Neue WRC-Boliden: Wird die Rallye Finnland zu schnell?

Müssen die schnellen Waldstraßen der Rallye Finnland für die neuen World-Rally-Cars entschärft werden? - Die Veranstalter machen sich Sorgen

(Motorsport-Total.com) - Der neue Generation der World Rallye Cars ist schneller und leistungsstärker als ihre Vorgänger. Das wurde bei den ersten drei Saisonrallyes klar. In Schweden musste eine Wertungsprüfung abgesagt werden, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit höher war als vorgesehen. Die Sicherheitsrichtlinie der FIA sieht eine maximale Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 km/h vor. Das wirft die Frage auf, wie sich das Szenario bei richtig schnellen Rallyes darstellen wird.

Titel-Bild zur News: Kris Meeke

Kris Meeke stellte 2016 in Finnland einen neuen Speed-Rekord auf Zoom

Mads Östberg meinte bereits im Februar gegenüber 'Motorsport-Total.com': "Bei Rallyes, die schon in der Vergangenheit am Limit waren, werden wir die erlaubten Durchschnittsgeschwindigkeiten überschreiten", glaubt der Norweger, wenn er an den Rallye-Kalender denkt. "Ich denke, sie müssen sich über einige Prüfungen den Kopf zerbrechen. Prüfungen wie Ouninpohja werden jetzt noch kniffliger werden, weil sie schon bisher beim Durchschnittstempo am Limit waren."

Mit "Ouninpohja" spricht Östberg die berühmte WP der Rallye Finnland an. Unter den zehn schnellsten Rallyes der Geschichte scheint neunmal Finnland auf. Im Vorjahr stellte Kris Meek mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit (in allen Prüfungen) von 126,6 km/h einen neuen Rekord auf. Es wird erwartet, dass es in diesem Jahr mit den neuen WRC-Boliden schneller wird. Die Route der Rallye Finnland wurde schon im Januar von der FIA abgenommen.

Situation hat sich seit Januar verändert

"Die Sicherheit ist natürlich die oberste Priorität", hält Streckenchef Kari Nuutinen fest. Er muss aber auch eingestehen: "Die Situation hat sich seit Jahresbeginn verändert. Wir müssen auch aus sportlicher Sicht die bestmögliche Lösung finden." Offen ist, wie diese Lösungen aussehen sollen und ob Schikanen aufgebaut werden, um die Autos abzubremsen. Im Vorjahr zogen die Veranstalter den Unmut der Fahrer auf sich, als sie zu Werbezwecken zwei Traktoren als künstliche Schikane bei einer Superspecial aufstellten.

Die geplante Route der Rallye Finnland umfasst 25 Wertungsprüfungen über 316 Kilometer. Gesamt werden 1.422 Kilometer zurückgelegt. Wesentliche Änderungen betreffen den Samstag. Die Prüfungen "Ouninpohja", "Päijälä" - die beiden längsten WPs - und "Pihlajakoski" werden im Vergleich zum Vorjahr in umgekehrter Richtung befahren. Der berühmte Sprung beim gelben Haus wird wegen des hohen Tempos sehr weit gehen.

FIA nimmt Veranstalter in die Pflicht

Nuutinen glaubt, dass sich am Samstag die Spreu vom Weizen trennen wird: "Es wird der entscheidende Tag des Wettbewerbs. Die Prüfungen sind fantastisch, es wird auf schnellen Straßen im Süden von Mittelfinnland gefahren. Die WP-Zeiten werden stark variieren." Offen bleibt, ob die Veranstalter diese schnellen Straßen modifizieren müssen. Von Seiten der FIA kam direkt nach der Rallye Schweden eine klare Ansage.

"Wir hoffen, dass die Absage dieser Prüfung ein deutliches Signal an andere Rallye-Veranstalter sendet, dass sie mit der Route vorsichtiger sind", so FIA-Rallye-Direktor Jarmo Mahonen im Februar bei 'Autosport'. Es könne nicht sein, dass eine Prüfung, auf der schon 2016 durchschnittlich über 130 km/h erzielt worden sind, unverändert für die schnellere Fahrzeuggeneration übernommen wird. "Ich kann mich an meine Zeit als Rallye-Organisator erinnern. Ich wollte keine Heuballen-Schikanen aufbauen. Das verstehe ich, aber die Antwort ist einfach: Nehmt engere und schmalere Straßen!", mahnt er.

Die Rallye Finnland findet in diesem Jahr vom 27. bis 30. Juli statt.