• 12.05.2008 11:34

  • von Pete Fink

De Ferran: Vom Krankenbett zum Indy-Sieg

Gil de Ferran gewann 2003 das Indy 500 und erinnerte sich an seinen historischen Erfolg - der Brasilianer über Oval-Fahrstile und Wiedervereinigung

(Motorsport-Total.com) - Fünf Jahre lang fuhr Gil de Ferran im Team von Roger Penske, davon vier Jahre lang als Teamkollege des damals noch unbekannten Helio Castroneves. Zweimal (2000 und 2001) gewann er für Penske den ChampCar-Titel, und 2003 folgte dann der Höhepunkt, als ein erheblich angeschlagener de Ferran das Indy 500 für sich entschied.

Titel-Bild zur News: Gil de Ferran

Gil de Ferran gewann das Indy 500 für Roger Penske im Jahr 2003

"Zwei Rennen vor Indianapolis hatte ich in Phoenix einen Riesenunfall", erinnerte sich de Ferran an die Ereignisse des Jahres 2003, als er bereits stramme 36 Jahre alt war. "Ich hatte Brüche im Nackenbereich und auch an der Wirbelsäule. Ein Rennen musste ich aussetzen, und das Indy 500 war dann mein Comeback."#w1#

Eigentlich, so de Ferran auf seiner Indy-Pressekonferenz am Wochenende, habe er erwartet, dass seine Rennfahrerkarriere "an Ort und Stelle beendet sein würde. Aber wenn du direkt vom Bett im Krankenhaus daherkommst, dir wirklich alles weh tut, und du dann das größte Rennen der Welt gewinnst, dann bleibt dir dieses intensive Gefühl für immer."

Der Rennfahrer de Ferran war in seiner Herkunft kein Oval-Spezialist, denn er durchlief seine Motorsport-Ausbildung in England, wo er vor seiner US-Zeit in der britischen Formel 3, und später in der F3000-Serie für Paul Stewart fuhr. "Einige Rundkursfahrer gewöhnen sich sehr gut an die Ovale", weiß der ehemalige Honda-Sportdirektor, als er mit Seitenblick auf die Ex-ChampCar-Piloten nach seiner Erwartungshaltung befragt wurde.

"Einige werden irgendwann sogar bessere Ovalfahrer als Rundstreckenpiloten, das ist in der Vergangenheit einige Male geschehen." Der große Unterschied liege in den Kurvengeschwindigkeiten. "Auf den Rundkursen gibt es nur noch wenige Hochgeschwindigkeitskurven. In unserer Zeit sind die meisten Kurven langsam bis mittelschnell. Hier fährst du mit über 350 Sachen und Vollgas hindurch, das ist schon eine einmalige Erfahrung."

Anderer Fahrstil im Oval

Dazu braucht es einen ganz speziellen Fahrstil: "Die meisten Piloten bevorzugen auf den Rundstrecken ein leicht untersteuerndes Auto, denn man braucht viel Traktion, um aus den Ecken heraus zu kommen. Diese Technik ist auf den Rundstrecken weit verbreitet." Nicht jedoch im Oval.

Helio Castroneves

Helio Castroneves zählt nach wie vor zu den engen Freunden de Ferrans Zoom

"Hier ist man nur schnell, wenn man Übersteuern hat. Man muss sich daran gewöhnen, ein Auto zu fahren, das eine sehr neutrale Balance hat. Sehr neutral ist eine Stufe unter dem Übersteuern. Sich daran zu gewöhnen ist nicht leicht. Denn wenn dein Puls steigt und dich ein wenig Angst einholt, dann tendierst du dazu, zu sehr am Lenkrad zu zerren, und das macht die ganze Sache dann noch schwieriger."

Daher freue er sich auf eine ganz neue Fahrergeneration, die 2008 das Indy 500 angehen wird, "auch wenn ich viele Piloten gar nicht kenne. Aber vielleicht wird einer von ihnen in ein paar Jahren zu einem Indy-500-Sieger werden, und die Begeisterung der Fans erhalten, wie es meinem Freund Helio gelungen ist."

Und natürlich sind seine Gedanken zur Wiedervereinigung im US-amerikanischen Formelsport fast ausschließlich positiv: "Auch wenn einige Teams im Prozess der Wiedervereinigung ein paar bittere Pillen schlucken mussten, war dies auf lange Sicht gesehen, der absolut notwendige Schritt für den Erfolg dieses Sports. Darüber freue ich mich sehr."