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  • 03.06.2013 12:32

Nowikow/Minor: Zunächst Führung, aber dann...

Jewgeni Nowikow und Ilka Minor führen zunächst in Griechenland, doch dann läuft es nicht rund und das M-Sport-Duo kommt auf Rang neun ins Ziel

(Motorsport-Total.com) - Für Jewgeni Nowikow und Ilka Minor begann die Akropolis-Rallye, eine der härtesten Schotter-Rallyes in der Weltmeisterschaft, wie in einem schönen Traum: Während Spitzenfahrer wie Sebastien Ogier oder Mikko Hirvonen auf der fast 50 Kilometer langen Auftaktprüfung mit Problemen zu kämpfen hatten, markierte das russisch-österreichische M-Sport-Duo eine überlegene Bestzeit: 20,6 Sekunden schneller als der zweitplatzierte Dani Sordo. Und 36,3 Sekunden schneller als der spätere Sieger Jari-Matti Latvala.

Titel-Bild zur News: Jewgeni Nowikow

Am Freitag sorgte Jewgeni Nowikow für eine sensationelle Führung Zoom

"Jewgeni ist auf der langen Prüfung nicht anders als sonst auch gefahren - also vom ersten Meter an voll auf Angriff", schildert Minor ihre Eindrücke aus dem Cockpit. "Daher haben wir im Auto nichts davon gespürt, dass wir schneller als der Rest unterwegs sind - freilich: Anhand der Splitzeiten der Konkurrenz, die wir ins Auto gespielt bekommen, haben wir es gesehen." Auch auf der rund 26 Kilometer langen Nachtprüfung waren Nowikow/Minor nicht zu schlagen - das Duo beendete die erste Etappe der Akropolis-Rallye auf Platz eins liegend mit einem Vorsprung von 30,3 Sekunden.

Und so kam es, dass Minor am späten Freitagabend zum ersten Mal in ihrer Karriere als Führende eines WM-Laufs ins Hotel eincheckte. "Da hatte ich dann doch ein bisschen Bauchschmerzen. Ich habe dann auch unruhig geschlafen - man macht sich doch Sorgen, was alles passieren könnte", so die Österreicherin. "Aber natürlich war es auch ein unglaublich schönes Gefühl, das ist nur schwer mit Worten zu beschreiben."

Am nächsten Tag, an dem auch WM-Leader Ogier wieder am Start war, ging es in der gleichen Tonart weiter: Bestzeit auf der ersten Sonderprüfung, wenngleich der spätere Sieger Latvala exakt die gleiche Zeit markieren konnte. Der Gesamtvorsprung betrug nun bereits 39,1 Sekunden. Auch auf der nächsten Prüfung waren Nowikow/Minor wieder schnell unterwegs, doch dann traf der Ford Fiesta einen Stein am kurveninneren Streckenrand, dabei wurde das komplette Hinterrad von der Felge gezogen.

Beide mussten aussteigen, um einen Reifenwechsel vorzunehmen. Zudem wurde auch ein Teil der Aufhängung beschädigt - und es waren noch zwei weitere Prüfungen zu absolvieren, ehe der Wagen im Service repariert werden konnte. Insgesamt kostete der Vorfall rund acht Minuten und, natürlich, war der Traum vom Podium oder gar dem ersten Sieg mit einem Schlag vorbei. "Der Stein, den wir getroffen haben, war eigentlich gar nicht so groß - aber es ist dann ohnehin egal, natürlich ist man dann ziemlich deprimiert."


Fotos: Jewgeni Nowikow, WRC: Rallye Griechenland


Insgesamt vier Prüfungsbestzeiten

"Wir waren beide traurig. Jewgeni hat Interview zwar sehr gefasst gewirkt, aber das ist seine Art, mit solchen Rückschlägen umzugehen. Aber natürlich waren wir beide niedergeschlagen." Doch Jewgeni und Ilka erholten sich rasch. Am Samstagnachmittag, mit frisch repariertem Auto, gab es nach einem Dreher auf WP7 zwei weitere Bestzeiten - das russisch-österreichische Duo demonstrierte noch einmal seinen hohen Speed. Diese beiden Bestzeiten sind besonders hoch anzurechnen, da zu diesem Zeit die gesamte Weltelite auf Angriff unterwegs war.

Spätestens jetzt wurde allen Experten klar: Nowikow und Minor haben den nötigen Speed, um aus eigener Kraft heraus nicht nur das Podium zu stürmen, sondern auch um einen Sieg einzufahren. Minor nickt: "Bislang haben wir nur angenommen, dass wir den Speed der absoluten Spitze mitgehen können - doch bei dieser Rallye wurde es bestätigt."

"Bislang haben wir nur angenommen, dass wir den Speed der absoluten Spitze mitgehen können - doch bei dieser Rallye wurde es bestätigt." Ilka Minor

Schließlich konnten Nowikow/Minor auch noch auf der abschließenden Power Stage, auf der die weltbesten Piloten um zusätzliche WM-Punkte kämpfen, hinter WM-Leader Ogier den zweiten Platz belegen. Eine weitere Bestätigung. Denn selbst wenn im Endresultat "nur" Platz neun heraussprang, stellt die Akropolis-Rallye 2013 für das Duo Nowikow/Minor eine weitere, eine zusätzliche Motivation für die kommenden Rallyes dar.

Motivation kam auch von den zahlreichen österreichischen Fans an der Strecke. "Da waren so viele österreichische und auch Kärntner Flaggen! Das hat mich ungemein gefreut, das hat mir wirklich Kraft gegeben", erzählt Minor begeistert. "Ich möchte mich hiermit ganz herzlich bei den Fans für die Unterstützung bedanken. Jewgeni und ich werden alles versuchen, damit wir uns schon bald mit einem Spitzenergebnis bedanken können.". Die nächste Chance dazu besteht in drei Wochen auf Sardinien.