Armin Schwarz: Neuer Angriff auf das Ziel Baja 1000

(Motorsport-Total.com) - bLiebe Freunde des gepflegten Driftwinkels,

seit einigen Jahren bin ich in der US-SCORE-Meisterschaft aktiv und verfolge mein großes Ziel, die Baja 1000 als erster Europäer zu gewinnen. In der heutigen Kolumne möchte ich euch den Sport etwas näherbringen. Es ist mehr oder weniger ein wildes Rennen, denn es gibt ein sehr offenes Reglement. Man kann zum Großteil selbst entscheiden, was man machen will. Das ermöglicht den Vorteil, dass man sich selbst als Team verwirklichen kann. Es sind erlebnisreiche Rennen. Das macht die Faszination für mich aus. Dazu kommen die tollen Landschaften, durch die man fährt.

Auch die Rallye Dakar ist eine große Veranstaltung, die durch tolle Landschaften führt, aber es gibt viele Unterschiede zur Baja. Die Dakar ist eine FIA-Veranstaltung und man hat vom Reglement her viele Einschränkungen. Die Autos sind viel stärker reguliert. Im Gegensatz dazu kann man in der US-SCORE-Serie einsetzen, was den Ingenieuren einfällt - es ist komplett offen. Es gibt also alleine schon von den Autos her große Unterschiede.

Einzigartige Rennserie

Auch die Rennen sind komplett anders. Bei der Dakar werden viele Etappen auf unterschiedlichstem Terrain gefahren. Die Baja ist eine Nonstop-Veranstaltung, es geht über 24 oder mehr als 30 Stunden. Jede Servicezeit geht zu deinen Lasten. Die Dakar und die Baja sind somit komplett unterschiedliche Veranstaltungen. Leider ist die US-SCORE-Serie in Europa nicht so sehr bekannt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass bisher kein Mitteleuropäer gewonnen hat.

Es gibt einen hohen Anteil an US-Amerikanern und wenigen Mexikanern, die sich die Erfolge aufteilen. Dazu kommen die Hersteller Dodge, Ford und Chevrolet aus den USA. Es beeinträchtigt natürlich den Bekanntheitsgrad in Europa, wenn auch kein europäischer Hersteller engagiert ist. Es ist schade, denn im US-Rennsport haben die Fans viel mehr Zugang. Alles ist offener und es gibt kaum Einschränkungen. Die Struktur ist in den USA ganz anders.

Ein Europäer in Amerika

Für uns ist das Projekt mit viel Arbeitsaufwand verbunden. Es gibt ja nicht nur die Baja 1000, sondern es gibt über das Jahr fünf Rennen. Es gibt zum Beispiel die Baja 250 und 500. Ich bin seit 2006 am Start und fand es gar nicht so schwierig, mich als Europäer zu etablieren. Die Schwierigkeit liegt darin, dass du von den Amerikanern akzeptiert werden musst. Das geht nur über Leistung. Man muss sich zeigen, erfolgreich sein, aber auch die Kultur annehmen, sonst bleibst du draußen.

Es geht nicht, dass man sich europäisch verhält und man erwartet, dass die Amerikaner dir entgegenkommen. Man muss das US-Racing annehmen und die US-Sportmentalität pflegen. Dann wird man in ihre Clique aufgenommen. Mein Ziel ist es natürlich, die Baja 1000 zu gewinnen. Leider hat es in diesem Jahr durch den unglücklichen Unfall nicht geklappt. Es war auch mein letztes Rennen für All-German-Motorsports.

Ein Topteam für 2015 gefunden

Mit der Saison 2015 schlage ich nun ein neues Kapitel auf. Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit AGM und Martin Christensen habe ich intensiv nach einem neuen Team gesucht, und mit Galindo Motorsports habe ich eine absolute Topmannschaft gefunden. Es ist der Rennstall des amtierenden SCORE-Champions Steven Eugenio. Ich werde im nächsten Jahr mit meinem Beifahrer Bryan Lyttle sein Teamkollege sein.

Besser hätte es nicht laufen können, denn Steven hat in diesem Jahr die Meisterschaft gewonnen. Er ist einer der schnellsten Fahrer im Feld. Wir pflegen schon länger einen guten Kontakt. Man trifft sich bei den Rennen und wir haben schon im Juli miteinander über die Baja 1000 gesprochen, denn er suchte einen Fahrer. Ich konnte ihm aber nicht zusagen, weil ich noch AGM verpflichtet war. Die Gespräche mit Steven drehten sich dann rasch über die kommende Saison.

Ich habe mich auch mit anderen Teams unterhalten, aber ich glaube, dass die Option mit Steven die beste Möglichkeit darstellt, um schnellstmöglich Rennen gewinnen zu können. Außerdem wird uns ein Teil unserer bisherigen Mechaniker bei den Rennen unterstützen. Rund die Hälfte des AGM-Teams wird auch beim neuen Team dabei sein.

Kurze Vorbereitungszeit

Gespannt bin ich vor allem auf den neuen Trophy-Truck. Ich weiß, dass es ein schnelles Auto ist, denn wir sind ja gegen ihn in der Meisterschaft angetreten. Der Truck verfügt auch über den Chevrolet Small-Block-Motor, den wir am Schluss auch im AGM-Truck gefahren sind. Insofern kenne ich die Motorcharakteristik sehr gut. Das Fahrwerk wird für mich neu sein, denn wir werden mit King-Shock-Dämpfern und nicht mehr mit Fox arbeiten. Dafür muss ich natürlich noch ein Gefühl bekommen.

Deshalb wird es gut möglich sein, dass ich beim ersten Rennen mit dem Beifahrer von Steven fahren werde, denn er kann mir die richtigen Tipps für das Auto geben. Das San Felipe 250 findet bereits vom 22. bis 25. Januar statt. Es bleibt also nicht mehr viel Zeit. Bis dahin müssen wir noch einiges bezüglich dem Design des Autos, der Positionierung meiner Sponsoren erledigen.

Die Saison wird für mich dann am 19. Januar beginnen, wenn ich in die USA reise. Mein Beifahrer Bryan ist schon vor Ort und kümmert sich um Dinge wie die optimale Sitzposition. Am 20. Januar werden wir Testen und anschließend für das erste Rennen trainieren. Das Vorbereitungsprogramm ist zwar kurz und kompakt, aber ich werde das San Felipe 250 mit Stevens Abstimmung beginnen, denn das Auto war 2014 sehr erfolgreich. Das San Felipe 250 wird also ein Test unter Wettbewerbsbedingungen sein.

Ich möchte auch die Gelegenheit nutzen, mich bei all meinen Sponsoren zu bedanken, denn sie haben mir alle während der Durststrecke in den vergangenen beiden Jahren die Stange gehalten. Jetzt wollen wir die Ergebnisse abliefern, die wir uns alle erwarten. Unsere Ziele sind ganz klar Podiumsplatzierungen und Siege.

Da wir jetzt mit dem amtierenden Meister fahren, sind die Voraussetzungen optimal. Dafür bedanke ich mich bei allen Sponsoren und Partnern, die bei diesem Prozess beteiligt waren. Natürlich bedanke ich mich auch bei euch Fans, und ich hoffe, ich kann euch mit guten Ergebnissen für den Baja-Sport begeistern. Drückt mir bitte die Daumen.

Ich wünsche euch hiermit eine geruhsame Weihnachtszeit im Kreise eurer Familien!

Bis bald!

Euer,