• 05.12.2007 20:10

  • von Pete Fink

Who is... Tony Stewart (1)?

Tony Stewart ist der "Bad Boy" der NASCAR-Szene - 'Motorsport-Total.com' stellt den zweifachen Champion vor, der sein Herz immer auf der Zunge trägt

(Motorsport-Total.com) - Tony Stewart ist einer der vier absoluten NASCAR-Top-Stars und als Person völlig unterschiedlich zu den eher diskreten Kaliforniern Jeff Gordon und Jimmie Johnson. 32 Rennsiege in bislang 320 Cup-Auftritten sprechen eine genauso deutliche Sprache, wie seine zwei Meisterschaften in den Jahren 2002 und 2005. 'Motorsport-Total.com' stellt das wohl größte Universalgenie der NASCAR-Szene vor.

Titel-Bild zur News: Tony Stewart

Tony Stewart ist wohl der ewige "Bad Boy" der modernen NASCAR

Universalgenie deshalb, weil Stewart bewiesen hat, dass er so ziemlich jedes amerikanische Motorsportgerät mindestens genauso schnell bewegen kann, wie ihm die NASCAR seine redlich verdienten Dollars wieder aus der Tasche zieht, wenn die Reglementshüter der Meinung sind, dass sich Stewart wieder einmal daneben benommen habe.#w1#

Historisch gesehen ist ein ganz wichtiger Grund für die große Popularität der NASCAR nicht zuletzt der bisweilen etwas raubeinige Charakter vieler Piloten, die für die Fans noch greifbar und erreichbar blieben, und die nur allzu oft ihr Herz auf der Zunge tragen. Zwar gibt es durch die vielen Sponsoreninteressen auch in der NASCAR aktuelle Tendenzen, die dies in gewisser Hinsicht etwas untergraben, aber einer der ganz großen Superstars der NASCAR-Szene hätte auch problemlos in den "wilden Zeiten" vor 30 oder 40 Jahren aktiv sein können.

Natürlich ist die Rede von Anthony Wayne "Tony" Stewart, der am 20. Mai 1971 in Columbus, Indiana, geboren wurde, und der wohl der unangefochtene Held der Die-Hard-Fans sein würde, wenn er nicht einen Makel besitzen würde, denn auch er ist keiner aus ihren direkten Reihen: "Bad Boy" Stewart ist kein gebürtiger Südstaatler, vielmehr stammt er eben aus dem Mekka des Formelsports, der Region um Indianapolis.

Papa Nelson führt Regie

Dort lebt er - nach einem kurzen Intermezzo in North Carolina - immer noch. Stewart ist aktuell wieder Single, er hat eine Schwester Natalie, die zusammen mit Mutter Pam seinen Fan-Club leitet. "Smoke" wuchs quasi in einem Go-Kart auf und weder der kleine Tony, noch sein mindestens genauso ehrgeiziger Vater Nelson, der von Beginn an als sein Techniker arbeitete, fanden jemals Gefallen an einer Silbermedaille.

Tony Stewart

"Smoke" einmal ganz zahm im Smoking - Tony Stewart kann auch ganz anders Zoom

"Er gab sich nie mit Platz zwei zufrieden", erinnerte sich Stewart an die gemeinsamen Zeiten mit seinem Papa. "Und er wusste auch, dass mir das keinen Spaß gemacht hat. Wenn er glaubte, dass ich nicht 100 Prozent gegeben hatte, dann konnte er recht hart zu mir werden. Er hat mich schon richtig gepusht."

Vater Nelson hatte also eine ganz wichtige Rolle inne, denn er prägte früh einige der Charakterzüge, die Stewart heute noch auszeichnen: "Er hat mich nie unter Druck gesetzt, dass ich der beste Rennfahrer der Welt werden", analysiert Stewart. "Aber er wollte, dass ich der beste Pilot werde, der ich nur sein kann. Er hat mich nie mit irgendjemand verglichen, er war hart, aber immer fair."

