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  • 05.08.2012 22:59

  • von Pete Fink

Glückspilz Jeff Gordon siegt im Pocono-Chaos

Jeff Gordon gewinnt ein kurioses Pocono-Rennen und macht sich damit Hoffnungen auf den Chase - Kasey Kahne mit Plattfuß Zweiter, Jimmie Johnson crasht

(Motorsport-Total.com) - Pocono wieder einmal kurios: Regen, über 90 Minuten Verspätung, dann mit Kyle Busch (33.) und Tabellenführer Dale Earnhardt Jr. (32.) zwei NASCAR-Promis mit technischen Defekten, ein erneut dominierender Jimmie Johnson und urplötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Johnson begeht beim Restart in Runde 91 einen seiner seltenen Fahrfehler und nimmt Matt Kenseth, Greg Biffle und Brad Keselowski mit aus der Partie.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon arbeitet sich von Startplatz 27 auf 1 - und steht plötzlich im Chase!

So kann Saison-Dauerpechvogel Jeff Gordon Platz eins abstauben und weil wenige Minuten später erneut ein heftiges Gewitter über das 2,5 Meilen-Oval in den Wäldern von Pennsylvania niedergeht, gibt es tatsächlich den ersten Saisonsieg für den Hendrick-Piloten. Ebenso überraschend Zweiter wird sein Teamkollege Kasey Kahne, der zu diesem Zeitpunkt mit einem Plattfuß hinter dem Pace-Car herrollt!

"Es stimmt doch: Wunder geschehen", jubelte Jeff Gordon in der improvisierten und überdachten Victory Lane, nachdem das draußen tobende Unwetter eine Siegerehrung unter freiem Himmel unmöglich machte. "Das ist genau der Turbo, den wir gebraucht haben. Wir sind noch nicht aus dem Rennen." Damit meinte der frischgebackene 41-Jährige natürlich den Kampf um eine der beiden Wild-Cards, die nun wieder in greifbare Nähe gerückt sind.


Fotos: NASCAR in Pocono


"Wir haben nie aufgegeben, auch wenn in dieser Saison so viel schief gelaufen ist. Ich kann noch nicht ganz glauben, was da heute passiert ist. Aber das macht einiges Negative wieder gut und wir haben das auch verdient." Wie knapp es im Wild-Card-Kampf zu geht, verdeutlicht die Gesamtwertung: Jeff Gordon und Ryan Newman haben derzeit 611 Punkte, beide einen Sieg und jeweils einen vierten Rang. Aber Gordon hat zwei fünfte Plätze auf seinem Konto, Newman nur einen. Ergo: Der Hendrick-Pilot steht aktuell im Chase 2012!

Kurioses Finish für Kahne

Die zweite Wild-Card hat nach wie vor Kasey Kahne inne, der ebenfalls kuriose 98 Rennrunden erlebte. Kurz nachdem Earnhardt mit einem Getriebedefekt ausgeschieden war, monierte auch Kahne Probleme mit der Schaltung. Zudem fuhr er bei einem Boxenstopp ("Mein Fehler") über einen Luftschlauch der Schlagschrauber und verlor dabei einige Positionen.

Tony Stewart

Pocono stand am Sonntagabend gleich zweimal unter Wasser Zoom

Doch beim letztlich entscheidenden Restart in Runde 91 hatte sich der Hendrick-Neuzugang wieder in Schlagdistanz gebracht. Das Kuddelmuddel um Johnson, Kenseth, Biffle und Keselowski tat sein übriges: Hinter Jeff Gordon bugsierte sich der Hendrick-Chevy mit der Startnummer 5 auf Rang zwei. Doch offenbar fuhr Kahne über ein Fahrzeugteil aus der Massenkarambolage und zerstörte sich dabei einen Reifen.

Als das Feld dann aufgrund der Aufräumarbeiten hinter dem Pace-Car rollte, wies ihn sein Crewchief Kenny Francis an, auf der Strecke zu bleiben, denn das zweite Pocono-Gewitter stand unmittelbar bevor. Genauso kam es auch: Nach Runde 98 wurde abgebrochen, Kahne hielt seinen zweiten Platz mit einem Plattfuß fest und steht aufgrund seiner zwei Saisonsiege von Charlotte und Loudon derzeit als erster Wild-Card-Pilot im Chase.

"Der gute Restart am Ende hat uns diese Position beschert", analysierte Kahne. "Vorher habe ich viele Positionen hergeschenkt, aber mit diesen guten Hendrick-Autos kannst du so etwas wieder gutmachen." Ein Doppelsieg also für das Gespann der Startnummern 24 und 5, während die zweite Hendrick-Garage der 48 und 88 einen rabenschwarzen Pocono-Sonntag erwischte.

Regen droht: Viele Strategien

Nachdem Polesitter Juan Pablo Montoya (20; "Das Auto ist im Renntrimm lange nicht so gut wie im Qualifying-Setup") nach einigen Führungsrunden erwartungsgemäß zurück gefallen war, übernahm kurzzeitig Denny Hamlin im Gibbs-Toyota das Kommando. Doch Hamlin monierte später starkes Übersteuern und fiel ebenfalls aus den Top 10 heraus. Im "Big One" am Ende wurde er von Kenseth torpediert und landete schlussendlich nur auf Rang 29.

