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Kampf um VW-Stars: Wohin mit Ogier, Mikkelsen und Latvala?

Der Volkswagen-Rückzug hat für ein Beben auf dem Fahrermarkt gesorgt: Sebastien Ogier, Andreas Mikkelsen und Jari-Matti Latvala sind nun verfügbar...

(Motorsport-Total.com) - Der plötzliche Ausstieg von Volkswagen aus der Rallye-Weltmeisterschaft nach der Saison 2016 hat auch den Fahrermarkt völlig neu in Bewegung gebracht. Mit Sebastien Ogier, Andreas Mikkelsen und Jari-Matti Latvala sind durch die Entscheidung drei der begehrtesten Fahrer auf dem Markt verfügbar, die alle noch keinen Platz für die Saison 2017 besitzen. Mittlerweile hat sich so gut wie jeder Hersteller als Auffangbecken des Volkswagen-Trios angeboten.

Titel-Bild zur News: Jari-Matti Latvala, Sebastien Ogier

Latvala und Ogier müssen sich einen neuen Arbeitgeber suchen Zoom

Vor allem M-Sport hat offen um die Dienste des viermaligen Weltmeisters Sebastien Ogier gebuhlt. Teamchef Malcolm Wilson und der Franzose kennen sich sehr gut und schätzen einander. "Wir müssen es hinbekommen, dass Sebastien und Julien (Beifahrer Ingrassia; Anm. d. Red.) in unserem Auto sitzen, damit wir ein Team haben, das die Weltmeisterschaft gewinnen kann", hatte Wilson zuletzt gegenüber 'Autosport' erklärt.

Bislang gilt Eric Camilli für die Saison 2017 als gesetzt. Ott Tänak sollte zudem die größten Chancen auf das zweite Cockpit bei M-Sport besitzen, doch nach dem Volkswagen-Ausstieg könnte der Este am Ende in die Röhre schauen. "Wir hätten ihn (Ogier; Anm. d. Red.) Ende 2011 beinahe mit Ford verpflichtet. Dieses Mal werde ich alles Erdenkliche tun, damit er mir nicht wieder durch die Finger rutscht", macht Wilson klar, welchen Fahrer er für 2017 bevorzugt.

Toyota: Hänninen + X

In einer ähnlichen Position wie Tänak befindet sich WRC2-Pilot Esapekka Lappi, der das zweite Cockpit beim neuen Toyota-Werksteam bekommen sollte. Doch der ERC-Meister von 2014 fürchtet nun um seine Chance, jetzt wo das Volkswagen-Trio zu haben ist: "Es sind die drei besten Fahrer der Welt, und sie sind verfügbar. Ich kann nicht genug bieten, um es mit ihnen aufzunehmen", sieht er die Situation realistisch. "Es ist klar, dass sie wohl den Vorzug haben dürften."

Toyota Yaris WRC

Bei Toyota könnte man sich ein Engagement der Freien vorstellen Zoom

In der Tat hat sich Teamchef Tommi Mäkinen dafür ausgesprochen, an Ogier, Latvala und Mikkelsen heranzutreten: "Wir sind natürlich an allen drei Fahrern interessiert", meint der ehemalige Weltmeister zu 'Autosport'. "Wir bauen uns im Hinblick auf 2018 auf, aber wir wollen trotzdem so schnell wie möglich Erfolg haben. Es wäre möglich, einen der drei Fahrer zu nehmen und dann zu schauen, ob wir die Möglichkeiten verstärken können."

Allerdings soll der Platz von Juho Hänninen dabei nicht in Gefahr sein. Mäkinen betont die Bedeutung, die der Finne für das Programm von Toyota hat, denn immerhin absolvierte er fast die komplette Entwicklungsarbeit für die Japaner. "Juho wird alle Rallyes fahren. Wir brauchen sein Feedback und brauchen, dass er analysiert, was das Auto tut und wie es sich im Vergleich zu den Tests verhält", unterstreicht er. Ein drittes Auto soll ab Korsika zum Einsatz kommen.

Citroen setzt auf bewährtes Trio

Bei Citroen sieht die Sachlage anders aus. Teamchef Yves Matton hatte bereits angekündigt, bei Sebastien Ogier den Hörer abzunehmen, falls er anruft, um mit ihm zu sprechen. Allerdings habe er nicht vor, sein Fahreraufgebot von Kris Meeke, Craig Breen und Stephane Lefebvre zu ändern. "Das kommt nicht in Frage", hatte er betont und auch eine Absage an Mikkelsen und Latvala erteilt. Zwar würde er bei ihnen ebenfalls ans Telefon gehen - aber nur aus Höflichkeit. "Sie sind keine Franzosen und haben keine WM-Titel", so Matton.

Stammfahrer Kris Meeke hätte jedoch kein Problem damit, an der Seite von Ogier bei Citroen zu fahren: "Ich hätte ihn lieber im gleichen Team, als dass er vielleicht mit einem besseren Auto gegen mich fährt", sagt er zu 'Autosport'. Er habe Ogier nach dem Volkswagen-Aus eine Nachricht geschrieben und ihm sein Bedauern ausgesprochen, aber zugleich gesagt, dass er hoffe, dass der Franzose in Monte Carlo am Start stehen wird.


Fotostrecke: Volkswagen: Meilensteine im Rallyesport

"Mich würde es nicht stören, wenn einer der drei zum Team stoßen würde", ergänzt Meeke über das Volkswagen-Trio und findet es schade, dass man 2017 nicht mehr gegen die Deutschen fahren wird: "Wir haben uns so lange darauf vorbereitet, es mit den Champions aufzunehmen. Jetzt ist die Chance dahin, und das ist wirklich schade", so der Citroen-Pilot.

Womöglich geht der Wunsch aber doch noch in Erfüllung, denn eine weitere Möglichkeit steht im Raum: Gerüchten zufolge könnte Sponsor Red Bull ein eigenes WRC-Team aufbauen und die fertig entwickelten Polo R WRC 2017 von Volkswagen aufkaufen. Doch was auch passiert, der Winter dürfte in Sachen Fahrermarkt spannend werden.