• 04.03.2016 08:02

Mexiko: Rallyefahren auf Höhe der Zugspitze

In Mexiko schrauben sich die Wertungsprüfungen auf knapp 2.800 Meter Höhe hinauf - Die Turbomotoren verlieren in der dünnen Luft bis zu 30 Prozent Leistung

(Motorsport-Total.com) - Die Rallye Mexiko hält sämtliche Höhenrekorde im WM-Kalender. Schon auf dem Serviceplatz in Leon pendelt der Höhenmesser um die 1.800-Meter-Marke. Die Wertungsprüfungen liegen fast komplett jenseits von 2.000 Metern. Die höchste Stelle wird auf der am Freitag gefahrenen Wertungsprüfung "El Chocolate" bei knapp 2.800 Metern erreicht. Zum Vergleich: Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze, ist 2.962 Meter hoch.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Bei der Rallye Mexiko wird die Luft in 2.800 Metern deutlich dünner Zoom

In dieser Höhe ist der Sauerstoffgehalt in der Luft deutlich geringer als auf Normalnull. Damit kommen nicht nur Menschen ins Schnaufen. Auch Motoren geht die Puste aus. "Im Vergleich zur Rallye Schweden beträgt der Leistungsverlust etwa 28 bis 30 Prozent", erklärt Dr. Donatus Wichelhaus, Leiter Motorenentwicklung bei Volkswagen Motorsport. Standen den Volkswagen-Piloten beim letzten WM-Lauf noch etwa 320 PS zur Verfügung, müssen sie sich auf "El Chocolate" mit rund 230 PS begnügen.

Früher hätte Wichelhaus für Mexiko - und die mit ähnlichen Höhenwerten aufwartende Rallye Argentinien - eine spezielle Motorenspezifikation entwickelt. Das ist heute nicht mehr erlaubt. Alle Rallyes der gesamten Saison müssen mit identischer Auslegung bestritten werden. Laut Reglement ist außerdem der Ladedruck auf 2,5 bar begrenzt. Die Turbolader selbst sind vorgeschriebene Standardteile, die in allen aktuellen World-Rally-Cars (WRC) gleich sind. Sie müssen in Schweden auf nahezu Meereshöhe genauso gut funktionieren wie in den mexikanischen Bergen.

Auch der Turbolader leidet

Ohnehin muss auf dem Weg zum Turbolader sämtliche Luft durch den sogenannten Airrestrictor (Luftmengenbegrenzer) strömen, eine Röhre mit nur 33 Millimetern Durchmesser. Der Effekt ist in etwa so, als wenn ein Marathonläufer durch einen Strohhalm atmen müsste. Der in der Höhe von Mexiko geringere Luftwiderstand führt dazu, dass die mit etwa 150.000 Umdrehungen pro Minute rotierenden Schaufelräder noch höhere Drehzahlen erreichen als bei anderen Rallyes - auch der Turbolader arbeitet an der Schmerzgrenze.

Die Ingenieure haben nur eine Chance: mit einer speziellen Programmierung der Motorelektronik dem Leistungsverlust und Turbolader-Tod entgegensteuern. Die Regeln der Weltmeisterschaft verbieten allerdings Testfahrten außerhalb von Europa. Die Techniker müssen deswegen auf Simulationen und vor allem auf Erfahrungen aus der Vergangenheit bauen. Volkswagen Motorsport hat zum Beispiel mit Prüfstandversuchen in der Klima-Höhenkammer des Mutterkonzerns spezielle Höhen-Kennfelder für die 1,6-Liter-Turbomotoren der Polo R WRC entwickelt.

Motor Polo R WRC

Der 1,6-Liter Turbomotor des Volkswagen Polo R WRC Zoom

Dr. Wichelhaus und seine Mannschaft scheinen ihren Job gut gemacht zu haben. Mit drei Siegen in Folge durch Sebastien Ogier ist der Polo R WRC bei der Rallye Mexiko bisher ungeschlagen.

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