Juan Pablo Montoya

Ein seltenes Bild: Juan Pablo Montoya führt die Sprint-Cup-Meute an Zoom

Derweil hatte vorne an der Spitze Earnhardt Platz eins erobert. Als Kyle Busch nach einem Bremsdefekt in Runde 19 mit seinem Gibbs-Toyota in der Mauer landete, blieben Keselowski, Mark Martin und Jamie McMurray auf der Strecke. Für Penske-Pilot Keselowski sollte sich dieses bewusste "Off-Sequence-Gehen" auszahlen, denn er rollte mit fast trockenem Tank am Ende auf Rang vier ins Ziel.

So kam es, dass Keselowski mit seiner Strategie immer wieder ein paar Führungsrunden drehte. Johnson war inzwischen an Earnhardt vorbeigezogen und bestimmte den Rennrhythmus klar. Für Earnhardt war hingegen in Runde 50 Schluss, als sich der dritte und vierte Gang verabschiedeten. "Es gab keine Vorwarnung, wir haben das Getriebe noch vor der Qualifikation gewechselt", sagte "Junior". Dies war in Pocono, wo ausnahmsweise geschalten wird, von NASCAR für alle Teams erlaubt worden.

Hinter Leader Johnson hatten sich nun das Roush-Duo Kenseth und Biffle, sowie Kahne eingenistet. Auch Carl Edwards im dritten Roush-Ford machte sich genauso auf den Vormarsch wie das Stewart/Haas-Duo Ryan Newman und Tony Stewart. Doch am meisten Boden machte wieder einmal Jeff Gordon gut, der nach einem suboptimalen Qualifying nur von Platz 27 gestartet war.

Jeff Gordon stürmt durch das Feld - Johnson crasht

In Runde 30 lag Gordon auf Rang 15, in Runde 60 tauchte er als Achter in den Top 10 auf. Strategiebereingt (wegen Keselowski und Mark Martin) bedeutete dies eigentlich sogar den sechsten Platz. Dann wurde es ein Wettlauf gegen das nahende Gewitter. In Runde 80 war die Halbzeitmarke passiert und Johnson stürmte an der Spitze einem weiteren Saisonsieg entgegen. Es war klar, dass es ein weiteres Unwetter geben würde, offen blieb nur, wann es soweit sein sollte.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson dominierte in Pocono und warf den Sieg am Ende weg Zoom

Keselowski riskierte nun alles und fuhr hinter Johnson und Kenseth, aber vor Biffle seinen Tank als Dritter fast trocken, als Kurt Busch seinen Phoenix-Chevy nach einem Reifenplatzer in Runde 86 in die Mauer setzte. Die dunklen Wolken sorgten dafür, dass mit Ausnahme von Mark Martin (12.) alle auf der Strecke blieben. Dann folgte der turbulente Restart, der das Renngeschehen komplett auf den Kopf stellte.

Johnson beschleunigte innen, Kenseth hielt auf der Außenbahn dagegen. In Turn 1 verlor der fünffache NASCAR-Champion seine Startnummer 48 innen ganz leicht aus der Kontrolle und berührte Kenseth. Der drehte sich, dahinter mussten Keselowski und Biffle all ihre Fähigkeiten aufbieten, um dem plötzlich querstehenden Duo Johnson/Kenseth irgendwie auszuweichen. Keselowski kam ungeschoren davon, Biffle streifte leicht die Außenmauer.

Vier Piloten durch acht Punkte getrennt

Das reichte für Jeff Gordon, Kasey Kahne und auch Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 3.), um innen durchzuschlüpfen. Johnson und Biffle wurden auf die Positionen 14 und 15 gesetzt, Kenseth schleppte sich nach dem Hamlin-Treffer auf Platz 23 ins Ziel. Und weil damit alle direkten "Junior"-Verfolger mit einem Schlag auf der Strecke blieben, heißt der alte und neue Sprint-Cup-Tabellenführer nach wie vor Earnhardt. Allerdings hauchdünn, denn die ersten Vier sind nur noch durch acht Pünktchen getrennt!

Das Stewart/Haas-Doppel Tony Stewart und Ryan Newman holte sich auf dem - im wahrsten Sinne des Wortes - "Tricky-Triangle" die Plätze fünf und sechs, Carl Edwards wurde achtbarer Siebter vor Clint Bowyer im Waltrip-Toyota (8.). Auch Regan Smith (Furniture-Row-Chevy; 9.) und Marcos Ambrose im Petty-Ford (10.) holten sich im Pocono-Regenpoker zwei respektable Top-10-Ergebnisse.


Das chaotische Finale von Pocono

Kommende Woche steht in Watkins Glen das zweite und letzte Rundkursrennen der Saison 2012 an. Dann wird sich der Kampf um die Chase-Plätze weiter zuspitzen, denn es nun sind es nur noch fünf Sprint-Cup-Events, bis im September in Richmond die Playoff-Entscheidung fällt. Und wer hätte wohl gedacht, dass Pocono-Glückspilz Jeff Gordon dabei tatsächlich noch ein gewaltiges Wörtchen mitsprechen kann?

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