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  • 26.11.2007 14:37

  • von Pete Fink

Who is... Dale Earnhardt Jr.? (1)

Dale Earnhardt Jr. ist der absolute NASCAR-Superstar - 'Motorsport-Total.com' schildert seine Karriere bis zum Tod seines Vaters im Februar 2001

(Motorsport-Total.com) - Ohne bislang einen einzigen Nextel-Cup-Titel gewonnen zu haben ist er der mit Abstand populärste NASCAR-Pilot: Dale Earnhardt Jr., der in den USA zusammen mit Michael Jordan und Tiger Woods in der Liga der Sport-Superstars ganz oben mitspielt. Der 33-Jährige ist ein absolutes Phänomen, denn er vereint sowohl die junge NASCAR-Generation, als auch die älteren Die-Hard-Fans, die mit den sich anbahnenden neuen Zeiten nicht mehr viel am Hut haben.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jr.

Dale Earnhardt Jr. ist der absolute Superstar der NASCAR

Die jährliche Wahl zum 'Most Popular Driver' gewinnt Earnhardt Jr. fast nach Belieben, sein Antlitz zierte die Titelseiten von bisher über 100 Ausgaben diverser US-Hochglanz-Magazine. Wenn "Junior" ein Rennen anführt - und sei es nur weil er in einer Gelbphase eine Runde länger auf der Strecke bleibt, um sich die fünf Bonuspunkte für die Führungsrunde abzuholen - dann springt die gesamte NASCAR-Arena von ihren Sitzen auf und jubelt, als hätte er gerade die Meisterschaft gewonnen. Was steckt hinter diesem Phänomen?#w1#

Dale Earnhardt Jr. wurde am 10. Oktober 1974 in Kannapolis, North Carolina als Sohn von Brenda Lorraine Gee und Dale Earnhardt Sr. geboren. Dale Sr. gewann in seiner NASCAR-Karriere nicht weniger als sieben Meisterschaften und sicherte sich in seiner über 20-jährigen Karriere 76 Einzelsiege. Damit rangiert der 2001 in Daytona tödlich verunglückte "Intimidator" - der Einschüchterer - hinter Richard Petty auf Platz zwei der ewigen NASCAR-Bestenliste.

Mutter Brenda war die zweite Frau von Dale Sr. und Klein-Dale war gerade einmal drei Jahre alt, als sich seine Eltern trennten. Nach der Scheidung lebte er zusammen mit seiner älteren Schwester Kelley zunächst im Haus von Mutter Brenda. Doch drei Jahre später brannte deren Wohnhaus vollständig ab und die beiden Geschwister wechselten ihren Wohnsitz - aus Geldmangel - in das Anwesen von Papa Dale Sr. und dessen neuer Ehefrau Teresa, dem ehemaligen Kindermädchen der beiden.

Der Sohn eines berühmten Vaters

Anfang der 1980er Jahre war Dale Sr. einer der Top-Stars in der NASCAR-Welt und als solcher oft und lange weg von zu Hause. Insofern übernahm Teresa die Erziehung der Kinder und selbst wenn Dale Sr. in North Carolina weilte, so drehte sich doch fast alles um den Rennsport. Im Alter von zehn Jahren saß "Junior" bereits im Rennkart - unter der Aufsicht seines Vaters.

Dale Earnhardt Senior und Junior

Dale Earnhardt Sr (li.) fuhr eine einzige Saison zusammen mit seinem Sohn Zoom

"Einmal brach an seinem Kart ein Rad ab und er flog in hohem Bogen aus dem Sitz", erinnerte sich Dale Sr. Ende des vergangenen Jahrtausends. "Ich rannte erschrocken zur Unfallstelle, aber das Einzige, was ihn beunruhigte war, sein Go-Kart. Das war ziemlich beeindruckend."

Diese Aussage steht übrigens ganz im Gegensatz zum dem, was seiner Schwester Kelley einmal erzählte: "Ich dachte nie, dass aus ihm ein Rennfahrer werden könnte, denn er verbrachte viel Zeit mit seinen Matchbox-Autos. Er war niemals aggressiv und wollte nie ein Risiko eingehen."

