• 06.11.2015 14:02

Volkswagen: Gelingt Mikkelsen gegen Latvala der Vizetitel?

Mit drei Siegerduos geht Volkswagen in den Saisonabschluss 2015, der bei der Rallye Großbritannien ausgetragen wird - Sebastien Ogier will Spanien vergessen machen

(Motorsport-Total.com) - Volkswagen greift beim 13. und abschließenden Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) 2015 noch einmal richtig an. Die alten und neuen Weltmeister Sebastien Ogier/Julien Ingrassia, die dreimaligen Sieger der Saison und aktuellen WM-Zweiten, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila sowie die zuletzt in Spanien erstmals siegreichen Andreas Mikkelsen/Ola Floene haben nichts zu verlieren - und wollen ihrer Saison noch einmal das i-Tüpfelchen aufsetzen. In den Wäldern und Hügeln von Wales, wo die Rallye Großbritannien traditionell ausgetragen wird, können sie dabei gemeinsam noch einmal für Volkswagen auftrumpfen.

Titel-Bild zur News: Andreas Mikkelsen

Mikkelsen ist trotz minimaler Aussichten auf den Vizetitel hochmotiviert Zoom

Elf der bisher zwölf Rallyes gingen 2015 an den Polo R WRC. Gelingt der zwölfte Erfolg des Jahres, stellt Volkswagen den bisher einsamen eigenen Bestwert aus dem Jahr 2014 mit zwölf von 13 möglichen Siegen ein. Mit 24 Podiumsresultaten ist die Saison 2015 bereits erfolgreicher verlaufen als das Vorjahr. Die Aufgabe wird allerdings alles andere als leicht: Die Rallye Großbritannien in Wales ist angesichts ihres typischen feucht-rutschigen bis schlammigen Schotteruntergrunds einzigartig im Kalender. 2015 stehen 19 Wertungsprüfungen mit 310,15 Kilometern auf Zeit auf der Agenda.

"Was wir in diesem Jahr erreicht haben, ist einfach unglaublich. Von bislang zwölf möglichen Siegen haben wir elf nach Wolfsburg geholt", so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. "Keine Frage also, dass wir in Wales wieder ganz oben stehen wollen. Und das gemäß unseres Prinzips: Möge der Bessere gewinnen. Schon jetzt blicken wir auf ein Jahr zurück, in dem erstmals alle drei Fahrer- und Beifahrer-Duos für uns gewonnen haben. Alle drei werden versuchen, in Wales noch einmal zu glänzen - gam liebsten mit einem Sieg. Allein von unserer Seite wird es also schon eine hochinteressante Rallye. Aber auch unsere Gegner werden die Saison positiv abschließen und uns das Leben so schwer wie möglich machen wollen."

"Matsch Fun": der Klassiker mit den einzigartigen Bedingungen

Leicht wird die Rallye im walisischen Norden keineswegs: "Gartheiniog", "Aberhirnant" oder "Alwen" - so beschaulich walisisch die Namen auch klingen, die Wertungsprüfungen durch dichte Wälder haben es in jedem Fall in sich und erfordern ein Höchstmaß an Konzentration. Nicht zuletzt aufgrund der schwierig einzuschätzenden Wetterbedingungen gilt der Traditionslauf auf der Insel als eine der größten Herausforderungen im Kalender.

So unvorhersehbar wie das Wetter, so unberechenbar ist auch der Untergrund in Wales. Nicht selten hat sich der Belag in den vergangenen Jahren binnen weniger Minuten von Schotter in Schlamm und Matsch verwandelt. Noch 19 Wertungsprüfungen auf 310,15 Kilometern stehen Fahrern und Beifahrern in dieser Saison bevor und die meisten davon dürften noch in guter Erinnerung sein: Fast 90 Prozent der Strecke aus dem Vorjahr wurden beibehalten, wohl dem also, der seinen Aufschrieb aus dem vergangenen Jahr gut aufgehoben hat.

Kandidaten für den Vizetitel: Latvala vs. Mikkelsen

698 Wertungsprüfungen hat der Polo R WRC seit seinem Debüt bei der Rallye Monte Carlo 2013 bisher absolviert. Bei der Rallye Großbritannien wird er auf der zweiten Wertungsprüfung "Sweet Lamb" die 700er-Marke erreichen. In Wales könnte man aber noch mehr erreichen: Bislang gingen 489 WP-Bestzeiten auf das Konto des Polo. Volkswagen könnte demnach auch den 500. WP-Sieg perfekt machen. Dazu müssten die drei Volkswagen Piloten aber mächtig Gas geben, da insgesamt nur 19 Wertungsprüfungen bei der Rallye Großbritannien zu absolvieren sind.