Dies sei, so Stewart, wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass er heute noch soviel Feuer versprühe, was für den mittlerweile 36-Jährigen ebenso gilt, wie für die achtjährigen Teenagerausgabe: "Als ich anfing Rennen zu fahren, war alles, was mich interessiert hat, einen größeren Pokal zu gewinnen, als die anderen", lacht der "Bad Boy", und dieses gelang ihm nur all zu oft: Mit 12 Jahren gewann Tony die Grand National Meisterschaft der International Karting Federation, und mit 16 Lenzen war er bereits der Titelträger der World Karting Association National Championship.

Star in der USAC - Star in der IRL

1989 schließlich wechselte er von den Rennkarts zu den Three-Quarter Midgets, zwei Jahre später wurde er im United States Auto Club (USAC) der "Rookie of the Year". Nach einigen Einzeltiteln gelang ihm 1995 dann der ganz große Coup, als er die Triple-Crown der USAC gewann. Er wurde parallel Meister bei den Sprint Cars, der Midget-Klasse und er holte sich auch den Sieg in der Silver-Crown-Serie - ein bis dato unerreichter und kompletter Triumph in der US-amerikanischen Nachwuchsszene.

Tony Stewart

Tony Stewart hatte bereits früh in seiner Karriere viel Grund zum Jubel Zoom

1996 stieg Stewart als damals 25-Jähriger in die Oberliga des amerikanischen Motorsports auf. Er war einer der Piloten der ersten Stunde in der heutigen Indy Racing League, deren erste Saison aus nur drei Rennen bestand. Der Grund war ein einfacher, denn Tony George wollte eine IRL-Saison immer mit dem Indy 500 beenden.

Es ist natürlich etwas fragwürdig, nach nur drei Rennen einen Titelträger ermitteln zu wollen, in jedem Fall hieß dieser Pilot nicht Tony Stewart, doch das sollte sich umgehend ändern. Denn in der künstlich verlängerten Saison 1996/1997 sollte er die Oberhand über Davey Hamilton behalten können, da sich das Konzept einer Meisterschaft, die nicht im Kalenderrhythmus fuhr, nicht durchsetzen ließ.

Stewart fungierte dabei nach Meinung vieler Szenebeobachter als eine Art Türöffner für die Absicht von Tony George, möglichst viele der USAC-Piloten in eine Top-Serie der Formelklassen nach oben zu bringen. Doch im Prinzip war die IRL-Zeit ein Duell zwischen Stewart und dem Niederländer Arie Luyendyk, auch wenn das die reinen Ergebnislisten vielleicht etwas verzerren mögen.

Indy-Duelle mit Arie Luyendyk

Die Kulmination dieses Zweikampfes stellte das regenverzögerte Indy 500 des Jahres 1997 dar. Luyendyk war von Beginn an die dominierende Figur, da sich Stewarts Menard-Team heftig mit den Reifen verpokerte. Unmittelbar vor Indianapolis wechselte man von Firestone zu Goodyear, nur um am Donnerstag vor dem Pole Day wieder einen Rückzieher zu machen.

Tony Stewart

Tony Stewart ist seit der Saison 1996/1997 auch einer IRL-Titelträger Zoom

Trotzdem erreichte Stewart noch Startposition zwei hinter seinem holländischen Konkurrenten. Stewart gewann den Start, führte die ersten 62 Runden, dann drehte Luyendyk den Spieß um. Es entbrannte ein wilder Zweikampf, der darin gipfelte, dass Stewart Luyendyk in Runde187 bei einem Überholversuch am Ende der Gegengeraden mit zwei Rädern ins Gras schickte. Stewart musste in den letzten Runden noch an die Box zum Tanken, während sich Luyendyk dem Sieg entgegenfuhr.

In den Jahren 1996 und 1997 fuhr Stewart auch ein Busch-Programm für Harry Raniers Ranier-Walsh-Racing, und einen von Joe Gibbs und Bobby Labonte gemeinsam eingesetzten Shell-Pontiac. Der berühmte Head Coach der Washington Redskins zeigte sich vom Draufgänger Stewart so beeindruckt, dass er einem weiteren Jahr der Doppelbelastung zustimmte.

