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  • 22.01.2018 14:10

  • von Sebastian Fränzschky & Lewis Duncan

WSBK-Regeln 2018: Sind die Zweizylinder im Nachteil?

Die neuen Drehzahllimits verkürzen das bereits sehr schmale Drehzahlband der Ducati Panigale weiter: Chaz Davies und Marco Melandri machen sich große Sorgen

(Motorsport-Total.com) - Durch das Drehzahllimit in der Superbike-WM sollen die Hersteller in der Saison 2018 angeglichen werden. Im Vorjahr machten Kawasaki und Ducati alle Siege unter sich aus und dominierten die Serie. Mit den neuen Drehzahl-Obergrenzen möchten die Verantwortlichen die Rennen spannender gestalten und verlorene Fans zurückgewinnen. Kawasaki dürfte Federn lassen, aber auch Ducati kämpft mit den neuen Regeln.

Titel-Bild zur News: Chaz Davies, Marco Melandri

Wie stark sind die Werks-Ducatis in der Superbike-WM-Saison 2018? Zoom

"Vermutlich kann man das Spektakel dadurch verbessern. Doch es ist eine andere Geschichte, ob man es aus sportlicher Sicht gut findet. Es geht um die Unterhaltung. Das verstehe ich", kommentiert Ducati-Werkspilot Chaz Davies und fragt sich: "An welchem Punkt hört man damit auf, die Teams und Fahrer einzubremsen, die sich stärker bemühen beziehungsweise mehr Talent haben?"

"Ich hoffe, dass die Leute der Dorna ihre Hausaufgaben gemacht haben, denn wenn ich auf der Strecke hinter einem Fahrer bin, der weniger Talent hat als ich, dann wird es lächerlich", so Davies. Momentan kann der Waliser die Kräfteverhältnisse noch nicht richtig einschätzen. Beim Nachsaisontest in Jerez verletzte sich Davies und konnte kaum Erfahrungswerte sammeln.

Getriebe muss neu übersetzt werden

"Der erste Eindruck war, dass wir reichlich Drehzahl eingebüßt haben. Wir verloren im oberen Bereich viel. Die Spitzenleistung fühlte sich nicht viel anders an, doch man muss viel öfter den Gang wechseln. Wir müssen abwarten, wie sich das von Strecke zu Strecke auswirkt", grübelt der Vizeweltmeister.

Wird Ducati durch das Drehzahllimit härter getroffen als die Konkurrenz von Kawasaki? "Ich glaube nicht, dass wir mehr im Fokus standen als Kawasaki. Doch wir haben ein Motorrad, das sich vollkommen unterscheidet. Wir haben ein deutlich kleineres Drehzahlband. Wenn wir nicht mehr so hoch drehen können, dann trifft uns das hart", erklärt Davies.

Chaz Davies

Ducati: Das Reglement erlaubt maximal 12.400 Umdrehungen pro Minute Zoom

Teamkollege Marco Melandri ist verärgert, dass das WSBK-Reglement erneut angepasst wurde: "Es ist nicht die beste Idee, die Regeln Jahr für Jahr zu ändern, um die Show zu verbessern. Die Rennen wurden nach 2014 immer langweiliger. Von da an durften nicht mehr so viele Änderungen an den Motoren gemacht werden. 2014 konnten viele unterschiedliche Hersteller Rennen gewinnen. Von 2012 bis 2014 waren die Rennen sehr unterhaltsam. Doch als sie die Regeln veränderten, wurden die Rennen langweilig", schimpft der Italiener.

Dreikampf mit Yamaha?

In der Saison 2018 rechnet Melandri nicht nur noch mit Kawasaki. "Yamaha hat durch die neuen Regeln weniger Nachteile", stellt der Routinier fest. "Für uns wird es sehr schwierig, weil unser Drehzahlband nicht so breit wie das der Vierzylindermaschinen ist, um Leistung herauszuholen. Wir verlieren zudem bei niedrigen Drehzahlen Drehmoment. Die neuen Regeln treffen uns hart. Die Yamaha war bereits Ende 2017 ein sehr gutes Motorrad. Durch die neuen Regeln sollten sie Vorteile haben. Sie werden auf jeden Fall stärker sein."

"Vor allem die Getriebeübersetzung bereitet Probleme, denn wir müssen viel öfter den Gang wechseln. Das ist nicht einfach, denn wir müssen das Motorrad am Kurvenausgang eher aufrichten, weil wir zeitiger den Gang wechseln müssen", schildert Melandri. "Wir müssen abwarten, ob Ducati das Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen steigern kann. Dann könnten wir eine längere Gesamtübersetzung fahren. Dann wäre der Fahrstil dem aus dem Vorjahr ähnlich."

Marco Melandri

Marco Melandri wünscht sich weniger Regeländerungen in der WSBK Zoom

Bei den November-Tests in Jerez kämpfte Ducati mit einem großen Rückstand. War das ein Vorbote für die Kräfteverhältnisse in der neuen Saison? "Das Motorrad befand sich noch nicht in der 2018er-Konfiguration. Wir werden bei den Vorsaisontests sehen, wo wir stehen und welche Probleme es gibt", kommentiert Melandri, der in dieser Woche in Jerez testet.

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