Als Sohn eines nationalen Superstars würde man eigentlich annehmen wollen, dass Dale Jr. ein sehr populärer Zeitgenosse in der High School war, doch so war es bei weitem nicht. Denn viele Zeitzeugen berichten, dass Dale Jr. sich mit ein paar wenigen Kumpels lieber weit entfernt von der damaligen "In-Szene" der Kids aufhielt, und anstelle dessen mit seinen Freunden um die Häuser zog - was er bis heute noch als eine seiner liebsten Freizeitbeschäftigungen ansieht.

Bodenständigkeit bringt Sympathie

Es ist genau diese absolute Bodenständigkeit, die einer der ganz wesentlichen Gründe für seine ungeheurere Popularität ist. Angeblich ist es auch heute noch möglich, den NASCAR-Superstar in irgendeiner Rock-Musik-Bar in der Gegend um Concord herum zu treffen, wenn er in der Offseason mit Freunden ein paar Bier trinkt.

Dale Earnhardt Jr.

Dale Earnhardt Jr. ist immer auf dem Boden der Tatsachen geblieben Zoom

Typisch für das entspannte Innenleben Earnhardt Jrs. ist ein Zitat, dass er einmal zum Besten gab, als er gefragt wurde, was er denn nach seiner aktiven Rennfahrerzeit zu tun gedenke: "Ich werde an der Strecke sitzen, Bier trinken, Party machen und die ganzen Rednecks mit meiner Rock'n'Roll Musik ärgern."

Als er 15 Jahre alt war, schickte ihn sein Vater für zwei Jahre auf eine Militärschule, doch Dale Jr. entschloss sich nach dieser Zeit für einen anderen Lebensstil und eine Karriere als Rennfahrer. "Ich habe als Mechaniker in der Chevrolet-Werkstatt meines Vaters gearbeitet. Dann habe ich mir für 200 Dollar ein Auto gekauft und mir einige Rennteile erbettelt und geliehen", erinnert sich "Junior" an seine Anfänge.

Es handelte sich um einen 1978er Chevrolet Monte Carlo, und "mein Vater, mein Bruder Kerry und ich haben das Auto aufgebaut - aber das war alles, womit er mir geholfen hat. Er wollte uns alleine machen lassen, damit wir selber herausfinden können, warum wir in der Mauer gelandet waren."

Kolportierte 15.000 US-Dollar war damals das Jahresgehalt des Mechanikers Earnhardt, der über sich selbst sagt: "Wenn ich nicht Rennen fahren würde, dann würde ich wahrscheinlich heute noch in der Werkstatt meines Vaters arbeiten." Und dann wahrscheinlich für den schnellsten Ölwechsel in ganz North Carolina verantwortlich zeichnen...

Über die Late Models in die Busch-Serie

Zwei Jahre fuhr er in der Street Stock Division, einer lokalen Stock-Car-Serie um Concord herum, bevor er zwei Jahre später zu den Late Models wechselte. Von 113 Late-Model-Rennen zwischen 1994 und 1996 gewann er zwar nur drei Stück, fuhr jedoch nicht weniger als 90 Mal in die Top 10.

Dale Earnhardt Jr.

Trotz des berühmten Vaters musste sich Dale Jr. alles selbst erarbeiten Zoom

"Junior" erlernte also das Rennfahrerhandwerk von Grund auf, und musste sich ohne die Unterstützung des prominenten Vaters mit eigenen Mitteln nach oben kämpfen. "Ich hatte bei den Late Models viel Spaß", erinnerte sich Dale Jr. "Aber als ich begann in der Busch-Serie zu fahren, wurde es ernst. Ab dieser Zeit wollte ich meinem Vater zur Ehre gereichen. Ich wollte, dass er stolz auf mich ist."

"Junior" gelang es, den Vater von seinen Qualitäten zu überzeugen und am 22. Juni 1996 feierte er beim Carolina Pride Red Dog 250 in Myrtle Beach, North Carolina sein Busch-Debüt, das er mit einer Runde Rückstand auf Position 14 beendete. 1997 folgten acht weitere Einsätze, zumeist in einem Chevrolet des Teams seines Vaters, Dale Earnhardt Inc.

