• 22.04.2012 22:12

  • von Pete Fink

Toyota-Triumph: Hamlin kämpft Truex nieder

Denny Hamlin gewinnt einen spannenden Zweikampf gegen Martin Truex Jr. und holt sich in Kansas seinen zweiten Saisonsieg - Greg Biffle verteidigt Tabellenführung

(Motorsport-Total.com) - Manchmal kommt eben alles ganz anders. Diese Lektion musste am Sonntagabend Martin Truex Jr. lernen, der in seinem Waktrip-Toyota nicht weniger als 173 der 267 Runden führte - und am Ende doch nur Zweiter wurde. Denny Hamlin zeigte beim STP 400 auf dem Kansas Speedway in seinem Gibbs-Toyota einen fantastischen Endspurt, und konnte Pechvogel Truex in einem spannenden Zweikampf tatsächlich noch niederringen.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Denny Hamlin feiert seinen zweiten Saisonsieg standesgemäß

Dabei schien Truex das achte Sprint-Cup-Saisonrennen 2012 eigentlich komplett im Griff zu haben und spielte sich über weite Strecken der 400 Meilen Renndistanz förmlich mit der Konkurrenz. Doch beim vierten und letzten Stopp unter Grüner Flagge kam Hamlin eine Runde früher zum Service und konnte dadurch auf seinen Toyota-Markenkollegen aufschließen.

Der erwischte keinen guten Satz Goodyear-Reifen, was seinem Camry mit der Startnummer 56 gar nicht gut bekam: Truex kämpfte fortan mit Übersteuern, der wie auf Schienen seine Bahn ziehende Hamlin kannte keine Gnade und zog in Runde 236 vorbei in Front. Doch Truex wehrte sich mit aller Macht. Seit dem Juni-Rennen von Dover 2007 wartet der 31-Jährige aus New Jersey nun schon auf seinen zweiten Sprint-Cup-Sieg und machte sich auf die Verfolgungsjagd.

Sein Waltrip-Toyota hatte sich nach einigen Runden wieder gefangen und so konnte Truex den zwischenzeitlichen Vorsprung Hamlins, der rund eine Sekunde betrug, wieder halbieren. Drei Runden vor dem Ende folgte dann ein wahres Verzweiflungsmanöver, als Truex seine 56 mit großem Geschwindigkeitsüberschuss in Kurve 3 hineinzwang und sich tatsächlich fast neben den ganz außen fahrenden Hamlin setzte.

Sieger Hamlin zeigt Mitgefühl

Doch am Kurvenausgang von Turn 4 musste er die Rechnung dafür bezahlen: Der blau-gelbe Toyota kam quer, Hamlin hatte wieder einige Wagenlängen Vorsprung. Truex gab jedoch immer noch nicht auf: In der letzten Runde wiederholte er sein Manöver - mit einem ähnlichen Ergebnis. Hamlin ließ sich nicht beirren, Truex musste sich hinter der schwarzen 11 einordnen. Damit war die Entscheidung gefallen.

Martin Truex Jun.

Das klassische Kansas-Bild: Martin Truex Jr. donnert vorne weg Zoom

"Martin hat wirklich alles gegeben", lautete die Anerkennung des Siegers. "Ich kann mir gut vorstellen, wie enttäuscht er jetzt sein muss." Und Hamlin wusste auch, bei wem er sich zu bedanken hatte: "Es war eine tolle Entscheidung meines Crewchiefs Darian Grubb, mich eine Runde früher hereinzuholen. Meine Jungs an der Box haben superschnell gearbeitet."

Auch Truex musste dies anerkennen: "Ich weiß nicht warum, aber der letzte Satz Reifen war viel schlechter als alle anderen zuvor", sagte der Waltrip-Pilot. "Das hat mich die Führung gekostet und danach war es ganz einfach superschwer, sich wieder an die Spitze nach vorne zu arbeiten." Sein Trost: Mit diesem zweiten Platz übernahm er nun auch in der Gesamtwertung Rang zwei, Sieger Hamlin ist Fünfter.