So kam es, dass Stewart 1998 ein Doppelprogramm in der Busch-Serie und der IRL absolvierte. Stewart gewann zwei weitere IRL-Rennen und wurde am Ende des Jahres Dritter. In der Busch-Serie fuhr er in 22 Starts fünfmal in die Top 5 und nur Matt Kenseth verhinderte einen ersten Stewart-Sieg mit einem Überholmanöver in der letzten Runde von Rockingham.

Zwei Langstreckenrennen an einem Tag

1999 war klar, dass sich Stewart für eine der beiden Serien entscheiden musste, falls er die Absicht haben sollte, in den damaligen Winston Cup aufsteigen zu wollen. Gibbs bot ihm ein Fulltime-Cockpit an, und man einigte sich darauf, dass Stewart einen Einzeleinsatz bei den Indy 500 versuchen sollte.

Tony Stewart Ganassi Indianapolis 2001

Tony Stewart nimmt im Ganassi-Boliden 2001 in Indianapolis Platz Zoom

Dieses war in jenen Tagen logistisch noch möglich, denn die Startzeit der 500 Meilen von Indianapolis lag damals noch eine Stunde früher, als sie heute ist. Stewart trat also im berühmtesten Nudeltopf der Welt an, spulte seine 500 Meilen ab und wurde Neunter.

Anschließend flog er sofort nach Charlotte, North Carolina, und stieg in seinen Home-Depot-Chevrolet mit der Startnummer 20, um weitere 600 Meilen im Coca Cola 600 zu bewältigen. Dort wurde er Vierter, aber diese Aktion brachte ihm auch eine überregionale Bekanntheit über die Grenzen der USA hinaus.

Das Problem war nur, dass er sich in Indianapolis einen Rundenrückstand eingehandelt hatte, wodurch er in Wirklichkeit nur 1.090 der insgesamt 1.100 möglichen Meilen fuhr. Es sei einmal dahin gestellt, ob es dies Grund war, der ihn wurmte, oder ob es eine andere Ursache gab - auf alle Fälle wiederholte er diese "Double Duty" noch einmal im Jahr 2001.

Woher kommt der "Smoke"?

Damals fuhr er in Indianapolis einen von Chip Ganassi eingesetzten Target/Home Depot-Boliden und es gelang ihm auf Position sechs tatsächlich in der Führungsrunde zu bleiben. Gleiches erreichte er am Abend in Charlotte, als er Dritter wurde. Solange die Indianapolis-Startzeit so bleibt, wie sie ist, dürfte Stewart damit einen ewigen Rekord aufgestellt haben: 1.100 Rennmeilen, oder 1.770 Rennkilometer an einem einzigen Tag.

Tony Stewart

Tony Stewart fährt seit der Saison 1999 permanent in der Cup-Serie Zoom

Über die exakte Herkunft seines Spitznamen "Smoke" existieren übrigens ähnlich viele Geschichten, wie er in seiner Karriere schon Geldstrafen aufgrund von Wutausbrüchen erhalten hat. Tatsache ist jedoch, dass dieser Spitzname schon aus seinen Zeiten vor der NASCAR stammt. Fans und Experten streiten sich bis heute über Details.

Stewart selbst versuchte einmal Klarheit in die Angelegenheit zu bringen und erzählte, dass dieser Name aus seiner Sprint-Cup-Zeit stamme, als er seinen regelmäßig seinen rechten Hinterreifen heftig qualmen ließ. Andere behaupten steif und fest, er stamme eben aus seiner IRL-Zeit, weil er die Hinterräder immer so schön durchdrehen ließ, wie kein anderer.

"Um ehrlich zu sein, ich fühle mich immer noch nicht als repräsentative Figur oder als Botschafter dieses Sports", sagte Stewart einmal über sich selbst. Die NASCAR-Oberen mögen ihm dabei vielleicht zustimmen, doch sportlich gesehen sollte Stewart seine Qualifikation gleich in seiner ersten Cup-Saison unter Beweis stellen. Näheres dazu im zweiten Teil des Tony-Stewart-Specials auf 'Motorsport-Total.com'.

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