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  • 30.08.2010 01:22

  • von Pete Fink

Sensation: Boris Said schlägt Papis und Villeneuve!

Boris Said holte sich in Montréal in einem Foto-Finish seinen ersten Nationwide-Sieg vor Max Papis und Jacques Villeneuve

(Motorsport-Total.com) - Das Nationwide-Rennen von Montréal besitzt alle Zutaten zu einem NASCAR-Klassiker. Erst seit der Saison 2007 wird auf dem Circuit Gilles Villeneuve gefahren und am Sonntagabend sahen die kanadischen NASCAR-Fans - wie in bisher jedem Jahr - einen waschechten Thriller: Boris Said (RAB-Ford) gewann in einem Foto-Finish um winzige 0.012 Sekunden vor Max Papis (Harvick-Chevrolet).

Titel-Bild zur News: Max Papis, Boris Said

Foto-Finish: Boris Said (09) schlägt Max Papis auf der Ziellinie hauchdünn

Dritter wurde Lokalmatador Jacques Villeneuve, der durch seinen Angriff auf den Italiener dem späteren Sieger Said dessen ersten Nationwide-Erfolg überhaupt ermöglichte. Denn Papis musste die finale Villeneuve-Attacke erst kontern, was dem 47-Jährigen vorne die entscheidenden Meter Luft einbrachte.#w1#

Papis setzte in den folgenden Kurven zwar zu einer fantastischen Aufholjagd an und kassierte Said noch vor der berühmten "Wall of Champions", doch er verlor ausgangs der Rechts-Links-Schikane zu viel Schwung. Said setzte sich innen wieder daneben und behielt im Zielsprint hauchdünn die Nase vorne. Villeneuve musste dieses Duell knapp dahinter tatenlos beobachten.

"Das ist einfach unglaublich", jubelte Said, der sein erstes NASCAR-Rennen in der Truck-Serie im Jahr 1995 (!) bestritt. In der Saison 1998 gewann der Kalifornier einmal ein Truck-Rennen in Sonoma. Doch obwohl der sympathische Rundstreckenspezialist seit vielen Jahren die Oval-Asse trainiert, blieb ihm der große NASCAR-Wurf bislang missgönnt.

Glück für Said - Pech für Papis und Ambrose

"Ich habe es schon so lange und immer wieder probiert", freute sich Said in der Victory Lane den Tränen nahe. Selbst Papis, der den ersten europäischen NASCAR-Sieg um wenige Zentimeter verpasste, zeigte Mitgefühl: "Wenn ich schon nicht gewinne, dann wenigstens Boris. Ich habe alles gegeben. Ich dachte wirklich schon, ich hätte ihn ausgebremst."

Boris Said

Boris Said bejubelt seinen ersten Nationwide-Sieg überhaupt Zoom

Said bestätigte die Papis-Meinung: "Ich befürchtete, dass ich mich mit Platz zwei zufrieden geben musste, so unaufhaltsam zog er an mir vorbei." Doch es sollte wenige Meter weiter anders kommen: Sein Konter saß. Saids Erfolgsrezept: "Ich bin das Rennen klug angegangen und habe meine Bremsen geschont. Am Ende hatte ich noch ein Top-Auto."

Was in einem Nationwide-Marathon von 74 Runden und einer Rennzeit von knapp 3:30 Stunden extrem wichtig war. Marcos Ambrose (Waltrip-Toyota) und Villeneuve bestimmten das erste, aufgrund zahlreicher Gelbphasen sehr zerfahrene Renndrittel klar. Als dieses Duo nach dem ersten Tankstopp ins Mittelfeld zurückfiel, kippte das Geschehen.


Fotos: NASCAR in Montreal


Carl Edwards und Robby Gordon out

Der von ganz hinten gestartete Robby Gordon (Gordon-Toyota) und Carl Edwards (Roush-Ford) übernahmen nun das Kommando. Ambrose und Villeneuve mussten sich mühsam durch den Pulk arbeiten. Dem Australier gelang dies besser - allerdings auf Kosten des Materials. Erst ein Batterieproblem und kurz darauf ein Schaden an der Aufhängung sorgten in Führung liegend für einen Totalausfall.

Max Papis, Boris Said, Robby Gordon

Letzter Restart: Noch führt Robby Gordon (07) vor Max Papis und Boris Said Zoom

Edwards übernahm und kontrollierte das Geschehen. Bis auch der Roush-Ford dem permanenten Räubern über die Montréal-Curbs Tribut zollen musste - der zweite Ausfall eines Siegkandidaten mit defekter Aufhängung. Übrigens: Dahinter hatte auch Villeneuve mit zwischenzeitlichen Bremsproblemen zu kämpfen und drehte beim Anbremsen einer Schikane unabsichtlich einen Kontrahenten um. Dieser hieß Boris Said.

Neun Runden vor dem geplanten Ende lag plötzlich Robby Gordon in Front. Allerdings musste der Kalifornier auf seinem Weg durch das 43-köpfige Feld eine komplett andere Spritstrategie an den Tag legen. In der Konsequenz war sein Toyota Camry das Fahrzeug, das am ehesten in Benzinprobleme kommen würde. Und genau das sollte passieren.

Villeneuve schnell, aber nicht schnell genug

Gelbphase sieben führte nicht nur zu einer 13-minütigen Roten Flagge, sondern auch zu einer Green-White-Checkered-Verlängerung über zwei zusätzliche Runden. Für Gordon zuviel, sein Toyota rollte kurz nach dem Restart ohne Treibstoff aus. Der zu diesem Zeitpunkt zweitplatzierte Said übernahm - und gewann.

Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve blieb beim Heimrennen am Ende nur der dritte Platz Zoom

Die kanadischen Fans hätten natürlich lieber einen Villeneuve-Sieg gesehen, der in seiner Heimatstadt auch noch nie so nahe drangewesen war. "Das Auto war definitv schnell genug", schilderte der 39-Jährige, der im Finale als einziger der Spitzengruppe mit vollem Tank und neuen Reifen ausgestattet war. Allerdings verlor Villeneuve bei seinem letzten Stopp auch die letztlich entscheidenden Positionen.

Seine Aufholjagd endete hinter dem Papis-Chevrolet. Villeneuve: "Ich dachte schon, ich wäre an ihm vorbei, doch leider habe ich es nicht geschafft, dass das Auto seine Linie halten konnte." Vierter wurde Nationwide-Tabellenführer Brad Keselowski (Penske-Dodge), der nach dem Edwards-Pech nun nahezu uneinholbare 365 Punkte Vorsprung aufweist.

Die Top 10 aus Montréal:

01. 09 Boris Said (RAB-Ford)
02. 33 Max Papis (Harvick-Chevrolet)
03. 32 Jacques Villeneuve (Braun-Toyota)
04. 22 Brad Keselowski (Penske-Dodge)
05. 98 Paul Menard (Roush-Ford)
06. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
07. 7 J.R. Fitzpatrick (JR-Chevrolet)
08. 26 Parker Kligerman (K-Automotive-Dodge)
09. 12 Justin Allgaier (Penske-Dodge)
10. 99 Trevor Bayne (Waltrip-Toyota)

Der Nationwide-Gesamtstand (Top 10 nach 25/35 Rennen):

01. Brad Keselowski - 3.995 Punkte
02. Carl Edwards - 3.630
03. Kyle Busch - 3.396
04. Justin Allgaier - 3.261
05. Paul Menard - 3.171
06. Kevin Harvick - 2.908
07. Steve Wallace - 2.857
08. Trevor Bayne - 2.855
09. Joey Logano - 2.722
10. Jason Leffler - 2.720