Sebastien Ogier

Die weggeworfene Spanien-Rallye will Sebastien Ogier vergessen machen Zoom

Auch den zwölften Saisonsieg will Volkswagen perfekt machen. Bisher sind sie die einzige Marke in der Rallye-WM-Geschichte, die dieses Dutzend Triumphe in einem Rallye-WM-Jahr erzielt hat - das gelang ihnen im Vorjahr. Während die drei Volkswagen-Sieger Ogier, Latvala und Mikkelsen also mit diesem Wert gleichziehen können, haben sie eine persönliche Bestmarke des Volkswagen Teams bereits übertroffen: 24 Podiumsresultate in den zwölf Rallyes der Saison sind schon jetzt ein besser Wert als der von 2014, als 23 Top-Drei-Platzierungen zu Buche schlugen. Insgesamt gingen bisher 65 Podiumsresultate in 38 Rallyes an den Polo R WRC, darunter 33 Siege.

Dank des Erfolgs in der Saison 2015 steht bereits fest: Fahrer-, Beifahrer- und Hersteller-Titel gehen an die alten und neuen Weltmeister Ogier, Ingrassia und Volkswagen. Genauso steht fest, dass wie 2014 die Top-Drei-Positionen in der Fahrer- und Beifahrer-Wertung an Volkswagen gehen. Offen ist nur, wer den zweiten Platz feiern wird. Aussichtsreichste Kandidaten dafür sind Latvala und Miikka Anttila, die sich 24 Zähler Vorsprung auf Mikkelsen und Floene erarbeitet haben. Maximal 28 Punkte sind in Wales zu vergeben. Für Mikkelsen/Floene bedeutet das: Nur mit einem weiteren Sieg ist dieses Ziel noch erreichbar. Für Latvala/Anttila gilt: Holen sie vier weitere Zähler, sind sie die WM-Zweiten des Jahres 2015.

Stimmen vor der Rallye Großbritannien

Sebastien Ogier: "Es ist schade, wie die Rallye Spanien für uns zu Ende gegangen ist. Doch das ist Vergangenheit und ich freue mich umso mehr auf die Rallye Großbritannien, die Julien und ich in den vergangenen beiden Jahren gewonnen haben. Die Wertungsprüfungen sind herrlich zu fahren, obwohl der Grip weitestgehend gering ist. Wenn man nach Wales fährt, ist es eigentlich egal, wie die Wetter-Prognosen aussehen."

"Denn man weiß von vornherein, dass die Straßen sehr rutschig sein werden. Damit komme ich in der Regel gut zurecht. Die Situation ist für uns die gleiche wie schon zuletzt in Spanien oder davor in Frankreich. Wir haben alle drei Meisterschaften bereits gewonnen und können ohne Druck die Saison abschließen. Egal, ob es die erste oder die letzte Rallye einer Saison ist: Ich will immer gewinnen und das gilt auch für die Rallye Großbritannien. Natürlich will jeder in Wales ganz oben stehen und sich mit einem guten Ergebnis in die wohlverdiente Pause verabschieden."

Jari-Matti Latvala: "Die Wertungsprüfungen bei der Rallye Großbritannien führen zum Großteil durch Wälder und sind sehr schnell und flüssig zu fahren. Das gefällt mir, weil es mich an die Rallye Finnland erinnert. Die Rallye Großbritannien ist nicht nur deshalb für mich wie eine zweite Heim-Rallye. Ich verbinde einfach tolle Erlebnisse mit Wales: 2002 habe ich dort mein Debüt in der Rallye-WM gefeiert, 2011 und 2012 habe ich gewonnen. Das würde ich natürlich in diesem Jahr gern wiederholen."

"In den ersten Rallyes des Jahres hatten Miikka und ich ein paar Schwierigkeiten. Wir haben aber gemeinsam die Wende geschafft und möchten nun mit einem guten Ergebnis unsere erfolgreiche zweite Saisonhälfte krönen. Mit einem erfolgreichen Saisonabschluss könnten wir zusätzlichen Schwung mit in das neue Jahr zur 'Monte' nehmen. Das ist auf jeden Fall das Ziel. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle im Team. Sie haben das gesamte Jahr über herausragende Arbeit geleistet. Jetzt geben wir noch einmal Vollgas - und danach geht es in die wohlverdiente Pause."

Andreas Mikkelsen: "Olas und mein erster Rallye-WM-Sieg bei der Rallye Spanien war etwas ganz Besonderes. Auch deshalb, weil wir jetzt völlig befreit und ohne Druck bei der Rallye Großbritannien Gas geben können. Zu Wales habe ich eine spezielle Verbindung: Ich bin im Alter von 17 Jahren dorthin gezogen, um meinen Führerschein zu machen. Außerdem habe ich in Wales meine erste WM-Rallye bestritten. Deswegen ist es natürlich immer ein schönes Gefühl, auf diese Streckenabschnitte zurückzukehren.


Fotostrecke: Alle Rallye-Weltmeister seit 1979

"Für mich ist die Rallye Großbritannien wie auch die Rallye Schweden eine Art Heimspiel. Viele alte Wegbegleiter werden mit dabei sein und mich unterstützen. Darauf freue ich mich sehr. Natürlich packen wir für die Reise Regenschirm und Regenjacke ein - auf schlechtes Wetter muss man in Wales immer eingestellt sein. Das macht die Rallye auch immer ein bisschen knifflig, da die Wertungsprüfungen extrem matschig und rutschig sind. Nach dem Sieg in Spanien habe ich Blut geleckt. Jetzt möchte ich so schnell wie möglich wieder gewinnen."