• 15.12.2010 08:47

  • von Pete Fink

Danica Patrick und ihre schwierige Saisonbilanz

IndyCars, NASCAR und nur wenig Erfolg: Wie Danica Patrick ihre Saison 2010 beurteilt, wie es weitergehen wird und warum die Formel 1 kein Thema ist

(Motorsport-Total.com) - Wenn Danica Patrick auf ihre Saison 2010 zurückblickt, dann muss sie ohne jeden Zweifel "vom schwierigsten Jahr meiner bisherigen Karriere" sprechen. Zum ersten Mal trat die 28-Jährige nicht nur für Andretti Autosport bei den IndyCars an, sondern versuchte sich auch in 13 NASCAR-Rennen der Nationwide-Serie. Mit bescheidenem Erfolg: Bei den IndyCars landete sie am Saisonende auf Gesamtrang zehn, in der zweiten NASCAR-Liga holte sie Platzierungen zwischen Position 19 und 36.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Danica Patrick erlebte 2010 keine gute Motorsportsaison

"Aber das war meine Wahl und daher ist das schon in Ordnung", bilanziert sie. In Sachen NASCAR lautet ihr rückblickendes Motto: "Was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker." Ihre Doppelstarts standen das ganze Jahr über massiv in der öffentlichen Kritik, doch dieses Argument will sie nicht gelten lassen. "Sicher hat es Spaß gemacht, etwas Neues auszuprobieren. Aber mein Fokus lag ganz klar bei den IndyCars."

"2009 waren wir das beste Andretti-Team und holten Rang fünf. Daher ging ich mit hohen Erwartungen in die Saison. Aber aus welchen Gründen auch immer - ein besseres Starterfeld, ein wenig Pech und das eine oder andere Zehntel zu langsam - konnten wir in diesem Jahr nicht an unsere Erfolge anknüpfen." So waren ihre sportlichen Höhepunkte recht dünn gesät.

"Jeder weiß, wie gerne ich das Indy 500 gewinnen würde. Der ganze Monat Mai war schwierig. Am Renntag konnten wir 17 Plätze gutmachen und Rang sechs nach Hause bringen. An diesem Tag konnte niemand etwas gegen Dario Franchitti unternehmen. Ich glaube, dass wir das Optimum herausgeholt haben." Eine Woche später in Texas fuhr sie dann auf Platz zwei.

Die kleinen Erfolge

"Das war meiner Meinung nach nicht nur mein bestes Saisonrennen, sondern auch das beste Ovalrennen meiner ganzen Karriere. Wir waren das gesamte Wochenende über stark und ich lag permanent in den Top 5." Zusätzliche Hoffnung erhielt sie am Saisonende, als sie in Motegi (5.) und Homestead (2.) zweimal weit nach vorne fuhr. "So frustrierend und schwierig dieses Jahr auch war, so positiv gestaltete sich das Saisonende."

Danica Patrick

Danica Patrick landete bei den IndyCars nur auf Gesamtrang zehn Zoom

Was allerdings nicht für ihre Leistungen in der NASCAR gilt. Abgesehen von einigen Aha-Erlebnissen in Freien Trainings, wo sie ihren JR-Chevrolet das eine oder andere Mal in die Top 10 fahren konnte, blieben ihre Resultate durch die Bank blass. Patrick weiß: "Ohne eine Entschuldigung anführen zu wollen: Aber viele Nationwide-Fahrer haben 150 oder mehr Rennen auf dem Buckel. Bei mir sind es gerade einmal ein Dutzend. Mit fehlt in erster Linie die Erfahrung."

Ihr Vergleich: "Zu Jahresbeginn wollte ich nicht einmal hören, wie schnell die Spitze unterwegs war. Jetzt interessiert es mich, jetzt will ich mithalten. Das glückt manchmal und manchmal eben nicht. Zum Beispiel in Charlotte fuhr Ryan Newman im Training eine Qualifying-Simulation und wurde Dritter. Ich tat das Gleiche und landete auf Platz zwei. Das sind meine kleinen Siege."

"Und dann kam auch noch Pech dazu, wie zum Beispiel in Fontana." Dort war Patrick definitiv auf dem Weg zu einem Top-10-Resultat, als sie in aussichtsreicher Position abgeschossen wurde. "Speziell auf den Intermediate-Ovalen gab es schon Möglichkeiten, ein paar gute Resultate zu holen. Auch in Texas fuhr ich im Rennen Rundenzeiten auf dem Niveau der Leader."

Wie geht es nach 2011 weiter?

Ein Problem Patricks ist dabei die Tatsache, dass sie als einer der ganz großen US-Superstars immer im Fokus der Öffentlichkeit stehen wird. "Ich wollte die Leute überraschen und war auch der Meinung, dass ich das schaffen könnte. Und ich will die Erwartungen immer noch erfüllen. Es geht schon in die richtige Richtung."

Danica Patrick

Jede Menge Schrott: Danica Parick in ihrem ersten NASCAR-Jahr Zoom

Die Saison 2010 war die bis dato längste Motorsport-Saison für Patrick. Nun freut sie sich auf eine Winterpause. "2009 begann mein Urlaub erst am 23. Dezember. Das wird in diesem Jahr etwas anders sein." Doch anschließend gilt der gleiche Fahrplan wie 2010: Eine komplette IndyCar-Saison und wieder etwa 13 Nationwide-Rennen. Ob sie danach ganz in der NASCAR oder weiterhin bei den IndyCars fahren wird, weiß sie vermutlich selbst noch nicht.

"Ich bin auf Rundstrecken nicht so stark. Generell sind diese Rennen für die Fans etwas zäh, denn es wird nicht so viel überholt. Alles hängt von der Strategie und deinem Timing der Stopps ab. Das sind schon Dinge, über die ich nachdenke." Vorteil NASCAR? Patrick gibt sich zugeknöpft: "Ich möchte dort fahren, wo es mir am meisten Spaß macht." Doch zumindest die positiven Entwicklungen in Indianapolis sind auch Patrick nicht verborgen geblieben. "Nun haben wir Chevy und Lotus in der Serie und das ist fantastisch. Hoffentlich hat dies einen Schneeballeffekt.

Eine Entscheidung NASCAR vs. IndyCar ist also noch keinesfalls getroffen. Lediglich eines ist sicher: Die Formel 1 ist für den US-Superstar kein Thema. "Das ganze Umfeld in der Formel 1 ist weniger angenehm als in den USA. Takuma Sato hat das erlebt und er betont immer wieder, wie nett die Leute hier sind. Ich möchte Spaß haben und nahe bei meiner Familie und meinen Freunden sein. Ich sage zwar nicht, dass ich niemals in die Formel 1 gehen würde, aber da müsste sich schon eine wirklich einzigartige Gelegenheit ergeben, damit ich mein Leben komplett ändern würde."