Charlotte: Kahne cruist zum ersten Hendrick-Sieg

Kasey Kahne fährt beim 300. Sprint-Cup-Start zu seinem ersten Sieg für Hendrick Motorsports und bringt seine persönliche Saison damit auf Kurs

(Motorsport-Total.com) - "Yes he Kahne!" - Kasey Kahne bewies im längsten Sprint-Cup-Rennen der Saison, dass er das Siegen nicht verlernt hat. Nach einem bisher äußerst durchwachsenen ersten Saisondrittel in Diensten seines neuen Arbeitgebers Rick Hendrick kam für den 32-Jährigen aus dem US-Bundesstaat Washington beim Coca-Cola 600 in Charlotte alles zusammen: Der erste Saisonsieg war der verdiente Lohn.

Titel-Bild zur News: Kasey Kahne

Kasey Kahne feierte beim 300. Sprint-Cup-Start seinen 13. Sieg

Besonders passend: Kahne schaffte seinen Premierentriumph unter Teamchef Rick Hendrick ausgerechnet beim 300. Sprint-Cup-Start seiner Karriere. In der zweiten Hälfte des von nur fünf Gelbphasen unterbrochenen schnellsten Coca-Cola 600 aller Zeiten gab es für den "Kasey-Kahne-Train" kein Halten. Der diesmal in Grün gehaltene Hendrick-Chevy mit der Startnummer 5 erwies sich als wahre Rakete. "Das fühlt sich richtig gut an", freute sich Kahne in der Victory Lane und gestand: "Es ist schon etwas Besonderes für Rick Hendrick zu fahren."

Für den Teamchef war es nach dem 200. Jubiläumssieg durch Jimmie Johnson vor zwei Wochen in Darlington und dessen Allstar-Triumph vor Wochenfrist bereits der dritte Sieg hintereinander. Kahne hat mit seiner sechsten Top-10-Platzierung in Folge seinen persönlichen Turnaround in der Saison 2012 nun endgültig geschafft.

Den Ausschlag für den Sieg des Hendrick-Piloten gab der vorletzte Boxenstopp 80 Runden vor Schluss, beim dem Kahne zwei neue Reifen aufziehen ließ und beim anschließenden Restart die zu diesem Zeitpunkt mit alten Reifen in Führung liegenden Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) überrumpelte. Für den im Winter von Team Red Bull zu Hendrick Motorsports gewechselten Piloten war es der insgesamt vierte Sieg auf dem 1,5-Meilen-Oval in Charlotte.


Schlussphase im Coca-Cola 600

Denny Hamlin, der im Zuge der letzten Gelbphase 80 Runden vor Schluss anders als Kahne nicht in die Boxengasse abgebogen war, musste sich letztlich mit Platz zwei zufrieden gaben. "Das ist ein positives Ergebnis, aber uns fehlt überall noch ein bisschen. Als ich am Schluss hinter ihm lag, waren meine Reifen am Ende", so die Analyse des Gibbs-Piloten nach dem Rennen. Teamkollege Kyle Busch, der speziell in der Anfangsphase einen starken Eindruck hinterlassen hatte, kam unmittelbar hinter Hamlin als Dritter ins Ziel.

Greg Biffle nach dominanter Anfangsphase nur Vierter

Auch Roush-Pilot Greg Biffle, der bei Tageslicht klar das schnellste Auto im Feld hatte und sich mit 204 Umläufen auf Platz eins überlegen die meisten Führungsrunden abholte, hatte in der Schlussphase kein Mittel gegen Kahne. "Nach dem vorletzten Stopp konnten wir unsere verlorene Track-Position nicht mehr zurückgewinnen. Kasey wurde stärker, je dunkler es wurde. Wir hingegen bekamen zunehmend Probleme. Mit zwei neuen Reifen funktionierte unser Auto überhaupt nicht", so Biffle, der seine Tabellenführung mit Platz vier dennoch ausbauen konnte.

Greg Biffle

Der Roush-Ford von Greg Biffle war nur bei Tageslicht überlegen Zoom

Brad Keselowski kam nach 400 Runden als Fünfter ins Ziel. Der Penske-Pilot hatte sich im Zuge der ersten Gelbphase eine Drive-Through-Penalty für zu schnelles Fahren in der Boxengasse eingefangen und war ans Ende der Führungsrunde zurückgefallen. Nach einer beherzten Aufholjagd war er in der Schlussphase dann wieder zur Stelle, konnte aber genau wie Hamlin, Busch und Biffle nichts gegen den Führenden Kahne unternehmen.

