonsieg des sechsmaligen NASCAR-Champions Jimmie Johnson hin. Doch in Runde 364 gab es noch einmal Gelb, weil Travis Kvapil (FAS-Ford; 33.) nach einem Mauerkontakt in Turn 3 Kleinteile (Debris) auf der Strecke verteilt hatte.

Das längste Darlington-Rennen der Geschichte

Die Entscheidung im Kampf um den Sieg beim Southern 500 musste also im Green-White-Checkered-Finish fallen. Beim ersten Anlauf entschied sich Spitzenreiter Johnson genau wie beim Restart zuvor wieder für die Außenbahn. Doch Harvick mit seinen vier frischen Reifen war diesmal schon Dritter und damit zwei Plätze weiter vorn zu finden als beim Restart zuvor.

Kevin Harvick

Karierte Flagge: Kevin Harvick gewinnt das Southern 500 vor Dale Earnhardt Jr. Zoom

Als die Grüne Flagge geschwenkt wurde, war es erneut Jeff Gordon, der schlecht in die Gänge kam. Doch diesmal war der siebenmalige Darlington-Sieger nicht der einzige, der mit durchdrehenden Hinterrädern zu kämpfen hatte. Auch Spitzenreiter Johnson hatte viel Wheelspin. Die Folge war, dass Dale Earnhardt Jr. auf der Innenbahn mit Harvick im Schlepptau sofort die Führung übernahm. Nun sah es plötzlich so aus, als könne "Junior" seinen zweiten Saisonsieg nach dem Daytona 500 realisieren.

Doch auch die Junior-Nation freute sich zu früh. Kurz bevor der Hendrick-Chevy des Publikumslieblings die Weiße Flagge für die letzte Runde sah, setzte Harvick-Teamkollege Kurt Busch seinen Stewart/Haas-Chevy in die Safer-Barrier auf der Innenseite der Gegengeraden. Von einem Schachzug unter Teamkollegen konnte aber keine Rede sein: Busch wurde von Clint Bowyer (Waltrip-Toyota; 12.) angeschoben, nachdem er neben dem schlecht vom Fleck gekommenen Jeff Gordon kurz hatte lupfen müssen.

Green-White-Checkered-Anlauf zwei: Harvick vs. Earnhardt Jr.

Ein zweiter Green-White-Checkered-Anlauf musste her und dieser sollte schließlich die Entscheidung bringen. Anders als Johnson zuvor entschied sich Earnhardt Jr. als Spitzenreiter für die Innenbahn, weil er auf dieser gute Erfahrungen gemacht hatte. "Junior" hatte Johnson direkt an seiner hinteren Stoßstange. Auf der Außenbahn startete Harvick aus Reihe eins mit Kenseth im Nacken.

Der Restart glückte und in Turn 3 lag Earnhardt Jr. noch immer vorn. Dann aber zog Harvick mit seinen frischeren Reifen in Sichtweite der Weißen Flagge auf der Außenbahn von Turn 4 unwiderstehlich nach vorn, legte die letzte Runde als Spitzenreiter zurück und brachte seinen zweiten Saisonsieg (nach Phoenix) schließlich nach Hause.

In der Victory Lane war die Erleichterung groß. "Ich muss meinem gesamten Team danken. Während der zurückliegenden Wochen mussten wir viele Rückschläge wegstecken, doch diese Truppe gibt nie auf", so das Harvick-Lob in Richtung seiner Stewart/Haas-Truppe rund um Crewchief Rodney Childers. Doch die zuletzt arg gebeutelte Crew musste auch diesmal zittern.


Green-White-Checkered-Finish in Darlington

In Runde 271 traf eine sich selbständig gemachte Bremsscheibe von Paul Menard (Childress-Chevrolet; 41.) ausgerechnet das Auto von Spitzenreiter Harvick. Glück im Unglück: Der Chevy SS mit der Startnummer 4 nahm dabei keinen nachhaltigen Schaden. Angesprochen auf die Verlängerung in zwei Akten entgegnete Harvick: "Ich habe ein Green-White-Checkered-Finish gebraucht. Ich hatte frische Reifen und wusste, dass ich im Vorteil bin, wenn es nochmals einen Restart geben würde."

"Junior" und Johnson trauern verpasster Gelegenheit nach

Als Zweiter knapp geschlagen: Dale Earnhardt Jr., der die Ziellinie mit einem Rückstand von 0,559 Sekunden auf Harvick kreuzte. Von der Art und Weise der Schlussattacke des Stewart/Haas-Piloten zeigte sich "Junior" überrascht: "Ich dachte, er würde mich auf der Innenbahn von Turn 4 angreifen. Stattdessen zog er außen herum an mir vorbei."

Auch Jimmie Johnson, der hinter seinem Hendrick-Teamkollegen letztlich Dritter wurde, trauerte einer verpassten Gelegenheit nach. In der Anfangsphase des Rennens, als die letzten Sonnenstrahlen über dem Darlington Raceway zu sehen waren, hatte der von Startplatz 26 kommende Champion große Mühe, seinen Hendrick-Chevrolet auf Kurs zu halten.

