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  • 20.07.2007 15:13

  • von Pete Fink

Schafft Montoya die NASCAR-PlayOffs?

Zu Saisonbeginn wollte Chip Ganassi nicht ausschließen, dass Juan Pablo Montoya eine Chance auf den NASCAR-Chase hat - und er bleibt dabei

(Motorsport-Total.com) - Die Nextel-Cup-Saison 2007 ist mit dem Chicago-Rennen vom vergangenen Wochenende in ihre zweite Saisonhälfte gestartet und in den beiden Sommermonaten Juli und August wird sich entscheiden, wer sich ab dem 8. September noch im Rennen um den NASCAR-Titel 2007 befinden wird.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Noch sind nicht alle Chancen auf das Erreichen des Chase vorbei

Denn zu diesem Zeitpunkt haben nur noch die zwölf in der Gesamtwertung bestplatzierten Fahrer eine Chance, im Chase, den NASCAR-Playoffs, um den Titel zu streiten. Ein Pilot, den zur Zeit fast keiner auf der Rechnung hat, ist Juan Pablo Montoya, der aktuell mit 303 Punkten Rückstand nur auf Rang 20 liegt.#w1#

Sechs Rennen sind es bis dahin noch, doch wenn man bedenkt, dass in der NASCAR-Punktewertung maximal 195 Zähler für einen Sieg vergeben werden, dann erscheint der Rückstand plötzlich nicht mehr hochgradig eklatant. Zudem stehen mit Pocono und Watkins Glen zwei Rennen auf dem Programm, in denen die fahrerischen Qualitäten des Kolumbianers voll zur Geltung kommen könnten.

Zu Saisonbeginn in Daytona wurde der Chase und der Kampf um den Titelgewinn seitens der Ganassi-Truppe nicht ausgeschlossen und obwohl dies ein schweres Stück Arbeit scheint, will Chip Ganassi immer noch nicht davon abrücken.

Ganassi will die Ziele nicht verändern

"Wir drücken jetzt nicht auf den Panik-Knopf oder ändern unsere Ziele ab", wurde er vor kurzem von 'Autosport.com' zitiert. "Wir nehmen das alles ein Rennen nach dem anderen. Ich denke vor allem, dass in der zweite Hälfte der Saison, wenn wir auf viele Strecken zum zweiten Mal kommen werden, Juan im zweiten Anlauf besser verstehen wird, was diese Autos spät im Rennen brauchen und wie sie reagieren."

Ganassi jedenfalls ist in Sachen zweite Saisonhälfte "ziemlich aufgeregt" und beantwortet die Frage, ob sein Schützling den Chase erreichen kann mit einem klaren "Ja, sicher. Ein bisschen Glück und ein wenig Zeit vorausgesetzt, haben wir die Möglichkeit, locker in die Top 15 nach vorne zu fahren."

Auch Jeff Gordon, der mehrmals öffentlich zu Protokoll gab, ein "harter Kritiker und ein großer Fan" von Montoya zu sein, will das Ganassi-Unternehmen nicht ausschließen: "Er hat mit Sicherheit den schnellsten Lernprozess, den ich jemals gesehen habe", so der vierfache NASCAR-Champion. "Er gewöhnt sich so schnell ein, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass er hier großen Erfolg haben wird."

Pocono und Watkins Glen werden entscheidend

Eines ist klar: So ein Unternehmen hat nur dann Erfolg, wenn der Kolumbianer in Pocono und Watkins Glen in der Lage ist, jeweils ein Top-Resultat einzufahren. Gelingt dies nicht, so kann die Ganassi-Truppe ihre PlayOff-Träume für dieses Jahr beenden und sich auf die Probleme stürzen, die im Laufe der Saison offensichtlich wurden.

Vor allem in Sachen Car of Tomorrow haben alle Dodge-Mannschaften gegenüber den Chevrolet-Teams großen Aufholbedarf. Das weiß auch Ganassi und hat längst die notwendigen Schritte unternommen: "Wir haben ein umfangreiches CoT-Testprogramm entworfen und sind ganz an den Anfang der Entwicklung zurückgegangen."

Was nichts anderes bedeutet, als dass man wieder von vorne anfängt, doch der Teamchef bleibt Optimist: "Einige Änderungen sind bereits eingearbeitet und wir werden auf einem anderen Level performen, wenn unser CoT für die anstehenden Rennen zurückkommt."

Montoya und die Ovale

Trotzdem muss auch Montoya seine Leistungen im Oval verbessern - und den Chase vor Augen sogar ganz schnell. Natürlich produzieren Ovalrennen eine größere Ausgeglichenheit im 43-Fahrer starken Nextel-Cup-Feld, das in einer Runde innerhalb weniger Zehntel liegt.

Und gerade der temperamentvolle Kolumbianer kam in der ersten Saisonhälfte nicht selten in die Situation, wo er die Schwächen seines Ganassi-Dodge durch fahrerische Anstrengungen ausgleichen wollte, und dies mit einigen überflüssigen Feind- und Mauerberührungen bitter bestraft wurde.

Das Vermeiden unnötiger Risiken und viel Geduld sind zwei entscheidende Faktoren, die Montoya gerade anfängt zu erlernen, wie das Chicago-Rennen unterstrich, als er einen unauffälligen, aber dafür umso sicheren 15. Platz nach Hause fahren konnte - nach Atlanta und Texas seit langem wieder einmal eine gutes Oval-Resultat.

Montoya wird niemals Durchschnitt sein

Chase hin, PlayOff her - in einem sind sich alle US-Experten einig: Montoya ist bei weitem kein Durchschnittsrookie: "Juan hatte plötzlich die NASCAR im Kopf", sagte etwa US-Legende Mario Andretti nach dem Sears-Point-Rennen. Andretti war einer der wenigen Piloten, die sowohl bei den IndyCars, als auch in der NASCAR Rennen gewinnen konnte.

"Ich hatte nie einen Zweifel daran, dass er noch in seiner ersten Saison einen Sieg einfahren würde und dabei spielt es keine Rolle, ob dieser auf der Strasse oder auf einem Oval zustande gekommen ist. Das ist egal, es ist eine Serie und ich bin darüber überhaupt nicht überrascht", so die Andretti-Meinung.

Doch der kurzfristige Gegner des Kolumbianers ist der Zeitfaktor, zumindest in Sachen Chase. Sechs Rennen hat er noch Zeit und seine Chancen sinken mit jeder Platzierung um Position 20. Am kommenden Wochenende in Indianapolis kommt ein Oval, das Montoya aus der Formel 1 kennt - zumindest eine Kurve, und die in entgegengesetzter Fahrtrichtung.