Rang drei ging an Jimmie Johnson, der seinem Chef Rick Hendrick damit erneut nicht dessen Sprint-Cup-Sieg Nummer 200 schenken konnte. Auch Johnson sah zwischenzeitlich wie ein Truex-Konkurrent aus, ging in der dritten und letzten Gelbphase (Runde 187) aber an die Box, um sich vier frische Reifen aufziehen zu lassen. Truex und Hamlin taten dies nicht. Johnson wurde von P2 auf P11 zurückgeworfen.

Keine Chance für Johnson und Kenseth

"Wir mussten ganz einfach etwas anderes machen", verteidigte Johnson die Strategie seines Crewchiefs Chad Knaus. "Unser Auto war gut, aber die 56 war zu schnell für uns. Ich hätte sie auf der Strecke nicht überholen können." Als sich Johnson wieder zurückgekämpft hatte, war das Toyota-Duo vorne enteilt. Am Ende fehlten dem Kalifornier über drei Sekunden zum Sieg.

Denny Hamlin

Die Vorentscheidung: Denny Hamlin eine Runde früher an der Box als Truex Zoom

Ganz ähnlich klang der viertplatzierte Matt Kenseth. "Es war ein guter Tag, aber es hat ganz einfach nicht gereicht, um mit Martin und Denny mithalten zu können", sagte Kenseth. Hinter ihm kam sein Roush-Teamkollege Greg Biffle als Fünfter ins Ziel und verteidigte damit locker seine Tabellenführung. Ford-Pilot Biffle hat nun 15 Punkte Vorsprung vor Truex.

Sechster wurde Kevin Harvick als bester Childress-Pilot, dem in Kansas nur ein einziges Malheur unterlief: Harvick zögerte seinen zweiten Green-Flag-Stopp in Runde 88 zu lange hinaus, weshalb er mit trockenem Tank an die Box rollte. Dies warf ihn zwischenzeitlich ebenso aus den Top 10 hinaus wie Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 8.). Kahne lag bei seinem Missgeschick hinter Truex und Harvick auf Rang drei.

Position sieben ging an einen erneut grundsolide fahrenden Dale Earnhardt Jr. Damit brachte Hendrick Motorsports drei seiner vier Chevys in die Top 10. Lediglich Jeff Gordon (21.) erwischte es mit Motorenproblemen. Gleiches gilt unter anderem für Polesetter A.J. Allmendinger (Penske-Dodge), der nach 44 frühen Führungsrunden am Ende enttäuschter 32. wurde.

Viele Motorenprobleme

Mindestens genauso enttäuscht war Kansas-Lokalmatador Clint Bowyer (36.), der seinen Waltrip-Toyota ebenfalls mit Motorenproblemen abstellen musste. Gleiches gilt für seinen Teamkollegen Mark Martin (33.), der damit ein Top-10-Resultat verlor. So konnten Carl Edwards (Roush-Ford; 9.) und Kyle Busch (10.) die Top 10 abrunden.

In einem ansonsten erneut ruhigen Sprint-Cup-Rennen gab es insgesamt nur drei Gelbphasen. Eine davon löste Juan Pablo Montoya nach einem leichten Mauerkuss aus. Sein Earnhardt/Ganassi-Chevrolet trug aber keine größeren Schäden davon, was dem Kolumbianer am Ende noch Platz 12 bescherte, einen Rang vor dem extrem unauffällig fahrenden NASCAR-Champion Tony Stewart.


Kansas-Finale: Hamlin gegen Truex

Stewart ist damit nicht mehr alleiniger Doppelsieger der Saison 2012, denn Hamlins 19. Sprint-Cup-Erfolg war nach Phoenix dessen zweiter Saisonsieg. Ex-Stewart-Crewchief Darian Grubb hat also auch das Hamlin-Team schnell auf Vordermann bringen können. Und wer weiß: Vielleicht folgt bei Gibbs-Toyota ja schon in einer Woche der dritte Streich.

Denn dann geht es auf den 0,75 Meilen langen Short-Track von Richmond im US-Bundesstaat Virginia. Dies ist neben Martinsville die zweite Heimstrecke Hamlins, der dort zwei der letzten sechs Rennen für sich entscheiden konnte. Noch erfolgreicher in dieser Zeitspanne war nur Kyle Busch mit drei Richmond-Siegen. Und auch der jüngere Busch-Bruder fährt bekanntlich einen Gibbs-Toyota ...