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WRX-Debütant Nico Müller: Performance passt, Ergebnis nicht

Am Ende seines ersten WRX-Rennens steht DTM-Pilot Nico Müller zwar mit leeren Händen da, hat aber trotzdem einen starken Eindruck hinterlassen

(Motorsport-Total.com) - Eine starke Leistung muss im Motorsport nicht zwangsläufig zu einem guten Ergebnis führen. Diese Erfahrung machte Nico Müller (EKS-Audi) am vergangenen Wochenende bei seinem Debüt in der Rallycross-Weltmeisterschaft (WRX) im französischen Loheac. Obwohl der Schweizer, der "hauptberuflich" für Audi in der DTM fährt, mit sehr starken Rundenzeiten aufhorchen ließ, stand er am Ende als 17. nach dem Qualifying mit leeren Händen da.

Titel-Bild zur News: Nico Müller

Nico Müller beeindruckte beim WRX-Debüt mit schnellen Zeiten Zoom

"Ich glaube man kann sagen, dass es eine relativ große Spannweite gibt zwischen der puren Performance und dem Resultat", bilanziert Müller im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Die Performance war besser, als ich es mir erhofft hätte." Müller ließ sich bei seinem ersten Start in der WRX nicht anmerken, dass er vorher noch keine 100 Runden mit dem Audi S1 EKS quattro gefahren war und setzte mit Platz drei im Freien Training ein Ausrufezeichen.

"Auch die Rundenzeiten in den Rennen, sei es im Trockenen oder im Nassen, waren immer gut für die Top 10. Aus eigener Kraft wäre ein Semifinale locker möglich gewesen", meint Müller. "Darüber bin ich sehr glücklich. Was leider nicht so gut lief, war das ganze drumherum."

Turbulente Rennen fordern ihren Tribut

Mit dem drumherum meint Müller die kompakten und umkämpften Rennen in der WRX, bei denen er im Laufe des Wochenendes einige Male Lehrgeld zahlen musste. "In Q1 war ich am Start vielleicht ein bisschen übermotiviert, die Kupplung hat ein bisschen gekocht", sagt er. Doch das bremste Müller im Rennen zunächst nicht ein. "Ich war dann auf P3, war aber viel schneller als (Kevin) Eriksson und (Kevin; Anm. d. Red.) Hansen vor mir."

Doch beim Versuch, sich an seinen schwedischen Rivalen vorbei zu drängen, kam es zu einer Berührung, bei der die Antriebswelle des rechten Vorderrads brach. Durch diesen Defekt fiel Müller weit zurück und beendete Q1 nur auf Rang 24 von 25 Startern, was seinen Ambitionen einen deutlichen Dämpfer verpasste. "Da musste ich lernen, dass es sehr zäh wird, wenn ein Rallycross-Wochenende so anfängt. Man ist dann in den langsamen Heats, startet außen, und so weiter und so fort."


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Doch Müller ließ sich davon nicht entmutigen und kämpfte sich in Q2 erfolgreich zurück. "Ich war im ersten Heat, wobei die Strecke in den nächsten Läufen schneller wurde. Ich habe meinen Heat aber gewonnen und war insgesamt auf Platz neun. Das war ganz okay", sagt er.

Regen als zusätzliche Herausforderung

Am Sonntag erwartete Müller an seinem Premierenwochenende dann eine weitere Herausforderung: Regen. "Ich wusste überhaupt nicht, was ich zu erwarten habe, aber dafür war es ganz gut. Die Rundenzeiten waren auch im Regen Top 8", so Müller. Doch dann fehlte in Q3 erneut das nötige Rennglück. "Leider wurde ich am Ausgang der ersten Kurve von (Kevin; Anm. d. Red.) Hansen umgedreht."

"Eigentlich war von mir aus gesehen die Kurve schon vorbei. Ich war hinter Mattias (Ekström; Anm. d. Red.) auf Platz zwei. Durch den Dreher habe ich zehn Sekunden verloren, und dann ist man statt Fünfter oder Sechster irgendwo, 15. oder so", berichtet Müller. "In Q4 war ich dann wieder im langsamen Heat leider und außen, dann Kontakt in der ersten Kurve und ein schleichender Plattfuß. Und dann war es das!"


Fotos: Rallycross-WM in Loheac


Und so blickte der Schweizer unmittelbar nach dem Rennen mit gemischten Gefühlen auf seine Premiere in der Rallycross-WM zurück."Im Moment ist es dieser bittere Beigeschmack, weil man zeigen will, was wirklich geht", so Müller. "Aber ich habe viel Spaß gehabt mit dem Team, und das Fahren ist sowieso genial. Spätestens Morgen wird das Grinsen überwiegen",meint er. "Momentan sitzt der Frust aber noch tief. Man will das Maximum herausholen, und das haben wir leider hinten und vorne nicht hingekriegt", ärgert sich der ehrgeizige Fahrer. "Man konnte aber auch nicht erwarten, dass man das beim ersten Wochenende gleich packt."

Besonderer Thrill bei den Starts

Das sieht auch Müllers Chef Mattias Ekström so: "Nico und ich kennen uns aus der DTM und ich weiß, dass er ein guter Fahrer ist. Dass er sich aber so schnell im Rallycross zurechtfindet, hat mich schon etwas überrascht", so Ekström gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Bei unserem Test vor Loheac ist er gleich schnellere Rundenzeiten gefahren als ich und nach P3 im zweiten Freien Training haben wir uns nur alle angeschaut und gedacht: Alter Schwede, was macht er denn da? In den Rennen wurde dann deutlich, dass ihm noch ein wenig Erfahrung fehlt. Aber das ist ganz normal. Das braucht seine Zeit."

Positiv stimmt Müller, dass er bei seinem Einstand beweisen konnte, dass er auch in der WRX konkurrenzfähig ist. "Ich war noch nie in Loheac und hatte das Auto vorher nur ein bisschen getestet, aber das hielt sich alle sehr im Rahmen. Dass ich dann hier bei der Musik bin ...", zeigt sich Müller überrascht. "Die Pace war wirklich Top-10-würdig, damit bin ich sehr zufrieden. Ich hoffe, dass ich noch einmal eine Chance bekomme, das umzusetzen, wenn es zählt."

Besonders in Erinnerung bleiben werden ihm die Starts, bei denen fünf Autos dicht nebeneinander stehen und dann im Parallelflug auf die erste Kurve zuschießen. "Das ist geil. Du weißt einfach: Sobald dieser Hebel plöng macht, heißt es volle Attacke", beschreibt Müller den Moment des Lösens der Handbremse. "Da gibt es keine Aufwärmrunde, du muss sofort volle Lotte reinhalten. Das hat schon einen gewissen Reiz, macht schon Spaß."