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Johnson sicher: Erster Saisonsieg nur eine Frage der Zeit

NASCAR-Champion Jimmie Johnson lässt sich vom Umstand, nach acht Saisonläufen noch ohne Sieg dazustehen, nicht aus der Bahn werfen: Projekt "Se7en" läuft

(Motorsport-Total.com) - Nach acht Rennen der Sprint-Cup-Saison 2014 steht der sechsmalige und amtierende Champion Jimmie Johnson noch ohne Sieg da. Die Konkurrenz sollte sich aber nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Denn dass er auch in diesem Jahr das Zeug hat, in die Victory Lane einzubiegen, machte Johnson während der zurückliegenden Wochen mehrmals deutlich.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

"Six-Pack" Jimmie Johnson erlebt ein ungewohnt harziges erstes Saisonviertel Zoom

Seine unter dem Motto "Se7en" stehende Jagd auf Titel Nummer sieben begann Johnson mit den Plätzen fünf (Daytona), sechs (Phoenix) und nochmals sechs (Las Vegas). Beim vierten Saisonlauf in Bristol ließ sich "Six-Pack" dann 44 Führungsrunden gutschreiben, bevor ihn ein Reifenplatzer vorn rechts um alle Chancen brachte: Platz 19.

Eine Woche später in Fontana holte sich Johnson die meisten Führungsrunden aller Fahrer und hatte den Sieg sechs Runden vor Schluss dank einer komfortablen Führung zum Greifen nah. Doch dann flog ihm der linke Vorderreifen um die Ohren: Platz 24.

Pechsträhne verhindert frühen ersten Saisonsieg

Wiederum eine Woche später wurde in Martinsville gefahren. In seinem "Wohnzimmer" schien Johnson auf dem Weg zu seinem neunten Triumph, verbrachte wie schon in Fontana die meisten Runden aller Fahrer auf Platz eins, doch dann wurde er zehn Umläufe vor der Karierten Flagge vom besser ausbalancierten Stewart/Haas-Chevy von Kurt Busch überrascht. "Outlaw" Busch griff sich seinen ersten Saisonsieg, Johnson schaute als Zweiter abermals in die Röhre.

Eine weitere Woche später in Fort Worth wurde Johnson bereits in der Frühphase des Rennes aller Chancen beraubt. Weil sich Hendrick-Teamkollege Dale Earnhardt Jr. unmittelbar vor ihm verschätzte und das vom vorangegangenen Regen noch nasse Infield-Gras zu stark "cuttete", trafen einige der aufgewirbelten Schlammbrocken die Windschutzscheibe von Johnson. Auch der Frontsplitter seines Chevy SS nahm erheblichen Schaden: Platz 25.

Jimmie Johnson

Die gebrochene Windschutzscheibe als Sinnbild der Johnson-Pechsträhne 2014 Zoom

Am vergangenen Wochenende in Darlington stand Johnson wie schon in Fontana und Martinsville kurz vor seinem ersten Saisonsieg. Dieser schien bereits außer Reichweite zu liegen, doch dann gab es kurz vor dem geplanten Rennende noch einmal Gelb. Johnsons Crewchief Chad Knaus entschied für nur zwei frische Reifen und brachte seinen Schützling damit in Führung.

Weil das Rennen aber statt über die reguläre Distanz erst nach zwei Green-White-Checkered-Anläufen entschieden wurde, musste sich Johnson nach mäßigem letzten Restart noch dem rundum frisch bereiften Kevin Harvick geschlagen geben. Earnhardt Jr. fand ebenfalls noch den Weg an Johnson vorbei: Platz drei.

Alles nur eine Frage der Zeit

Trotz oder gerade aufgrund der Pechsträhne bei den ersten Rennen dieses Jahres: Es besteht nur wenig Zweifel daran, dass Johnson im weiteren Saisonverlauf gewinnen wird. Im Rahmen einer Umfrage von 'Motorsport-Total.com', die nach dem STP 500 in Martinsville geschaltet wurde, wurden 49 Prozent von insgesamt 335 Stimmen für einen Johnson-Sieg im April abgegeben. Für diese Variante bleibt ihm jetzt nun nur noch das Rennen in Richmond (26. April).