Sobald aber die Dunkelheit hereingebrochen war, erwachte der schwarze Chevy SS mit der Startnummer 48 zum Leben. In Runde 113 knackte Johnson erstmals die Top 10, in Runde 196 die Top 5, in Runde 358 übernahm er in der Boxengasse die Führung. Zum Sieg reichte es letztlich nicht ganz. "Am Funk wurde mir gesagt, dass die Außenbahn beim Restart die bessere sei. Leider hat es nicht funktioniert. Wäre es nach dem ersten Restart (vor der Green-White-Checkered-Verlängerung; Anm. d. Red.) unter Grün zu Ende gegangen, hätte uns wohl niemand aufhalten können", so Johnson.

Dale Earnhardt Jun., Kevin Harvick, Jimmie Johnson

Sieben Runde Zugabe: Die Hauptdarsteller Earnhardt Jr., Harvick und Johnson (vorn) Zoom

Kasey Kahne im vierten Hendrick-Chevy lag bei Halbzeit der Distanz "off-sequence" in Führung. Grund: Beim Stopp unter Gelb in Runde 125 hatte seine Crew den Tank nicht voll bekommen. So musste Kahne die folgende Phase der Green-Flag-Stops eröffnen. Mit frischen Reifen fuhr er sich schnell einen Vorsprung von fünf Sekunden heraus, während die Gegner, angeführt von Harvick, erst wieder Tempo aufnehmen mussten. In der zweiten Rennhälfte hatte Kahne dann aber mit Handlingsproblemen zu kämpfen. Diese führten 44 Runden vor Schluss zu einem heftigen Abflug und schließlich dazu, dass er sein Auto in die Garage schleppen musste. Platz 37 war die bittere Konsequenz.

Matt Kenseth war als Vierter schließlich bester Gibbs-Pilot im Ziel, weil Teamkollege Kyle Busch seine vier frischen Reifen nach einigen vorangegangenen Mauerkontakten und einem seinerseits entsprechend heiklen Handling nicht optimal nutzen konnte. Busch wurde hinter Greg Biffle (Roush-Ford; 5.) Sechster. Damit lag der zweite Gibbs-Pilot immer noch vor Jeff Gordon, dem nach - wieder einmal - mehreren misslungenen Restarts nur Platz sieben blieb. In der Gesamtwertung ist der Punktevorsprung von Spitzenreiter Gordon auf Verfolger Kenseth auf einen Zähler zusammengeschrumpft.

Rookies mit schwerem Stand

Nicht nur einige der Routiniers, sondern und vor allem auch die Rookies hatten in Darlington einen schweren Stand. Alex Bowman (BK-Toyota) war in Runde zehn der Erste, der für einen der berüchtigten Darlington-Stripes verantwortlich zeichnete. Es blieb allerdings bei einem harmlosen "Brush" der Mauer. Ganz anders in Runde 42, als es Bowmans Team- und Rookie-Kollegen Ryan Truex erwischte. Vor Turn 3 verabschiedete sich der rechte Vorderreifen am BK-Toyota. Der jüngere Bruder von Martin Truex Jr. krachte in die Mauer und löste damit die erste von insgesamt elf Gelbphasen im Southern 500 aus.

Noch vor Halbzeit der Distanz landeten zwei weitere Rookies nachhaltig in der Mauer: Michael Annett (Baldwin-Chevrolet) und Cole Whitt (Swan-Toyota). Bei Whitt war genau wie bei Truex ein Reifenschaden der Auslöser. Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet) streifte in Runde 247 die Mauer von Turn 4, konnte aber weiterfahren und war dank Platz acht nach 374 Runden unterm Strich der bestplatzierte der acht Rookies im Feld. Knapp geschlagen in der Wertung der Sprint-Cup-Neulinge: Austin Dillon (Childress-Chevrolet; 11.), der sich ein mit Lackaustausch ausgetragenes Privatduell mit A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet; 15.) geliefert hatte.

Kyle Larson, Denny Hamlin

Kyle Larson (hier neben Denny Hamlin) war als Achter bestplatzierter Rookie Zoom

Hinter dem Achtplatzierten Larson brachte Ex-Champion Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) nach einem äußerst dezenten Rennen nur dank der zwei Green-White-Checkered-Anläufe noch Platz neun nach Hause. Ryan Newman (Childress-Chevrolet) rundete die Top 10 ab. Danica Patrick im vierten Stewart/Haas-Chevy kam anders als Kurt Busch über die Distanz. Sie beendete das Rennen nach insgesamt elf Gelbphasen als 22. in der Führungsrunde. Mit Tempo glänzte sie im Rennverlauf allerdings nicht. Dies wird auch daran deutlich, dass Josh Wise im Ford Fusion der kleinen Mannschaft von Phil Parsons Racing im Ziel vor ihr lag.

In Runde 222 hatte Patrick eine Auseinandersetzung mit Aric Almirola, der seinen Petty-Ford unter Flutlicht nie wie gewünscht zum Laufen bekam und von Startplatz drei kommend schließlich nur 24. wurde. Für Teamkollege Marcos Ambrose reichte es immerhin zu Platz 14. Damit lag der Australier im Ziel vor den stark angefangenen, aber ebenso stark nachgelassenen Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet; 16.), Brad Keselowski (Penske-Ford; 17.) und Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 19.). Sie alle hatten unter Flutlicht mit Handlingsproblemen zu kämpfen, wobei Keselowski und Hamlin nachhaltig mit der Mauer Bekanntschaft machten.

Kommendes Wochenende gönnt sich der NASCAR-Zirkus eine Oster-Pause. Weiter geht es in zwei Wochen mit einem weiteren Nachtrennen: Dann wird auf dem 0,75-Meilen-Oval in Richmond gefahren.

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