Dessen Hendrick-Teamkollege Dale Earnhardt Jr. blieb 80 Runden vor Schluss genau wie Hamlin auf der Strecke und fand sich dadurch kurzzeitig an der Spitze des Feldes wieder. Unterm Strich reichte es für "Junior" zu Rang sechs vor Jeff Gordon in einem weiteren Chevy von Hendrick Motorsports. Der in dieser Saison vom Pech verfolgte vierfache NASCAR-Champion sah mit Platz sieben nach zuletzt vier Ergebnissen außerhalb der Top 20 endlich wieder einmal in den vorderen Regionen die Zielflagge.

Jimmie Johnsons Crew wirft Top-3-Platzierung weg

Dort hätte auch Jimmie Johnson (11.) - Sieger des Allstar-Rennens vom vergangenen Wochenende - ohne große Mühe einlaufen können. Ein verpatzter letzter Boxenstopp, bei dem Johnson seinen Gasman mitschleifte und sich damit eine Stop-and-Go-Penalty einfing, verhinderte dies jedoch. "Solche Dinge passieren. Die vergangenen zwei Wochen hätten nicht besser laufen können. Heute haben wir eine Top-3-Platzierung verschenkt. Das ist bitter, aber da kann man nichts machen", kommentierte "Five Time" mit Blick auf das dritte Malheur der 48er-Crew in der Boxengasse in dieser Saison.

Jimmie Johnson, Chad Knaus

Jimmie Johnson/Chad Knaus hatten nach zwei Siegen diesmal nichts zu lachen Zoom

Hinter Vorjahressieger Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 8.) kam das Roush-Duo Carl Edwards und Matt Kenseth am unteren Ende der Top 10 ins Ziel. Edwards (9.) musste in der ersten Rennhälfte mit heftigen Vibrationen an seinem Ford die Box aufsuchen. Der unplanmäßige Stopp unter Grün warf den Vizemeister des vergangenen Jahres kurzfristig aus der Führungsrunde. Auch Kenseth (10.) musste im Verlauf der 600 Meilen einen ungeplanten Halt unter Renntempo einlegen. Genau wie bei Edwards zuvor war ein nicht richtig sitzendes Hinterrad der Grund.

Indy-Triumphator Chip Ganassi in Charlotte ohne Fortune

Die Earnhardt/Ganassi-Piloten Juan Pablo Montoya (20.) und Jamie McMurray (21.) konnten mit dem Ganassi-Doppelsieg beim Indy 500 wenige Stunden zuvor nicht ganz Schritt halten. Montoya wurde aufgrund eines losen Hinterrads aus der Führungsrunde geworfen. McMurray fing sich im Verlauf des Rennens eine Schwarze Flagge ein, da er der Aufforderung, aufgrund einer losen Radmutter bei seiner Crew vorbeizuschauen, nicht nachgekommen war.

Auch NASCAR-Champion Tony Stewart (25.) verlor bereits früh im Rennen eine Runde. Mit Hilfe einer glücklich fallenden Gelbphase holte sich der Stewart/Haas-Boss diese zwar wieder zurück, in Runde 265 wurde "Smoke" aber durch eine Kollision mit Brad Keselowski in der Boxengasse abermals zurückgeworfen. Danica Patrick beendete ihren dritten Auftritt in Diensten von Stewart/Haas Racing nach einem dezenten Rennen mit fünf Runden Rückstand auf Position 30.

Die beiden aus der ersten Reihe gestarteten Petty-Piloten Aric Almirola (16.) und Marcos Ambrose (32.) hatten im Rennen ebenfalls wenig zu lachen. Nachdem sie sich in der Anfangsphase an der Spitze abgewechselt hatten, fielen sie mit zunehmender Renndauer sukzessive zurück. Ein Mauerkontakt in Runde 217 beendete die Hoffnungen von Ambrose endgültig. Auslöser war eine defekte Radnabe. Der gleiche Defekt brachte auch Penske-Pilot A.J. Allmendinger um eine bessere Platzierung als Rang 33.


Fotos: NASCAR in Charlotte


Am kommenden Wochenende wartet mit der "Monster Mile" in Dover eine völlig andere Herausforderung. Auf dem betonierten Ein-Meilen-Oval mit 24 Grad Banking ist Nahkampf-Action mit dem einen oder anderen Lackaustausch vorprogrammiert.