25 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen für Mai (Talladega, Kansas City oder Charlotte) mit dem ersten Saisonsieg von "Six-Pack". 13 Prozent sehen diesen erst später kommen. Ebenfalls 13 Prozent gehen sogar davon aus, dass Johnson in diesem Jahr seine erste sieglose Saison erleben wird.

Johnson selbst will von einer sieglosen Saison freilich nichts wissen: "Ich habe in meiner Karriere schon so manche Herausforderung gemeistert. Eine Sache, die mir immer wichtig ist, ist ein schnelles Auto, mit dem man die Top 5 knacken kann. Wenn man konstant in den Top 5 mitfährt, dann kommt früher oder später die Chance, Rennen zu gewinnen."


Fotostrecke: #se7en: Jimmie Johnsons NASCAR-Karriere

"Daran glaube ich ganz fest, denn diese Einstellung hat uns schon viele Siege eingebracht", so Johnson in Anspielung auf seine eigenen Bemühungen und die seines Crewchiefs. 64 seiner 66 Sprint-Cup-Siege fuhr der Kalifornier mit Chad Knaus ein. Die übrigen zwei gelangen ihm mit Interims-Crewchief Darian Grubb, als Knaus zu Beginn der Saison 2006 aufgrund einer etwas zu optimistischen Auslegung des technischen Reglements gesperrt war.

Damals wurde auf Anweisung von Knaus das hintere Seitenfenster von Johnsons Chevy Monte Carlo SS "verfeinert", um die Aerodynamik zu verbessern. Die NASCAR-Regelhüter bekamen Wind davon, sperrten Knaus für sechs Wochen und sorgten so dafür, dass dieser den ersten Daytona-500-Sieg von Johnson vor dem Fernseher erlebte...

Logano: "Will auch einmal sechs Titel haben"

Bei den zehn Chase-Teilnahmen Johnsons war Knaus freilich immer mit dabei. Sechsmal ging das kongeniale Duo als Triumphator daraus hervor, davon fünfmal in Folge (2006 bis 2010). "Wenn einer sechs Titel gewinnen kann, dann hat er etwas richtig gemacht", findet Penske-Pilot Joey Logano im Hinblick auf Johnson und steht mit dieser Auffassung alles andere als allein da.

"Ich würde zu gerne wissen, was es genau ist. Wir können gegen ihn antreten und wir können ihn auch ab und zu schlagen", philosophiert Logano. Ein dauerhaftes Rezept hat die Johnson-Konkurrenz aber noch nicht gefunden. Dies wird daran deutlich, dass der Hendrick-Pilot nach einer zweijährigen "Durststrecke" ohne Titelgewinn (2011 und 2012) im vergangenen Jahr erneut zum großen Schlag ausholte und sich zusammen mit Knaus Sprint-Cup-Titel Nummer sechs an die Fahnen heftete.

Jimmie Johnson, Joey Logano

Logano nimmt sich Johnsons sechs Titel zum Vorbild, der aber denkt bereits weiter Zoom

Logano jedenfalls, der seit seinem Wechsel ins Team von Roger Penske bessere und konstantere Leistungen zeigt als in seinen vier Jahren bei Joe Gibbs Racing (2009 bis 2012), will nicht lockerlassen. "Klar beobachte ich ihn sehr genau", spricht der 23-Jährige noch einmal auf NASCAR-Platzhirsch Johnson an und fügt hinzu: "Ich will herausfinden, was im Auto und um das Auto herum passiert, sodass man sechs Titel gewinnen kann. Schließlich will ich auch einmal sechs Titel haben."

Derweil ist Johnsons nächstes Ziel noch immer das, was es vor Saisonbeginn gewesen ist: Nach Titeln mit den beiden siebenmaligen NASCAR-Champions Richard Petty und Dale Earnhardt gleichzuziehen. "Ich kann bis jetzt keinen Druck verspüren", spricht der 38-jährige Hendrick-Pilot auf die Tatsache an, dass er in der laufenden Saison noch sieglos ist.

"Vielleicht bin ich naiv oder dumm oder irgendetwas anderes, aber im Verlauf einer Saison kann so viel passieren. Ich finde, wir standen in diesem Jahr schon ein paar Mal kurz vor einem Sieg und ich habe das Gefühl, dass ein solcher bald kommen wird", so Johnson. Das Projekt "Se7en" ist in vollem Gange.