• 25.02.2012 18:17

  • von Pete Fink

Piquet und sein NASCAR-Plan

Nichts überstürzen, die Sache von Grund auf lernen und dann bestens vorbereitet in die Top-Liga: Nelson Piquet Jr. fährt eine klare NASCAR-Strategie

(Motorsport-Total.com) - Erst vor zwei Monaten hat er die allerletzten Brücken ins alte Europa abgebrochen und sein Appartement in Monaco verkauft. Jetzt lebt er quasi als Dauerpendler zwischen Miami und Charlotte. "Ich vermisse Europa schon", sagt Nelson Piquet Jr. im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Aber ganz ehrlich: Hier ist es auch sehr schön."

Titel-Bild zur News: Nelson Piquet Jun.

Daytona:am Freitag: Nelson Piquet Jun. (30) führt im Truck-Rennen

Es gibt keinen Zweifel: Der 26-Jährige hat einen konkreten Plan. Er will als erster Brasilianer die NASCAR erobern. Im Gegensatz zu vielen seiner Landsleute sind die IndyCars nicht sein Ziel. "Ich glaube, dort gibt es schon genug Brasilianer", lacht Piquet angesichts von großen Namen wie Helio Castroneves, Tony Kanaan oder - vielleicht - Rubens Barrichello. Auch die Formel 1 verfolgt er "nur noch im Fernsehen."

Sein Fokus liegt zu 100 Prozent auf der NASCAR und er lässt es mit der nötigen Ruhe angehen. "Viele Formelpiloten machen den Fehler, hierher zu kommen und sofort im Sprint-Cup fahren zu wollen", sinniert Piquet. "So wie es vor ein paar Jahren Dario Franchitti gemacht hat und scheiterte. So etwas ist schlicht und ergreifend unmöglich."


Fotos: NASCAR: Daytona 500


Über Montoya und Räikkönen

Anstelle dessen besorgt er sich eine echte NASCAR-Grundausbildung in der Serie, die die meisten Superstars in jungem Alter durchlaufen haben: Den Trucks, also der dritten NASCAR-Liga. Erst wenn er dort das Oval-Handwerk im Schlaf beherrscht, will er seinen Aufstieg fortsetzen. "Das wäre ja dasselbe, wie wenn ein Cup-Pilot in die Formel 1 wechseln würde. Er wäre in diesem Fall auch gut beraten, sich erst einmal über die Formel 3 und die GP2-Serie hoch zu arbeiten."

Nelson Piquet Jun.

Nelson Piquet Jr. will sich in der NASCAR etablieren - in aller Ruhe Zoom

Viele Formel-Piloten sind bereits gescheitert und daher ist Piquet überzeugt: "Du kannst nicht einfach aus einem NASCAR aussteigen und in der Formel 1 fahren - und umgekehrt." Er weiß: "Der einzige Formel-1-Fahrer, der hier einigermaßen erfolgreich ist, ist Juan Pablo Montoya. Und er hat eine sehr enge Verbindung zu seinem Team. Nun ist Ganassi ganz sicher nicht das Topteam der NASCAR, denn einem Jamie McMurray geht es ja genauso. Und dann muss man sich nur vor Augen führen, dass Juan zu seiner Zeit einer der besten fünf Formel-1-Piloten war."

Der letzte Formel-1-Superstar, der sich in der NASCAR versuchte und schnell wieder die Heimreise antrat, war Kimi Räikkönen. "Kimi kam vergangenes Jahr in die Truck-Serie und hat überhaupt kein Land gesehen", erinnert sich Piquet an den Mai 2011. Wobei Räikkönen eine Ausnahme darstellt, denn der Finne hätte gerne weitergemacht, wenn die Rahmenbedingungen anders gewesen wären.

Noch genügend Zeit...

"Das NASCAR-Fahren hat ihm sehr gut gefallen"; bestätigt Piquet. "Er war ja zwei Jahre in der Rallye unterwegs und hat die Zweikämpfe vermisst." Was sowohl ihm als auch Räikkönen taugt: "Die Umgebung hier ist viel freundlicher." Und billiger: "Wenn du in der Formel 1 in einer Position wie Jenson (Button; Anm. d. Red.) oder Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) bist, dann befindest du natürlich in einer sehr guten Position. Aber es gibt dort halt nur fünf oder sechs solche Positionen. Alles andere ist im Prinzip wie ein sehr teures Mietauto. Man kommt, kauft sich ein Cockpit und fährt. Das gibt es hier zwar auch, aber nicht in solchem Maß wie in der Formel 1."

Nelson Piquet Jun.

In dieser Saison fährt er einen Chevy Silverado von Turner Motorsports Zoom

Angefangen hat es vor rund zwei Jahren mit einer Einladung von Toyota. "Sie haben mich testen lassen und wir sind ein Truck-Rennen gefahren", erzählt Piquet. "Das hat sich dann aber nicht weiter entwickelt und ich habe ein neues Team finden können. Es gefällt mir hier sehr gut und hier bin ich: Ein Vollzeitfahrer in der NASCAR." Und fügt an: "Für mich war NASCAR eine tolle Chance, denn ich war der erste Brasilianer, der die Sache hier angeht."

2012 fährt er eine komplette Truck-Saison und dazu eine Reihe von Nationwide-Rennen, vermutlich ab Road America im Sommer. "Ich war ja erst 24 oder 25 Jahre alt, als ich hier ankam. Ich habe also viel Zeit, um die Sache hier richtig zu lernen und eines Tages im Sprint-Cup zu fahren." Und wann ist das? "Wenn ich soweit bin. Mein erstes Ziel ist es, in diesem Jahr den Titel in der Truck-Serie zu gewinnen. Dann kommt die Nationwide-Serie und irgendwann der Sprint-Cup. Ich habe viel Zeit. Ich bin immer noch sehr jung." Kein Zweifel: Nelson Piquet Jr. hat einen ganz genauen NASCAR-Plan...