1998 und 1999 gab es dann kein Halten mehr: Dale Jr. steuerte das Auto mit der legendären Cup-Startnummer drei seines Vaters und gewann mit insgesamt 13 Einzelsiegen zweimal hintereinander die Meisterschaft vor Matt Kenseth (1998), beziehungsweise Jeff Green (1999).

Cup-Debüt im Budweiser-Chevy

Nach diesen beiden Erfolgen stand dem Winston-Cup-Debüt des damals 25-Jährigen nichts mehr im Wege und am 20. Februar 2000 nahm eine NASCAR-Legende ihren Anfang, als Dale Jr. in seinem knallroten Budweiser-Chevrolet mit der Startnummer acht an den Start ging. Die Startnummer wurde übrigens deshalb gewählt, weil diese die Nummer des Großvaters und Earnhardt-Dynastiebegründer Ralph war.

Dale Earnhardt Jr.

Der rote Budweiser-Chevy ist in den USA fast ein nationales Symbol Zoom

Es dauerte ganze sieben Cup-Rennen, bis Dale Jr. Anfang April auf dem Texas Motor Speedway von Fort Worth sein erstes Cup-Event gewinnen konnte und einen Monat später schob er in Richmond einen zweiten Sieg hinterher. Dazu gesellte sich noch ein Sieg beim All-Star-Race in Charlotte und "Junior" ist bislang der einzige Rookie, dem dieses Kunststück gelang.

Die beiden Earnhardts waren niemals Teamkollegen, denn Dale Sr. fuhr in seiner Cup-Karriere lange Zeit für das Team von Richard Childress. Und genau wie seine anderen Konkurrenten hatte der Youngster auch keine allzu große Schützenhilfe des "Intimidators" zu erwarten, auch nicht am 18. Februar 2001.

In den letzten Runden des Daytona 500 anno 2001 führten im Prinzip drei Earnhardt-Chevrolets: Michael Waltrip und Dale Jr. in den beiden DEI-Autos, gefolgt von Dale Sr. im Childress-Chevrolet. Dale Sr. befand sich unter Druck von Sterling Marlin (innen) und Ken Schrader (außen), als es in die letzten beiden Kurven der letzten Runde ging.

Tragisches Daytona-Rennen

Die beiden Autos von Earnhardt und Marlin berührten sich, Earnhardts Chevrolet bog zuerst steil nach unten ab, bevor er eine scharfe Rechtskurve einlegte, und mit etwa 260 Stundenkilometern in einem Winkel von 14 Grad in die Mauer krachte. Dale Earnhardt Sr. war auf der Stelle tot.

Dale Earnhardt Sr.

Dale Earnhardt Sr. starb im Februar 2001 in der letzten Runde des Daytona 500 Zoom

Waltrip gewann vor "Junior" und Rusty Wallace, doch das Drama spielte sich in Bereich von Kurve vier ab, als Ken Schrader, der als erster an der Unfallstelle war, sofort nach medizinischer Hilfe rief. Diese kam jedoch zu spät, Dale Sr. erlitt beim Aufprall einen Schädelbasisbruch.

Über die Ursache wurde natürlich kontrovers diskutiert. Waren zunächst Gerüchte darüber im Umlauf, dass der Sicherheitsgurt von Dale Sr. gerissen war, so gab es später ein Gutachten, in dem der Unfalltod als die Folge eines unzureichend gesicherten Kopf und Nackenbereichs geschildert wurde.

Eine ähnliche Diagnose wurde bereits zuvor bei den ebenfalls tödlich verlaufenden Unfällen von Roland Ratzenberger (1994), sowie Greg Moore und Gonzalo Rodriguez (1999) gestellt. Das HANS-System wurde in der Folge auch in der NASCAR eingeführt.

Dale Jr. flog mit seinem bereits verstorbenen Vater in das zuständige Krankenhaus, Millionen NASCAR-Fans weltweit waren ebenso erschüttert wie die gesamte Familie Earnhardt. Als der NASCAR-Tross im Juli 2001 wieder nach Daytona zurückkehrte, gewann "Junior" das Pepsi 400 mit der Unterstützung seines Teamkollegen Michael Waltrip.

Der zweite Teil des Dale-Earnhardt-Specials folgt in den nächsten Tagen. Er beschäftigt sich mit der weiteren Nextel-Cup-Karriere des NASCAR-Superstars.