• 29.07.2015 19:28

  • von David Evans (Haymarket)

China-Comeback: Mehrere Rallyes unter Druck

Die WRC plant baldige Rückkehr nach China: Deswegen sind mehrere Rallyes Wackelkandidaten, darunter auch Deutschland und Großbritannien

(Motorsport-Total.com) - Die Rallye-Weltmeisterschaft ist davor gewarnt, den gleichen Weg wie die Formel 1 einzuschlagen und neue Märkte gegenüber Tradition zu bevorzugen. Läufe in Europa, inklusive der Rallye Großbritannien, sind durch ein mögliches Comeback in China gefährdet. Laut WRC-Promoter Oliver Ciesla ist die Rallye Großbritannien eine von vier Rallyes, die um ihren Verbleib im Kalender 2016 kämpfen müssen.

Titel-Bild zur News: Andreas Mikkelsen

Die Rallye Großbritannien ist ein Klassiker im WM-Kalender Zoom

"Wir haben einen klaren Auftrag von der FIA und von den Herstellern, dass der Kalender global aufgestellt sein muss. China ist einer der ersten Kandidaten dafür", bestätigt Ciesla. "Wir haben Verträge mit neun Rallyes und sind in einer Position, mehr Veranstaltungen als Kapazitäten zu haben. Wir haben aber keinen genauen Prozess definiert, wie wir mit dieser Situation umgehen. Deshalb müssen wir abwarten."

"Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Portugal wollen im Kalender vertreten sein. Wir denken aber, dass China auch dabei sein muss. Es gibt aber kein Budget für 14 Rallyes, also muss sich etwas ändern", hält Ciesla fest. In Großbritannien verweist man auf die geschichtsträchtige Vergangenheit und die Bemühungen in jüngeren Jahren. "Ich kann verstehen, wenn man die WM in neue Märkte bringen will", sagt Rallye-GB-Chef Ben Taylor. "Der Promoter darf aber nicht die Heimat des Sports vergessen."

"Man muss nur auf die Formel 1 blicken, wie auf der Suche nach neuen Kunden oder Antrittsgeldern in neue Märkte vorgedrungen wird. Als Businessmodell mag das gut sein, aber man riskiert die Seele des Sports und den Charakter der Rennen. In Großbritannien gibt es eine starke und loyale Fangemeinde. Wir haben eine langlebige Motorsport-Infrastruktur. Sicherheitsstandards und Organisation werden ernst genommen. Auch kommerziell sind wir ein Schlüsselmarkt für Autohersteller."

"Die Wales-Rallye-GB ist seit der Gründung der Weltmeisterschaft dabei, aber trotzdem sehen wir es nicht als garantiert an, einen Platz in der WM zu haben. Wir haben in den vergangenen Jahren hart gearbeitet, um eine Qualitätsveranstaltung auf die Beine zu stellen. Ich schätze, dass die Leute merken, dass unsere Veranstaltung einen Platz im Kalender verdient", so Taylor.


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Promoter Ciesla fügt hinzu, dass eine Verlängerung der Veranstalter mit Wales in diesem Fall sehr hilfreich sein würde. "Wenn es einen Deal gibt, dann wären wir sehr glücklich, sie als Kandidaten zu haben. Wir werden mit der MSA (dem Motorsportverband in Großbritannien; Anm. d. Red.) sprechen und sehen, ob wir sie im Kalenderentwurf für den Motorsport-Weltrat berücksichtigen können."

Die Hersteller in der WRC wollen nach China zurückkehren. Laut Ciesla wachsen die Chancen dafür: "Es gibt gute Fortschritte. Ich bin noch nicht in der Position, sie für 2016 vorzuschlagen, aber ich bin optimistisch, dass wir in der nahen Zukunft in China sein werden."